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Bauhandwerker auf Montage: Tipps für Arbeitgeber und Arbeitnehmer 

Bauunternehmen.org Team
Verfasst von Bauunternehmen.org Team
Zuletzt aktualisiert: 06. November 2023
Lesedauer: 8 Minuten
© VTT Studio / stock.adobe.com

Aufträge muss man annehmen, wie sie kommen. Das gilt speziell aktuell, wo aufgrund der dramatisch gestiegenen Zinsen und Inflation sehr viele Bauprojekte gestoppt werden. Für Unternehmen aus dem Baugewerbe bedeutet das unter anderem: Es ist mitunter nötig, Mitarbeiter für längere Zeit an weit entfernte Orte zu entsenden; teilweise sogar ins Ausland. Rechtlich ist das bei Einhaltung der wichtigsten Vorgaben problemlos möglich.  

Dennoch handelt es sich immer um eine Situation, in der die Handwerker über teils mehrere Wochen hinweg nur sporadisch zuhause sein werden – wenn überhaupt. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer sollten deshalb nichts unversucht lassen, um die Situation trotz der Umstände so angenehm wie möglich zu machen. Denn davon hängen im wesentlichen Maß solche Faktoren wie Stressniveau, Leistungsfähigkeit, Arbeitsqualität und Lebensfreude ab. 

Unbedingt komfortable Unterbringungen organisieren

Für manche Baufirmen und noch mehr Vermieter solcher Lösungen mag zwar ein angemieteter Wohncontainer in unmittelbarer Baustellennähe das Nonplusultra sein. Was jedoch Faktoren wie

  • Komfort, 
  • Rückzugsmöglichkeiten, 
  • Privatsphäre und 
  • Work-Life-Balance 

anbelangt, sind solche Container, trotz mittlerweile durchdachter Gestaltung, insbesondere für nicht seit Jahren auf Montage routinierte Handwerker eher ungeeignet – und wirken sich häufig negativ auf die Moral aus. Denn ein Container, selbst mehrere davon, bedeutet meist sehr wenig Fläche pro Person und teilweise Mehrfachbelegungen. 

Da die Moral bei diesen Einsätzen jedoch extrem wichtig ist, sollten Firmenbesitzer andere Lösungen präferieren. Solche in Entfernung zur Baustelle und mit insgesamt mehr Komfort und Privatsphäre. Mittlerweile existieren diesbezüglich nicht nur private Monteurzimmer. Ebenso bieten Hostel-Ketten solche Monteurzimmer an vielen verschiedenen Standorten an – wodurch die Unterbringung viel stärker der in einem komfortablen Hotel ähnelt, nicht in einer „Containerburg“. 

Wichtig:
Wenn nicht jeder Mitarbeiter sein eigenes Zimmer haben kann, so sollten diese zumindest die Option haben, sich den Zimmergenossen selbst aussuchen zu können.

Nebenbei hat das den Vorteil, viel näher an Entspannungsmöglichkeiten in der Freizeit untergebracht zu sein – nicht auf einer Baustelle, die womöglich meilenweit von sämtlichen Aktivitäten entfernt ist.  

Zerstreuungsmöglichkeiten anbieten und wahrnehmen 

Selbst auf Montage gelten die üblichen Arbeitszeitgesetze. Bedeutet, jeden Tag wird es mehrere wache, arbeitsfreie Stunden geben, die sinnvoll zu gestalten sind. Ein weiterer Punkt, der gegen Containerwohnheime spricht. Dort herrscht insbesondere bei schlechtem Wetter Langeweile in drängender Enge vor – und damit einer der gefährlichsten Auslöser für Alkoholmissbrauch und Zwist innerhalb des Teams.  

Zwar sollten Montagehandwerker die Möglichkeit haben, ihre Freizeit nach eigenem Gusto zu gestalten. Dennoch sollten Arbeitgeber versuchen, ihnen diesbezüglich möglichst viele und diverse Angebote zu unterbreiten. Beispielsweise wäre es möglich, vor Auftragsbeginn sämtliche touristisch oder anderweitig interessanten/nützlichen Örtlichkeiten in der Region zu recherchieren und sozusagen als Katalog mitzugeben. Beispielsweise sind das: 

  • Kinos, Bars und ähnliche Etablissements. 
  • Geschäfte für den täglichen Bedarf, Waschsalons (falls es in der Unterkunft keine Waschmöglichkeiten gibt). 
  • Schwimmbäder, Saunen und ähnliche Wellness-Angebote. 
  • Sportstadien und -hallen sowie Konzertveranstaltungsorte inklusive Listen, wann es dort etwas zu sehen gibt. 
  • Touristisch spannende Gebäude, Monumente etc. 

