Bauunternehmen.org Icon
Ausstattung

Hochwasserschutz: Schutzmaßnahmen und Verhaltensweisen

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 01. April 2022
Lesedauer: 11 Minuten
© Marc Bruxelle / istockphoto.com

Die Ursache für Hochwasser ist Starkregen, der in Extremfällen zu Überschwemmungen führt, die dann auch Wohnsiedlungen betreffen können. Experten zufolge werden sich diese extremen Wetterereignisse in der Zukunft häufen. Entsprechend ist es wichtig, auf diese Situationen und das Thema Hochwasserschutz vorbereitet zu sein. Diese Übersicht informiert Sie darüber, wie Sie Ihr Zuhause schützen können und wie Sie sich im Notfall verhalten sollen.

Alles auf einen Blick:

  • Der Keller ist bei einer Überschwemmung die größte Schwachstelle, daher ist es besonders hier wichtig, diesen durch den Einsatz von geeigneten Systemen zu schützen.
  • Planen Sie bei einem Neubau bereits Hochwasserschutzmaßnahmen in Form von Schwellen, Stufen, wasserdurchlässigem Baugrund sowie wasserdichten Fenstern und Türen ein.
  • Mobiler Hochwasserschutz und Rückstausysteme sind effektive Systeme, mit denen Sie Ihr Zuhause aufrüsten können.
  • Zu den mobilen Systemen gehören zum Beispiel Dammbalken vor den Fenstern und Türen.
  • Bevor Sie in Hochwasserschutz investieren, inspizieren Sie zuerst mit einem Experten Ihr Zuhause auf bauliche Schwachstellen.

Hochwasserschutzmaßnahmen

Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die Sie im Vorfeld treffen können, um Ihr Zuhause vor Hochwasser durch Starkregen und Überflutung zu schützen. Damit Sie den passenden Hochwasserschutz integrieren, sollten Sie Ihr Haus zuerst auf bauliche Schwachstellen absuchen.

Was sind die Wassereintrittswege bei Häusern?

Bei einer extremen Überschwemmung kann das steigende Wasser durch bodennahe Kellerfenster, Wände, Rohre, Leitungen, undichte Fugen, Lichtschächte sowie Fenster- und Türöffnungen in Ihre Wohnräume gelangen. Daher gilt es besonders, diese Eintrittswege zu überprüfen, sodass bei Bedarf nachgerüstet werden kann.

Die folgende Liste zeigt Ihnen die möglichen Wassereintrittswege im Überblick:

  • Grundwasser: Kellerwände, Kellersohle, Hausanschlüsse, undichte Fugen, Kellerfenster und Kellertüren
  • Rückstauwasser: Kanalisation
  • Oberflächenwasser: Lichtschächte, Kellerfenster, Außenwände sowie Tür- und Fensteröffnungen


Welche Hochwasserschutzmaßnahmen können Sie bei einem Neubau treffen?

Bei einem Neubauprojekt können Sie Hochwasserschutzmaßnahmen zu Beginn in Ihre Pläne integrieren. Das hat den Vorteil, dass Ihnen somit mehr Optionen offenstehen als bei einem Bestandsgebäude. Auf Grundstücken, die in hochwassergefährdeten Gebieten liegen, darf in der Regel nur in Ausnahmefällen und mit Einverständnis der Gemeinden gebaut werden. Daher ist meistens das steigende Grundwasser die Hauptgefahrenquelle.

Folgende Maßnahmen können Sie bei der Neubauplanung für den Hochwasserschutz als bauliche Vorsorge ergreifen:

  • Standort:

    Befindet sich Ihr Grundstück an einem Hang, können Sie mögliche Angriffspunkte mit Mauern schützen. Generell empfiehlt es sich nicht, an das Ende einer Hang- oder Muldenlage zu bauen.
  • Baugrund:

    Achten Sie darauf, dass Flächen wasserdurchlässig sind. Betonieren Sie nicht Ihr komplettes Grundstück zu. So kann das Wasser schlecht abfließen und es staut sich schneller an der Oberfläche. Einfahrten und Wege müssen außerdem nicht komplett versiegelt werden. Hier können Sie zum Beispiel auf Rasengittersteine zurückgreifen.
  • Rückstauklappen:

