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Lüftungsanlagen

Bauunternehmen.org Team
Verfasst von Bauunternehmen.org Team
Zuletzt aktualisiert: 03. Februar 2023
Lesedauer: 8 Minuten
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Lüftungsanlagen sorgen als technische Einrichtungen für eine optimale Luftzirkulation. Es gibt verschiedene Arten von Lüftungssystemen, die für das richtige Verhältnis von Sauerstoff, Feuchtigkeit und Temperatur sorgen.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

• Es kann zwischen zentraler und dezentraler Anlage unterschieden werden

• Die Systeme werden in Ab- und Zuluftanlagen und reinen Abluftsysteme unterteilt

• Die Funktion der Wärmerückgewinnung kann Heizkosten senken

• Lüftungssysteme bringen sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich, die individuell abgewägt werden müssen

• Die integrierte Fensterlüftung und die automatische Fensteröffnung stellen Alternativen zu einer Lüftungsanlage dar

Was sind Lüftungsanlagen?

Besonders bei Neubauten mit integriertem Vollwärmeschutz kann die Luft kaum noch zirkulieren, da die Gebäudewände immer dichter werden. Somit kann weder verbrauchte Luft entweichen, noch Frischluft in den Raum gelangen. Aufgrund dessen gewinnen Lüftungsanlagen zunehmend an Bedeutung. Diese Anlagen sorgen für ein angenehmes Raumklima und ein ausgewogenes Verhältnis aus Sauerstoff, Feuchtigkeit und Temperatur.

Lüftungsanlagen sind technische Einrichtungen, die der kontrollierten Belüftung von Gebäuden dienen. Das bedeutet, die Luftzirkulation ist weder vom Lüftungsverhalten der Bewohner noch von Witterungsbedingungen – wie Regen- und Windverhältnissen oder Temperaturen – abhängig.

Arten: Welche Lüftungsanlagen gibt es?

Eine Lüftungsanlage funktioniert nach dem System, verbrauchte Luft innerhalb eines Raumes gegen frische Außenluft einzutauschen. Schadstoffarme Luft von außen wird mittels eines Ventilators angesaugt und über einen Kanal an die notwendigen Innenräume abgegeben. Dabei gibt es zwei verschiedene Arten von Lüftungsanlagen.

Dezentrale Lüftungsanlage

Bei dezentralen Lüftungsanlagen werden die Systeme nur in Räumen installiert, in denen sie die Luftzirkulation regeln sollen. Besonders für Altbauten eignet sich die dezentrale Variante, da ihre Installation keinen großen Bauaufwand mit sich bringt und keine Luftleitungen – wie bei zentralen Lüftungsanlagen – verlegt werden müssen. Meist findet eine dezentrale Belüftung in Räumen wie Bädern, Küchen oder Raucherräumen Verwendung.

Grafik einer dezentralen Lueftungsanlage
Dezentrale Lüftungsanlage © Bauunternehmen.org

Auch hierbei kann zwischen einem reinen Abluftsystem und einer Zu- und Abluftanlage unterschieden werden. Eine Ablufteinrichtung zu integrieren, ist vor allem in Räumen sinnvoll, in denen Feuchtigkeit und Gerüche gemindert werden sollen. Das Zimmer wird über einen Schacht mit der Außenluft verbunden. Ein integrierter Ventilator erzeugt einen Unterdruck im Raum und transportiert damit die verbrauchte Luft ab. Die sogenannten Abluftkappen sorgen dafür, dass der Kanal ausschließlich bei Betrieb der Anlage geöffnet ist und bei Ruhezustand keine Luft entweicht oder eintritt. Die Anlage wird entweder manuell über Lichtschalter oder auch über Feuchtigkeits-Sensoren aktiviert.

Dieser Prozess wird bei einer dezentralen Steuerung, die Ab- und Zuluft regelt, durch das Ansaugen der frischen Luft von außen und das Transportieren in das Zimmer ergänzt. Auch hierbei befindet sich die Lüftung jeweils in dem Zimmer, in dem die Luft zirkulieren soll.