Hier ist alles geeignet, was verhindert, dass die Handwerker im Feierabend nur in ihrer Unterkunft sitzen. Je nach Dauer des Einsatzes und Entfernung zur Heimat kann es sogar eine Option sein, Familienzusammenkünfte zu organisieren. Etwa, indem der Arbeitgeber den Transport in die Wege leitet. 

Jedoch: Für die Handwerker gilt definitiv die Maßgabe, derartiges auch wahrzunehmen. Wer nach Feierabend Tag für Tag freiwillig nichts anderes tut, als in der Unterkunft zu sitzen und das Internet zu durchforsten, darf sich nicht beschweren, wenn seine Stimmung irgendwann leidet. 

Unbedingt intensiven Familienkontakt pflegen 

Wir leben in einer Zeit, in der rechnerisch fast die gesamte erwachsene deutsche Bevölkerung über Smartphones verfügt. Angesichts dessen dürfte jeder Bauarbeiter bei Montageeinsätzen wenigstens ein solches Gerät mit sich führen – und hat somit alles, um in Bewegtbild und Ton kommunizieren zu können. 

Insbesondere was Familie bzw. Partner und enge Freunde anbelangt, kann man nur inständig dazu raten, überreichlichen Gebrauch von diesen Möglichkeiten zu machen. Denn Distanz und Abwesenheit belasten jede Beziehung. Selbst, wenn man auf Montage nicht über viele Wochen dauerhaft abwesend sein wird. Es genügt schon, bei wichtigen Alltagssituationen nicht dabei zu sein. 

Angesichts dessen gelten folgende Tipps: 

  • Mindestens einmal täglich mit den Liebsten kommunizieren. Insbesondere mit dem Partner und etwaigen Kindern – idealerweise per Videotelefonie. 
  • Dabei genügend Zeit lassen. Es sollten alle möglichen Dinge zur Sprache kommen, selbst solche, die banal wirken mögen.  
  • Möglichst keine Streits aufkommen lassen. Und wenn, dann keinesfalls im Zorn auflegen. 
  • Beiderseitig sehr viel Verständnis und Vertrauen zeigen und möglichst eigene Sorgen etwas(!) in den Hintergrund stellen.  

Hierbei geht es um nicht weniger, als auf diese Weise die Abwesenheit so gut als möglich zu kaschieren. Angesichts dessen sollten beide Parteien sich ebenso gerne über den Tag verteilt immer wieder einen kurzen Moment Zeit nehmen, um sich kleine Botschaften zu schicken – und sei es nur ein Selfie mit ein paar lieben Worten während der Frühstückspause.  

Wichtig:
Wer häufiger auf Montage ist, sollte unbedingt versuchen eine Balance zu finden. Das bedeutet, wenn er zuhause nicht, nicht krampfhaft versuchen, „eitel Sonnenschein“ zu erzielen, aber ebenfalls niemals im Streit abreisen. Und egal wie sehr jeder Bauarbeiter die Zuhause-Phase für sich nutzen will, so sollte er versuchen, seinem Partner möglichst viel Aufmerksamkeit zu schenken.

Auf ein Ziel hinarbeiten und sich etwas gönnen

In den meisten Firmen werden Montageeinsätze deutlich besser bezahlt als solche, bei denen das Tagwerk zuhause beginnt und endet. Gerade für Bauarbeiter, die nicht regelmäßig so arbeiten, bedeutet das also einen außergewöhnlichen „Geldsegen“. 

Nicht zuletzt, um sich selbst besser zu motivieren, sollte diese Tatsache genutzt werden, um sich ein besonderes Ziel zu setzen. Das beinhaltet insbesondere einen Wunsch, den man sich durch das größere Gehalt erfüllen kann. Was das ist, hängt natürlich ebenso von der Dauer des Einsatzes (lies: der Geldmenge) ab wie von den eigenen Neigungen.  