    Damit sich ansteigendes Wasser nicht über Hausanschlussleitungen den Weg in Ihre Wohnräume bahnt, können Rückstauklappen eingebaut werden. Es gibt verschiedene Varianten eines solchen Rückstausystems. Hauptsächlich wird zwischen einem passiven und aktiven System unterschieden. Es ist wichtig, dass eine Rückstauklappe regelmäßig gewartet wird, damit Sie im Ernstfall funktioniert. Vor dem Einbau sollten Sie sich bei der örtlichen Stadtentwässerung informieren, wo der optimale Standort für die Klappe ist.
  • Schwellen und Stufen:

    Wenn Sie Ihr zukünftiges Gebäude höher setzen, bietet das einen zusätzlichen Hochwasserschutz. Bauen Sie an Eingängen Stufen oder Rampen. Kellertreppen oder Lichtschächte sollten nicht ebenerdig gebaut werden. Planen Sie eine erhöhte Oberkante ein. Diese Baumaßnahme kann auch nachträglich vorgenommen werden.
  • Fenster, Türen und Wände:

    Investieren Sie in druckwasserdichte Fenster und Türen. Vor allem bei ebenerdigen Hauseingängen und Fenstern ist das sinnvoll. Außerdem ist es im Keller wichtig, auf wasserdichte Wände zu setzen. Mauerwerke können mit entsprechenden Abdichtungstechniken von innen und außen geschützt werden. Ein Fachmann kann Sie über die verschiedenen Optionen beraten.
  • Elektrische Leitungen:

    Sämtliche Leitungen und Rohre sollten mit einer passenden Dichtung geschützt werden. Befindet sich in Ihren Kellerräumen ein Öltank, befestigten Sie diesen am besten ordentlich. Wenn es möglich ist, positionieren Sie Ihre Heizungsanlage lieber im Obergeschoss anstatt im Keller.
TIPP:
Lagern Sie chemische Substanzen nicht im Keller, sondern in einem höher gelegenen Raum. So verhindern Sie, dass sich Giftstoffe in einer Notfallsituation im Wasser ausbreiten und den Kellerraum und die Umwelt verschmutzen.

Welche Hochwasserschutzmaßnahmen können Sie bei einem Bestandsgebäude vornehmen?

Sie können Ihr Haus nachträglich von außen und innen gegen Wassermassen schützen. Im Vergleich zu der Einplanung von Hochwasserschutz in einem Neubau sind solche Baumaßnahmen aufgrund des höheren Aufwands etwas kostenintensiver.

Für eine optimale Nachrüstung gegen Hochwasser gilt es, Ihr Haus zuerst auf bauliche Schwachstellen zu prüfen. Um die Überschwemmungsgefahr richtig abzuschätzen, kann Ihnen der vom Kölner Hochwasser-Kompetenz-Centrum (HKC) entwickelte Hochwasserpass einen guten Überblick geben. Auf der HKC-Webseite können Sie einen kostenlosen Fragebogen beantworten, der Ihr Gebäude auswertet. Für das tatsächliche Hochwasserpass-Dokument und ausführlichere weitere Informationen über den Gebäudezustand, müssen Sie einen Experten beauftragen, der Ihren Fragebogen kostenpflichtig analysiert. Er listet Ihnen außerdem die passenden Hochwasserschutzsysteme auf. Das HKC hat hierfür eine Liste von Sachverständigen zusammengestellt.



Für die aufgelisteten Eintrittswege können Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Regenrinnen:

    Stellen Sie sicher, dass Ihre Regenrinnen von Schmutz befreit sind, sodass das Wasser ungestört ablaufen kann.
  • Kellerinnenwände und Kellersohle:

    Starkregen lässt ist extremen Fällen auch das Grundwasser steigen. Das Wasser fließt dann durch die Rohre, Wände, und Sohle in den Keller. Ein Pumpensumpf kann größere Wasserschäden verhindern. Ihre Kellerwände und Bodenplatte können durch eine Innenabdichtung aufgerüstet werden. Hierbei wird eine wasserdichte Schicht an die Innenwände angebracht. Eine andere Option der Abdichtung ist, wasserundurchlässige Stoffe in die Wände zu injizieren. Welche Variante für Sie geeignet ist, kann Ihnen ein Experte am besten sagen.
  • Mauerwerk von außen:

