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Einbruchschutz fürs Haus: 8 häufige Schwachstellen durch clevere Planung vermeiden

Bauunternehmen.org Team
Verfasst von Bauunternehmen.org Team
Zuletzt aktualisiert: 21. Februar 2020
Lesedauer: 10 Minuten
© Bet_Noire / istockphoto.com

Einbruchschutz: Welche Schwachstellen hat ein Haus?

Unzureichend gesicherte Fenster und Türen, die sich von Unbefugten allzu leicht öffnen lassen, sind die häufigste Schwachstelle eines Hauses; doch auch eine angebaute Garage ist unter Umständen ein guter Einstiegspunkt für Einbrecher. Diese nutzen grundsätzlich jede Hilfe, die Sie als Hausbesitzer ihnen unbewusst bieten: Dazu gehören Rankgitter oder stabile Kletterpflanzen an der Hausfassade, die Einbrechern den Zugang zu Balkonen ermöglichen; und ein zu dichter Bewuchs von Pflanzen rund um das Haus sowie eine unzureichende Außenbeleuchtung bietet Einbrechern einen hilfreichen Sichtschutz.

Trautes Heim – pures Glück. Damit es auch so bleibt, muss man die eigenen vier Wände vor Diebstahl schützen. Will man effektiven Einbruchschutz fürs Haus betreiben, soll man die Schwachstellen des Gebäudes sichern: mit elektronischen Systemen, die Anwesenheit vorgaukeln, mit mechanischer Sicherheitstechnik oder Alarmanlagen. Am besten in Kombination miteinander.



1. Sichern Sie alle Türen!

Für einen effektiven Einbruchschutz muss man sich in erster Linie der Haustür widmen – einem der gängigsten Zutrittwege für Langfinger. Auch eine professionell gesicherte Tür wird kein unüberbrückbares Hindernis darstellen, sie macht den Einbrechern aber das Leben schwer und verbessert die Chancen, dass sie aufgeben. Laut Experten brechen Kriminelle ihren Einbruchversuch meist nach etwa drei bis fünf Minuten ab. Für den Einbruchschutz an der Tür empfehlen Sicherheitsprofis folgende Maßnahmen:

  • Schutzbeschläge, von innen verschraubt, verhindern, dass sich das Einsteckschloss und der Zylinder abbrechen oder abziehen lassen. Wenn sich an der Tür kein Schutzbeschlag anbringen lässt, hindert eine Schutzrosette den Einbrecher daran, den Zylinder aufzubrechen.
  • Einbruchhemmende Schließbleche stellen sicher, dass der Einbrecher die Haustür im Schlossbereich nicht aufhebeln kann.
  • Veraltete Schließzylinder sollten gegen moderne mit hoher Sicherheitsstufe ausgetauscht werden.
  • Zusatzschlösser mit Sperrbügel oder Türketten erlauben es, die Tür nur einen Spalt weit zu öffnen.
  • Eine Panzerriegel auf der Innenseite über die ganze Breite der Tür verriegelt beide Seiten der Tür – die Schloss- und die Scharnierseite – mit nur einem Schließvorgang und sorgt dafür, dass sich die Tür selbst bei gewaltsamen Einbruchversuchen nicht öffnen lässt.
  • Tür-Stangenschloss, geeignet für besonders hohe Türen oder Wohnungseingangstüren in Altbauten, verriegelt die Tür über die gesamte Höhe von oben bis unten.

Hat man die Wohnungseingangstür oder die Haustür nachgerüstet, sind die Kellertür, Balkontüren und Terrassentür dran. Auch Nebeneingänge und Türen, die die Garage und das Haus verbinden, bieten Einbrechern ebenfalls beliebten Zutritt. Terrassentüren werden in knapp 50 % der Fälle als Einstieg in Einfamilienhäuser von den Langfingern genutzt. Bei Mehrfamilienhäusern sind das 35%.
Kellertüren und alle Nebeneingangstüren sollten mindestens der Widerstandsklasse RC 2 entsprechen. Denn gerade diese Türen sind häufig uneinsehbar und bleiben für Einbrecher besonders verlockend.

WISSENSWERTES:
Die einbruchshemmenden Fenster und Türen werden in folgende Widerstandsklassen unterteilt:
RC 1: Niedrigste Sicherheitsstufe, bei der der Täter kein Werkzeug zur Verfügung hat.
RC 2: Widerstandszeit von 15 Minuten
RC 3: Widerstandszeit von 20 Minuten
RC 4: Widerstandszeit von 30 Minuten
RC 5: Widerstandszeit von insgesamt 40 Minuten
RC 6: Widerstandszeit von insgesamt 50 Minuten

2. Denken Sie an den Einbruchschutz für Keller- und Erdgeschossfenster!

Fenster im Erdgeschoss, selbst die unscheinbaren Toilettenfensterchen, aber auch Kellerfenster oder Lichtschächte können Einbrecher nutzen, um sich Zugang zum Haus zu verschaffen. Empfehlenswert bei einem Neubau sind daher einbruchhemmende Fenster und Fenstertüren mit der Widerstandsklasse RC 2 oder höher. Diese Modelle haben Wandverankerungen, mehrere Pilzkopfzapfen rund ums Fenster sowie gesonderte Sicherungen an Schloss und Scharnieren.
Mechanische Einbruchsicherung an den Fenstern und Fenstertüren bieten folgende Elemente:

  • Abschließbare Fenstergriffe sorgen dafür, dass die Einbrecher nicht mehr einfach das Fenster durch Hindurchgreifen öffnen, nachdem sie die Fensterscheibe eingeschlagen haben.
  • Doppelflügel-Schlösser lassen sich nachträglich einbauen und schützen gegen Aufhebeln. Der Einbruchschutz für Fenster und Terrassentüren ist meist mit einem Klickmechanismus versehen, sodass man keine weiteren Schlüssel zum Verriegeln braucht.
  • Fensterkippschutz bietet Einbruchsicherung bei Kippfenstern, sorgt also dafür, dass Fenster selbst in Kippstellung ihren Einbruchswiderstand bewahren.
    Stangenschlösser eignen sich für hohe Fenster und Terrassentüren und bieten ein schwer zu überwindendes Hindernis dar.
  • Zusatzschlösser sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich und schützen die Schließseite der Fenster.

Als äußerst effektive, wenn auch aus optischen Gründen unattraktive Möglichkeit gelten beim Einbruchschutz Fenstergitter. Einen guten Schutz bieten auch Rollläden. Hierbei muss man allerdings darauf achten, dass sie sich von außen nicht leicht hochschieben oder aus den seitlichen Führungen ziehen lassen. Auch das Material ist wichtig: Aluminium-, Stahl- oder Holzrollladen sind deutlich widerstandsfähiger als Kunststoff.

Maskierter Einbrecher versucht mit einem Brecheisen, ein Fenster eines Wohnhauses aufzubrechen – Darstellung eines Einbruchs oder Sicherheitsrisikos im Eigenheim.
Auch Kippfenster können gegen Einbrüche abgesichert werden. Im Erdgeschoss sollten Sie bei Abwesenheit jedoch auf geschlossene Fenster achten. © Thomas-Soellner / istockphoto.com

3. Bieten Sie Einbrechern keine Kletterhilfen!

Mit steigender Höhe – ab dem ersten Geschoss aufwärts – sinkt das Risiko für einen Einbruch. Gibt es allerdings Klettermöglichkeiten, sind auch Balkontüren und Fenster über dem Erdgeschoss nicht sicher. Perfekte Kletterhilfen bieten etwa Regenfallrohre, Bäume direkt an der Fassade, Pflanzenrankgitter oder Balkongeländer. Auch architektonische Elemente, wie Treppe zur Haustür oder Carport können Einbrechern beim Klettern helfen.

4. Sichern Sie auch den Garagenanbau!

Beim Garagentor sollte man eine moderne, einbruchhemmende Variante wählen und auf die Maßnahmen, ein veraltetes Garagentor einbruchsicher zu machen, eher verzichten. Wegen der vielen Schwachstellen ist das nämlich in den meisten Fällen ein nahezu aussichtsloses und teures Unterfangen. Statt kopiergeschützte, versenkt eingebaute Schlosszylinder, robuste Beschläge und einen zuverlässigen Schutz gegen das Aufhebeln aufwändig nachzurüsten, lohnt sich meist in ein neues Tor zu investieren. Die Zwischentür zwischen der Garage und Haus sollen Sie immer geschlossen halten.

5. Wägen Sie Sichtschutz und Einbruchschutz gegeneinander ab!

Privatsphäre durch massiven Sichtschutz ist zwar verlockend, doch wenn gefährdete Stellen von Nachbarn nicht einsehbar sind, haben Einbrecher ein leichtes Spiel. Schließlich können sie sich bei den Versuchen, ins Haus zu gelangen, auch mehr Zeit lassen, wenn sie nicht entdeckt werden können. Auf hohe Hecken und blickdichten Sichtschutz-Wände sollten Sie eventuell verzichten.

6. Achten Sie auf eine ausreichende Außenbeleuchtung!

Licht ist allgemein für seine wohltuende Wirkung bekannt. Beim Einbruchschutz wirkt Licht allerdings abschreckend und das erstaunlicherweise ähnlich stark wie mechanische Einbruchsicherung oder moderne Alarmanlagen. Eine gut ausgeleuchtete Immobilie wird deutlich seltener von Kriminellen heimgesucht als ein dunkles Gebäude. Erstens deutet Licht auf die Anwesenheit von Bewohnern hin und zweitens werden Einbrecher, die sich gerade an der Tür zu schaffen machen, im Lichtschein auch eher entdeckt. Optimal sind deswegen Bewegungsmelder im Außenbereich sowie eine ausreichende Außenbeleuchtung, die sich nicht einfach auszuschalten lässt. Ganz besonders die Eingangstür sollten Sie großzügig beleuchten.