Unbedingt sollte es jedoch etwas sein, das wirklich außergewöhnlich ist, das man vielleicht schon lange gerne hätte bzw. tun würde. In Beziehungen stehende Handwerker sollten diesbezüglich aber vielleicht nicht nur an sich denken, sondern auch den Partner, dem durch den Einsatz ebenso etwas fehlt.  

Mitunter kann dieses Ziel daher etwas sein, von dem beide profitieren – egal ob eine Neuanschaffung oder vielleicht ein luxuriöser Kurzurlaub mit allen Annehmlichkeiten. 

Aber: Je länger beziehungsweise häufiger jemand auf Montage arbeitet, desto stärker sollte er sich neben diesem entfernten Ziel zwischendurch immer wieder eine kleine „Entschädigung“ gönnen. Demnach ist es definitiv nicht die schlechteste Idee, nach Feierabend vor Ort zu shoppen oder das Internet zu durchstöbern, damit bei der Rückkehr zuhause etwas auf einen wartet. 

Unbedingt anständig ernähren 

Frühstücksbuffet in einer Hotelunterkunft
© arizanko / stock.adobe.com

Die meisten Bauhandwerker dürfen aufgrund ihrer körperlichen Arbeit mit einem entsprechenden Energieumsatz durchaus einige Kalorien mehr in den Körper einbringen als es beispielsweise Bürojobber tun. Doch schon im normalen Baustellenbetrieb führt das zu einer nicht eben gesunden Ernährungsweise. 

Auf Montage hingegen, speziell mangels einer umfangreichen Küchenausstattung, wird jedoch meist ein Gipfel schlechter Ernährung erreicht. Häufig läuft es auf eine Abfolge von Dosennahrung und Imbiss-Junkfood hinaus.  

Nicht falsch verstehen, eine Dose Ravioli oder ein Burger mit Nuggets können durchaus wichtiges moralförderndes „Soul Food“ sein. Es sollte jedoch eher die Ausnahme bleiben. Hierbei sind Arbeitgeber und -nehmer gleichermaßen gefragt. Ziel sollte es sein, wenigstens eine Mahlzeit des Tages in jeglicher Hinsicht „ausgewogen und vollwertig“ zu gestalten. Folgende Tipps helfen dabei in der Praxis: 

  1. In der Unterkunft wenigstens eine Kühlbox mit Elektroanschluss nutzen. Das ermöglicht es, sich ein vollwertiges Frühstück und beispielsweise Gemüse-Snacks zuzubereiten. 
  2. In Restaurants, Imbissen usw. nicht immer nur die Klassiker à la „Jägerschnitzel mit Pommes“ wählen. Häufig gibt es selbst in solchen Häusern deutlich gesündere Alternativen.   
  3. Wenn es schnell gehen muss, dann nicht etwa Schokoriegel, Donuts und Co. kaufen. In sehr vielen Supermärkten und sowieso Bäckereien gibt es immer die Option, sich ein halbwegs vernünftig belegtes Vollkornbrot oder -brötchen zu besorgen. Beides ist vielleicht nicht der Gipfel gesunder Ernährung, aber insbesondere, wenn sich darauf keine fettige Mayonnaise befindet, die deutlich klügere, da gesündere Option.  
  4. So viel wie möglich trinken – gut ist alles, das weder Zucker noch künstliche Süßungsmittel enthält. 

Bei nicht wenigen Bauarbeitern auf Montage wird zudem fast zwangsläufig ein gemeinsames Feierabendbier ins Spiel kommen. Zwar vertritt die Wissenschaft mittlerweile die Ansicht, jede Form von Alkoholkonsum sei schlecht, nicht mehr nur regelmäßiger Konsum größerer Mengen. Dennoch gehört das Feierabendbier für viele Schwerarbeiter schlicht dazu. 

Wenn, dann sollte es aber bei „dem“ Bier bleiben und nicht mehreren. Ebenso sollte sich zum Hopfenkaltgetränk nicht noch ein „Kurzer“ dazugesellen. Außerdem gibt es zumindest in Gaststätten immer die Option, der Bedienung einen dezenten Wink zu geben, einem selbst bei der Bestellung ein Alkoholfreies zu servieren, ohne dies laut aussprechen zu müssen. 

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