    Eine nachträgliche Abdichtung von außen ist mit Bauaufwand verbunden und entsprechend kostenaufwendig. Die Hausmauer kann durch ein spezielles Abdichtungsverfahren wasserresistent gemacht werden.
  • Hausanschlüsse und undichte Fugen:

    Das Grundwasser kann seinen Weg durch Hausanschlüsse oder undichte Fugen bahnen. Durch den Einsatz von Rückstauklappen oder Abwasserhebeanlagen kann das Gebäude vor dem das Rückstauwasser geschützt werden. Zusätzlich können Sie wasserdichte Hohlraum- bzw. Fugenausbildung vornehmen und das Gebäude besser abdichten.
  • Lichtschächte:

    Sie können die Oberkante des Lichtschachts einfach ein Stück erhöhen. Zusätzlich empfiehlt sich auch eine wasserdichte Abdeckung.
  • Türen und Fenster:

    Kellerfenster und -türen, vor allem ebenerdige Türen, sind Eintrittswege für Wasser. Hierbei können druckwasserdichte Fenster und Türen oder Wassersperren Abhilfe schaffen. In der Notfallsituation kann es helfen, die Türen und Fenster mit der Öffnungsrichtung nach innen anstatt nach außen zu montieren. Der hohe Wasserdruck drückt sie stärker in die Dichtungen und so bleiben die Öffnungen länger dicht. Kellerfenster können zudem auch mit einer Wassersperre ausgerüstet werden.
MERKE:
Lassen Sie notwendige Baumaßnahmen für einen optimalen Hochwasserschutz von Fachbetrieben umsetzen. So stellen Sie sicher, dass die Schwachstelle an Ihrem Haus professionell behoben werden.

Welche Schutzsysteme gibt es gegen Hochwasser?

Es gibt verschiedene Systeme, mit denen Sie Ihr Haus aufrüsten können, zum Beispiel Dammbalken. Mobiler Hochwasserschutz und Rückstausysteme kommen hierfür oft zum Einsatz:

  • Mobiler Hochwasserschutz:

    Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei um transportfähige beziehungsweise flexibel einsetzbare Schutzbarrieren. Sie können mobilen Hochwasserschutz für Türen, Garagen, Einfahrten, Fenster sowie Geländer erwerben. Darunter fallen zum Beispiel Sandsäcke, PVC-Schlauchbarrieren, Wassersperren und stationäre sowie semi-stationäre Dammbalken aus Aluminium. Diese Systeme sind mobil und daher einfach und schnell zu installieren. Da es unterschiedliche Varianten gibt, wenden Sie sich am besten an ein Fachgeschäft.
Mobiler Hochwasserschutz als Barriere vor einer Tür
© Baloncici / istockphoto.com
  • Rückstausysteme:

    Durch die Wassermassen des Starkregens können die Kanalisationen schnell überlastet werden. Dann staut sich das Abwasser darin und sucht sich einen anderen Weg. Diesen bahnt es sich meistens durch Duschen, Waschbecken, Toiletten und Spülmaschinen und andere Abflüssen ins Haus. Zu diesem Zweck kommen Rückstausysteme zum Einsatz. Sie verschließen bei starkem Druck die Rohrleitungen von unten und verhindern, dass Wasser ins Haus fließt. Hierbei wird zwischen passiven (Rückstauverschlüsse) und aktiven Systemen (Abwasserhebeanlagen) unterschieden. Wenden Sie sich vor dem Einbau an die zuständige Stadtentwässerung. Sie gibt Ihnen Auskunft, wo genau Sie ein entsprechendes System am besten einbauen.


Richtiges Verhalten

Droht in Ihrem Wohngebiet Hochwassergefahr, dann ist es wichtig zu wissen, wie Sie sich verhalten müssen. Wenn Sie in Hochwasserrisikogebieten wohnen, können Sie im Vorfeld bereits einige Vorkehrungen für den Notfall treffen.

Wie bereiten Sie sich auf drohendes Hochwasser vor?

Im Ernstfall ist es für Ihre eigene Sicherheit wichtig zu wissen, wie Sie sich am besten verhalten sollten. In extremen Situationen kann das Eintreten von Wasser in das Gebäude leider nie ganz verhindert werden. Eine frühzeitige Vorbereitung kann die Ausmaße der späteren Wasserschäden zumindest in Grenzen halten.

