Schadet fehlendes Tageslicht in Innenräume unserer Gesundheit?
Wir verbringen 90% unserer Zeit in Innenräumen ohne genügend Tageslicht und frische Luft. Schlimmer noch: Uns ist das überhaupt nicht bewusst. Die weitreichenden Folgen für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden lassen wir einfach außer Acht. Wir sind die Indoor-Generation. Ein Mangel an Tageslicht macht 15% der Menschen betrübt, das Leben in feuchten, schimmligen Räumen erhöht das Asthma-Risiko um 40%. Darüber hinaus erhöht Tageslicht die Lernfähigkeit speziell bei Kindern um bis zu 15%, wie eine wissenschaftliche Studie ergab. Trotzdem leben heute 84 Millionen Europäer in feuchten und schimmligen Gebäuden und nehmen damit die Reihe von potenziellen Bedrohungen in Kauf.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, stehen in der Bauplanung Einzelne, Architekten, Firmen und Regierungen in der Pflicht: Sie müssen die richtigen Maßnahmen treffen, um ein gesundes Raumklima zu gewährleisten. Im Zentrum der Überlegungen sollte die Fensterplanung stehen, die neben dem äußeren Erscheinungsbild auch das das Innenleben eines Hauses prägen. Bauunternehmen.org schafft die Voraussetzungen für Sie und gibt Ihnen konkrete Tipps an die Hand, um bei der Fensterplanung auf der sicheren Seite zu sein!
VELUX-Studie: Die Einschätzung der Deutschen zur Indoor-Generation
Wie die Deutschen zum Thema Frischluft und Tageslicht stehen, versuchte die Velux Gruppe in einer aktuellen YouGov-Studie genauer herauszufinden. Dazu wurden 2.074 Menschen über die Wahrnehmung ihres Indoor-Lebens befragt. Die Studie deckte auf, dass viele Menschen nicht realisieren, wie viel Zeit sie in Gebäuden verbringen. In Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin etwa glauben 65, 51 beziehungsweise 49% der Befragten, dass sie weniger als 14 Stunden pro Tag in geschlossenen Räumen verbringen, besonders hoch. Die Realität sieht anders aus: Über 21 Stunden bedeuten mehr als 90% des Tages. In Hamburg und Baden-Württemberg schätzen das mit 20 und 19% der Befragten noch die meisten Menschen am realistischsten ein.
Mit Blick auf die Luftqualität ist sich immerhin knapp ein Viertel der Menschen in Brandenburg bewusst, dass die Raumluft bis zu fünfmal stärker mit Schadstoffen belastet sein kann als die Außenluft – so viele wie in keinem anderen Bundesland. Interessant auch: Genau die Hälfte der Befragten aus Mecklenburg-Vorpommern vermutet gar, dass die Innenraumluft weniger belastet ist.
Tageslicht und Frischluft steigern die Zufriedenheit
Außerdem ergab die Studie, dass sich Tageslicht und Frischluft bei Menschen bewusst auf die Stimmung und Produktivität im Alltag auswirken. 45% der befragten Frauen schätzen die Auswirkung sogar sehr hoch an, während nur knapp ein Drittel (32%) der Männer das genauso bewusst wahrnimmt. Den Einfluss des Tageslichts auf ihre Leistungsfähigkeit nehmen 35% der Frauen sehr stark wahr, bei den Männern hingegen trifft das nur auf 23% zu. Allerdings erkannten 23% der Männer, dass die Raumluft stärker belastet ist als die Außenluft. Bei den Frauen trifft das auf nur 13% zu, während knapp ein Drittel der weiblichen Befragten die Luft im Innenraum als weniger mit Schadstoffen belastet eingeschätzt hätten als draußen.
Hausbau: Worauf sollte man bei der Fensterplanung achten?
- Die volle Ladung Licht
Von oben aus Sonnenrichtung ist die Leuchtdichte dreimal höher als beim seitlich einfallenden Tageslicht. Deshalb bringen Oberlichter, Dachfenster und raumhohe Verglasungen bis unter die Decke das maximale Licht in Innenräume. Ein Oberlicht, also eine Fensteröffnung in der Decke, erhöht nicht nur die Lichtmenge, sondern gewährleistet auch eine gleichmäßige Lichtverteilung im Raum. Beachten Sie das bei der Fensterplanung!