7. Planen Sie einen Schutzraum für Fahrräder, Gartengeräte etc. ein!

Im Stress des Alltags lässt man schon das eine oder andere draußen stehen – ob Fahrrad, Rasenmäher oder Grill. Doch was herumsteht, zieht Aufmerksamkeit auf sich. Gerade teurere Gegenstände, auch wenn sie mit einem Schloss gesichert sind, wecken bei Kriminellen Appetit auf mehr. Planen Sie einen Schutzraum für Fahrräder und Gartengeräte: So wecken Sie keine Begehrlichkeiten und sichern ihre materiellen Werte durch zusätzliche Hindernisse. Vorsicht ist besser als Nachsicht.

8. Vorsicht in sozialen Netzwerken

Die Tendenz, das eigene Leben mit der Community in sozialen Netzwerken zu teilen, hat einen entscheidenden Nachteil: Nicht nur Ihre Freunde erfahren, wann Sie in den Urlaub fahren und länger nicht zu Hause sind. Gewiefte Diebe fischen im Netz nach bestimmten Phrasen und ordnen mittels Suchmaschinen den Namen einer Adresse zu. Auch auf dem Anrufbeantworter sollten Sie niemals eine Ansage machen, wie lange Sie nicht zu Hause sind.

Alarmanlagen und Videoüberwachung: Was ist erlaubt?

Die Krönung aller Sicherheitsmaßnahmen und eine sinnvolle Ergänzung zum mechanischen Einbruchschutz bieten Alarmanlagen und Videoüberwachung. Bei den Alarmanlagen stehen Ihnen Einbruchmeldeanlagen (EMA) oder Überfallmeldeanlagen (ÜMA) zur Verfügung. Sie verhindern zwar keine Einbrüche, sondern melden diese lediglich, wirken aber auf den Einbrecher oft abschreckend. Um Fehlfunktionen auszuschließen, sollten Alarmanlagen von einem qualifizierten Experten eingebaut und gewartet werden.

Im Falle der Videoüberwachung muss nicht nur die – in der Regel – beträchtliche Investition berücksichtigt werden, sondern auch das geltende Recht. Neben dem Interesse am Schutz Ihres Eigentums spielt nämlich auch der Schutz der Privatsphäre Dritter eine entscheidende Rolle. Mit einem Urteil vom 2011 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass eine private Videoüberwachung von öffentlichen und fremden privaten Flächen nicht zulässig ist. Erlaubt ist die Kameraüberwachung, wenn:

  • keine Rechte Dritter betroffen sind,
  • es ersichtlich ist, dass ein Bereich videoüberwacht ist.

Sie müssen die Sicherheitstechnik also so installieren, dass weder das Nachbargrundstück noch der öffentliche Raum – also die Straße oder der Parkplatz – gefilmt wird. Wenn Sie die Einfahrt zu Ihrem Grundstück mit Ihrem Nachbarn teilen, ist dieser Bereich ebenfalls tabu. Wer eine Außenkamera – oder auch nur eine Kamera-Attrape – installiert, muss einen gut sichtbaren Hinweis oder eine Absperrung anbringen und das außerhalb des gefilmten Bereiches!

Rechtlicher Hinweis: Der Beitrag wird nach besten Wissen vollständig und aktuell gehalten, er ist keine aber Rechtsberatung und kann auch keine Rechtsberatung ersetzen.

Welche Versicherung greift bei Einbruch?

Im Falle von Einbruch ist es die Hausratsversicherung, die für Ihren Schaden aufkommt. In der Regel wird der Hausrat zum Wiederbeschaffungswert versichert. Das ist der Betrag, den Sie für den Ersatz der gestohlenen bzw. beschädigten Einrichtungsgegenstände und Wertsachen im neuwertigen Zustand bezahlen müssten. Die Versicherung deckt auch die Kosten für Reparaturarbeiten bei aufgebrochenen Fenstern und Türen sowie für Aufräumarbeiten und Beseitigung von Vandalismusschäden. Aber Achtung: Eine einfache Hausratversicherung deckt oft nicht alles ab, wie etwa bei Schäden durch Vorsatz oder Fahrlässigkeit (z. B. Schlüssel verloren, Fenster offen gelassen).



Fazit

Selbst eine vermeintlich vollständige Einbruchsicherung am Haus schützt Ihr Hab und Gut nicht 100% vor hartnäckigen Dieben. Muss der Täter aber mit roher Gewalt und viel Lärm oder mit erhöhtem Zeitaufwand in das Objekt eindringen, steigt das Risiko für den Einbrecher erheblich, auf frischer Tat ertappt zu werden. Nach Angaben der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes geben die Täter in rund einem Drittel der Fälle ihren Einbruchversuch auf, wenn sie auf erschwerte Bedingungen stoßen. Damit Ihre Bemühungen nicht ins Leere laufen – etwa durch eine falsche Installation oder unzureichende Schutzvorrichtungen – sollen Sie sich von einem Experten beraten lassen. In manchen Städten wird zum Thema Einbruchschutz eine kostenlose Beratung bei der Polizei angeboten.

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