Besonders in Gebieten, in denen Hochwasserrisiko besteht, ist es sinnvoll, folgende Vorbereitungen zu treffen:

  • Rüsten Sie sich mit Sandsäcken, Folien, Dammbalken und anderen Barrieren aus.
  • Lagern Sie chemischen Substanzen am besten in den oberen Etagen in Ihrem Haus. Ein Öltank sollte entsprechend befestigt werden, damit er bei einer Überschwemmung nicht umkippt. So verhindern Sie, dass Flüssigkeiten Ihre Kellerräume sowie die Umwelt verschmutzen.
  • Investieren Sie eine Hochwasserpumpe sowie einen Notstromgenerator. Bereiten Sie eine Notfallausrüstung zum Beispiel mit Batterien, Taschenlampen, Radio, Kerzen, Feuerzeug, Trinkwasser, Konserven und Verbandskasten vor.
  • Besprechen Sie zudem mit Ihrer Familie und Bewohnern den Ablauf bei Ihrem Ernstfall.
WICHTIG!
Wenn sich Hochwasser ankündigt, halten Sie sich über Radio, Fernseher oder Internet auf dem aktuellen Stand. Gehen Sie während des Hochwassers weder in den Keller noch in die Tiefgarage oder andere unterirdischen Räume. Helfen Sie anderen Menschen nur, wenn Sie sich selbst nicht in Gefahr bringen. Ansonsten rufen Sie nach Hilfe. Nehmen Sie die Anweisungen der Einsatzkräfte ernst und befolgen Sie diese.

Was müssen Sie tun, wenn das Hochwasser vorbei ist?

Trotz aller Schutzmaßnahmen und Vorbereitungen ist es oft nie ganz zu vermeiden, das Wasser in Ihre Wohnräume eintritt. Bevor Sie wieder Ordnung schaffen, ist es wichtig, das restliche Wasser abzupumpen und die Räume von Schlamm zu befreien. Dokumentieren Sie aus Versicherungsgründen den Schaden.

Folgende Punkte sollten Sie während den Aufräumarbeiten beachten:

  • Legen Sie so gut es geht die Räume trocken und entfernen Sie den Schlamm, um weitere Bauschäden, Schimmel- und Schädlingsbefall zu vermeiden.
  • Lassen Sie die Bausubstanz von einem Experten, zum Beispiel einem Statiker, überprüfen.
  • Elektrische Geräte sollten Sie vor dem Einschalten von einem Fachbetrieb überprüfen lassen.
  • Prüfen Sie, ob Ihr Öltank beschädigt ist und ob chemische Substanzen ausgetreten sind. Ist das der Fall, müssen Sie die Feuerwehr informieren und offenes Feuer an diesen Stellen vermeiden. Lüften Sie diese Räume wenn möglich gut.
  • Dokumentieren Sie den entstanden Schaden und markieren Sie den Wasserstand, der in Ihrem Haus erreicht wurde.
  • Wenden Sie sich an Ihre Versicherung, um Informationen über das weitere Vorgehen bezüglich der beschädigten Gegenstände zu besprechen.


Fazit

Ob Neubau oder Bestandsgebäude: Sie können Ihr Zuhause vor Hochwassern schützen. Bei einem Neubau haben Sie den Vorteil, bauliche Maßnahmen gleich von Anfang an einzuplanen. In einem Bestandsgebäude sind die gleichen Maßnahmen mit einem höheren Kostenaufwand verbunden. Mobiler Hochwasserschutz kann hier die Lösung sein. Hochwasserschutzwände wie Dammbalken aus Aluminium oder Sandsäcke sind mobil und können flexibel eingesetzt werden. Rückstausysteme sind ebenfalls sinnvolle Anschaffungen, wenn es um einen effektiven Hochwasserschutz geht. Wenden Sie sich am besten an einen Experten oder Fachbetrieb, um die Schwachstellen an Ihrem Haus ausfindig zu machen. Das Eintreten von Wasser in Ihr Haus kann leider oft nie ganz verhindert werden, aber durch Hochwasserschutz zumindest eingedämmt werden.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.