- Wohin mit der Glasfront?
Um eine kräftige Portion Natur nach drinnen zu holen, eignen sich große Glasfronten. Sie garantieren einen wunderbaren Blick in den Garten, Balkon, die Terrasse oder Ferne und dienen als Lichtspender. Bei der finalen Platzierung spielen Nutzung und Himmelrichtung eine tragende Rolle.
Mit Blick auf die Energiebilanz ziehen nach Süden ausgerichtete moderne Dreischeiben-Verglasungen die Sonne an und gewährleisten Wärme im Haus, reduziert den notwendigen Heizenergiebedarf und spart bares Geld. Aber Achtung: Eine Glasfront kann neugierige Blicke von Passanten oder Nachbarn nach sich ziehen. Ein Vorhang würde den Effekt wieder verpuffen lassen.
- Kühl im Sommer und warm im Winter
Bei direkter Sonneneinstrahlung im Sommer können Fensterflächen eine starke Erhitzung im Inneren eines Hauses verursachen. Im Zusammenhang der Energieeffizienz fallen in der Regel die Begriffe U-Wert und g-Wert. Doch was steckt dahinter? Der U-Wert ist der Wärmedurchgangskoeffizient und beschreibt die Menge an Energie, die durch ein Fenster nach draußen verloren geht. Der g-Wert umfasst die Sonnenergie, die das Glas durchdringt. Sprich: Ein kleiner U-Wert steht für geringe Wärmeverluste. Allerdings lassen besser gedämpfte weniger Licht nach innen, der g-Wert ist hier kleiner. Bei Zweifach-Verglasungen soll dieser mindestens 62 Prozent, bei Dreifach-Verglasungen mindestens noch 55 Prozent betragen. Angesichts des Tageslicht-Verlusts bei Dreifach-Verglasungen raten einige Lichtplaner deshalb zu doppelt verglasten Fenstern.
- Sparen an der richtigen Stelle
An der Qualität sollte bei der Fensterplanung definitiv nicht gespart werden, das kann hernach richtig teuer werden. Der Preis von hochwertigen Produkten hat in der Regel seinen Grund – Witterungsschutz, Bedienung und Sicherheit entwickeln sich ständig weiter und treiben den Preis nach oben. Trotzdem gibt es Stellen, an denen Kunden bares Geld sparen können: 95 Prozent der in Deutschland hergestellten Fenster werden individuell nach den Kundenbedürfnissen gefertigt und enthalten mit Übereck-Verglasungen, selbstreinigenden Gläsern oder elektrisch steuerbare Element für das Smart-Home-Konzept Komponenten, die nicht zwingend notwendig sind. Eine immense Auswahl an Standard-Elementen und Formaten bringen ebenso eine gewisse Individualität – und stellen meist die günstigere Alternative dar.
- Schutz vor Einbrechern
Mit einbruchhemmenden Sicherheitsgläsern, Pilzkopf-Verriegelungen und abschließbaren Fenstergriffen gibt es verschiedene Optionen, um sich vor Dieben zu schützen. Letztere Maßnahme spart Geld und ist im Einfamilienhaus normalerweise ausreichend. Wenn es um Absturzsicherung geht (bodentiefe Fenster, Festverglasungen im Obergeschoss), eignen sich teurere Sicherheitsgläser. Durch Smart-Home-Funktionen können Fenster auch in ein Alarmanlagen-Konzept integriert werden.
- Wie viel Glasfläche?
Anzahl und Lage von Fenstern beeinflussen die Möblierbarkeit, eine durchdachte Abwechslung von offenen und geschlossenen Flächen ist deshalb sinnvoll. Was banal klingt, wird teilweise vernachlässigt: Fenster sollten beim Öffnen über der Spüle oder Ankleide nicht mit Wasserhähnen oder Schranktürenden kollidieren.
Und wie viele Fenster werden nun benötigt? Eine Faustformel beziffert die Fensterfront auf etwa 20 Prozent der Raumfläche. Die DIN-Norm besagt, dass in halber Raumtiefe mindestens 0,9 Prozent des Tageslichts ankommen soll, renommierte Lichtplaner halten diese Zahl für zu niedrig. Deshalb gilt: Was genug ist, entscheidet am besten jeder selbst.