Zentrale Lüftungsanlage

Zentrale Lüftungsanlagen bestehen aus einer Vielzahl von Kanälen. Über dieses Netz wird die von einem leistungsstarken Ventilator von außen angesaugte Luft je nach Bedarf über die Kanäle in die Räume verteilt. Zentrale Lüftungsanlagen gibt es sowohl als Abluft- als auch als Zu- und Abluftsysteme.

Grafik einer zentralen Lueftungsanlage
Zentrale Lüftungsanlage © Bauunternehmen.org

Die einfachste und günstigste Variante sind zentrale Lüftungssysteme, die nur die Abluft regeln. Hierbei wird die verbrauchte Luft nach außen geleitet, für die frische Luft müssen die Bewohner auf natürlichem Weg sorgen.

Eine zentrale Belüftungsanlage, die neben der Abluft auch für Zuluft sorgt, bedarf einer intensiveren Planung und höheren Anschaffungskosten. Es müssen zudem Filter für Pollen, Staubpartikel und Insekten eingebaut werden.

Bei Altbauten gestaltet es sich demnach oftmals schwierig, nachträglich noch eine zentrale Lüftungsanlage einzubauen und sie entsprechend mit Filtern und Brandschutzklappen auszustatten. In neuen Gebäuden kann das zentrale System seine Vorzüge jedoch vollends entfalten.

Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung

Wird im Zuge des Belüftungsprozesses verbrauchte Luft aus dem Rauminneren nach Außen getragen, geht damit die Wärme der abtransportierten Luft verloren. Um dem entgegenzuwirken, gibt es Lüftungsanlagen mit der Funktion der Wärmerückgewinnung. Dabei wird die Wärme vor dem Abtransport entzogen und gespeichert.

Bei Abluftsystemen kann ein Wärmeübertrager die Wärme mittels einer Wärmepumpe entziehen, speichern und beispielsweise an Anlagen für Warmwasser oder Heizanlagen abgegeben. Dabei bleibt zwar sehr viel Wärme erhalten, jedoch wird für die Wärmepumpe auch viel Antriebsenergie benötigt.

Auch bei Zu- und Abluftsystemen kommt ein Wärmeübertrager zum Einsatz. Bei dieser Variante gibt er die Wärme nicht an andere Anlagen ab, sondern wärmt die Zuluft vor dem Transport ins Innere. Hierdurch wird vermieden, dass beim Eindringen der Zuluft kalte Luftzüge entstehen. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kann somit die Heizkosten reduzieren.

Vorteile von Lüftungsanlagen

Der Einsatz einer Lüftungsanlage bringt folgende Vorteile mit sich:

• Trotz dichter Gebäudehülle ist ein ausgewogenes Verhältnis aus Sauerstoff und Feuchtigkeit vorhanden

• Die Regulierung der Luftfeuchtigkeit beugt der Schimmelbildung vor und schützt die Bausubstanz vor Feuchtigkeitsschäden

• Eine integrierte Wärmerückgewinnung kann die Heizkosten senken

• Eine Lüftungsanlage eignet sich aufgrund der eingebauten Filter für Allergiker, da Pollen, Schmutz und Staub nicht eindringen können

• Der Lärmschutz ist gewährleistet, da die Fenster geschlossen bleiben können



Nachteile von Lüftungsanlagen

Neben den Vorteilen, die eine Lüftungsanlage mit sich bringt, sollten Bauherrn aber auch die Nachteile bedenken:

• Der Bau bringt meist hohe Anschaffungskosten mit sich

• Bei zentralen Systemen kommt es zu einem enormen Planungsaufwand

• Während die Heizkosten sinken, steigt der Stromverbrauch aufgrund der Wärmepumpen

• Regelmäßige Filterwechsel und Routinechecks sind notwendig

Alternativen zur Lüftungsanlage

Überwiegen die Nachteile, gibt es Alternativen, die statt einer Lüftungsanlage für eine optimale Luftzirkulation sorgen können.

Automatische Fensteröffnung

Für eine automatische Fensteröffnung müssen Fenster mit elektrischem Antrieb mit Fensterlüftungssystemen ausgestattet werden. Per Zeitschaltuhr kann die regelmäßige Luftzirkulation gewährleistet werden. Eine effektivere Variante stellen jedoch Sensoren dar. Diese überwachen die Luftqualität und veranlassen das Öffnen der Fenster bei zu hoher Luftfeuchtigkeit oder einem gestiegenen CO2-Gehalt.

Integrierte Fensterlüftung

Eine weitere Alternative sind Fenster mit integrierten Lüftungselementen. Dieses System gibt es wiederum in zwei Varianten:

Passivlüfter

Bei diesen Lüftern handelt es sich um ein rein mechanisches System. Der Luftstrom erfolgt durch den natürlichen Druckunterschied zwischen der Luft außen und innen. Zudem haben Bewohner die Möglichkeit die Luftzirkulation durch Schieber oder Klappen zu regulieren. Diese integrierten Lüftungssysteme stillen zwar das Bedürfnis der Grundlüftung, dennoch müssen zusätzlich regelmäßig die Fenster geöffnet werden.

Aktivlüfter

Auch hierbei ist die Lüftung im Fenster integriert. Im Gegensatz zum Passivlüfter sind sie zusätzlich mit elektrisch betriebenen Ventilatoren ausgestattet. Sie transportieren verbrauchte Luft ab und saugen frische Luft ins Innere. Auch diese Variante gibt es mit der Funktion der Wärmerückgewinnung.

Lüftungsanlagen: Welche Richtlinien gibt es?

Für den Bau von Lüftungsanlagen gibt es spezielle Lüftungsanlagenrichtlinien. Diese sind abhängig vom jeweiligen Bundesland und beinhalten beispielsweise Bauvorlagen, Anforderungen an Bauteile und deren Anordnung. Bevor Sie sich also für eine Lüftungsanlage in Ihrem Haus entscheiden, sollten Sie die Richtlinien Ihres Bundeslands kennen.

Was kosten Lüftungsanlagen?

Der finanzielle Aufwand für Lüftungsanlagen variiert je nachdem, für welche Variante sich der Bauherr entscheidet. Von einem dezentralen Zu- und Abluftsystem, über eine zentrale Abluftanlage und der Entscheidung für eine Wärmerückgewinnung oder dagegen, schwanken die Kosten abhängig vom gewünschten System.

Für ein dezentrales Ab- und Zuluftsystem können demnach Richtgrößen von 2.000 Euro bis 6.000 Euro fällig werden. Während eine dezentrale Anlage, die nur die Abluft reguliert, etwa 1.500 Euro bis 2.500 Euro kosten kann.

Wird ein zentrales System nachträglich eingebaut, entstehen höhere Kosten als bei dem Einbau in einen Neubau.

Um unerfreuliche Überraschungen auf der Rechnung zu vermeiden, sollte sich der Bauherr vorher über die möglichen Varianten und den zugehörigen Kosten erkundigen.

Hersteller von Lüftungsanlagen

Es gibt eine Vielzahl von Herstellern für Lüftungssysteme. Wir haben Ihnen eine kleine Auswahl zusammengestellt:

• Viessmann und Vaillant bieten sowohl dezentrale als auch zentrale Zu- und Abluftanlagen an

• Novelan und systemair bauen denzentrale und zentrale Zu- und Abluftsysteme sowie rein zentrale Abluftanlagen ein

• Junkers als eine Marke von Bosch, airconomy und Fränkische sorgen für zentrale Zu- und Abluftsysteme

• Buderus bietet ausschließlich zentrale Abluftanlagen an

Natürlich gibt es noch viele weitere Hersteller über deren Angebote Sie sich erkundigen können.

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