Was ist Mehrgenerationenwohnen oder gemeinschaftliches Wohnen?
Mehrgenerationenwohnen bedeutet, dass mehrere Generationen gemeinsam in einem Haus leben. Dabei kann es sich um eine Wohngemeinschaft handeln, in der die Hausbewohner untereinander verwandt sind, oder um eine Zweckgemeinschaft, in der nicht miteinander verwandte Menschen mehrerer Generationen einen Wohnraum als örtlichen Treffpunkt aufgrund von wirtschaftlichen und finanziellen Faktoren teilen, um die nachbarschaftliche Kommune zu stärken.
Mehrgenerationenwohnen – was ist das? Das Wohnen mit mehreren Generationen stärkt das soziale Engagement und das Bewusstsein für eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Wie das familiengerechte Wohnen konzipiert ist, welche Vor- und Nachteile ein Mehrgenerationshaus mit sich bringt, für wen das gemeinschaftliche Wohnen geeignet ist, wie das generationsübergreifende Wohnen gelingen kann und vieles mehr zum Thema Mehrgenerationenwohnen, erfahren Sie auf Bauunternehmen.org!
Welches Konzept steckt hinter dem Mehrgenerationenwohnen?
Das Konzept hinter einem Mehrgenerationenhaus ist unter anderem das Bedürfnis, das gemeinschaftliche und soziale Leben in einer Gesellschaft zu fördern sowie die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in einem Haus beziehungsweise in einer Region zu fördern.
Seit Jahren ist ein deutlicher demografischer Wandel in Deutschland zu verzeichnen. Dessen Auswirkungen unterscheiden sich ortspezifisch und müssen deshalb individuell und am idealsten von den Kommunen selbst bewältigt werden. Die Bundesregierung unterstützt die Kommunen bei diesem Vorhaben. Die Kommunen können sich entscheiden welches demografische Handlungsfeld sie verbessern wollen.
Dieser Wandel beeinflusst die Gesellschaft so stark, dass sogar ein Bundesprogramm zu Mehrgenerationshäusern erstellt wurde. Bei solch einer Zweckgemeinschaft leben Menschen unabhängig von der Strukturierung ihrer Wohngemeinschaft (Familie, Paar, Single) in ihren eigenen Wohnungen beziehungsweise Häusern, aber bieten gegenseitige Unterstützung in Wohnprojekten an.
Das Mehrgenerationenwohnen, das als Wohngemeinschaft zu verstehen ist, ist so konzipiert, dass mindestens zwei Generationen in einem Haus leben, welches zwei getrennte Wohnbereiche hat, in denen wiederum ein selbstständiger Haushalt geführt werden kann. Einige Wohnbereiche, wie zum Beispiel die Waschküche, können von allen Bewohnern des Mehrgenerationshauses geteilt werden.
Welche Nachteile hat das Mehrgenerationenwohnen?
Bei vielen Leuten auf beschränktem Raum ist das Konfliktpotential groß. Streitigkeiten ergeben sich unter anderem durch unterschiedliche Ansichten bei Erziehungsfragen. Unter bestimmten Umständen müssen persönliche Freiheiten im Mehrgenerationenhaus eingeschränkt werden. Beispielsweise können bestimmte Hobbies, wie Trompete spielen, nicht zur gleichen Zeit wie das Erledigen von Hausaufgaben ausgeführt werden.
Welche Vorteile bietet das Mehrgenerationenwohnen?
Die Familie ist der beste Ausbildungsort, um Kinder und auch Erwachsene auf die Welt vorzubereiten. Nicht nur soziale Kompetenzen, sondern auch Respekt, Toleranz, Verantwortung und Bescheidenheit müssen im Mehrgenerationenwohnen angeeignet und gelebt werden, um den Hausfrieden zu bewahren. Jede einzelne Person im Mehrgenerationenwohnhaus ist wie ein Zahnrädchen im Uhrenwerk. Jede Person trägt Verantwortung für bestimmte Aufgaben und muss diese mit Rücksicht auf andere Personen im Mehrgenerationenhaus erfüllen. Lebt eine Person, ein Ehepaar oder eine kleine Familie allein werden die Aufgaben verschoben oder nur teilweise gemacht. Aber beim Mehrgenerationenwohnen können die Aufgaben im Haushalt sogar für Kinder als etwas Positives wahrgenommen werden, weil sie wissen, dass ihnen Aufgaben „für Große“ anvertraut werden, wodurch sowohl das Tragen von Verantwortung wächst als auch das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt wird.
Das Leben im Mehrgenerationenhaus bedeutet, sich für einen Alltag im Miteinander und einen Alltag in dem von einander gelernt wird zu entscheiden. Einsamkeit ist hierbei selten bis kaum anzutreffen. Das gemeinsame Wohnen kann sowohl seniorengerecht (wenn es ums Kochen, Einkaufen oder andere körperlich anstrengende Hausarbeiten geht) als auch kindgerecht sein (etwa wenn ältere Menschen eine Kinderbetreuung für an Wochenenden arbeitende Eltern anbieten). Das soziale Potenzial fördert den Gemeinschaftssinn und verringert den Eigennutz. Es wird unter anderem gelernt, Verantwortung während der Bauarbeiten am Mehrgenerationenhaus und bei Hausarbeiten zu teilen und Stresssituationen gemeinsam zu bewältigen.

Neben dem sozialen Potenzial, die das Wohnen mit mehreren Generationen bietet, gibt es sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile am Mehrgenerationenwohnen. Ökologisch betrachtet wird im gemeinschaftlichen Wohnen der Konsum von Gebrauchsgütern (unter anderem Möbel sowie andere Haushaltsgeräte) deutlich verringert. Statt zwei oder drei Waschmaschinen wird nur eine benötigt, die sich alle im Mehrgenerationenhaus teilen. Durch die Verlagerung von Wohnfunktionen in einen gemeinschaftlichen Bereich wird viel weniger Wohnfläche benötigt. Das heißt, dass die Waschmaschine sich in der gemeinsamen Waschküche befindet und dafür mehr Platz für Wohnraum, ein weiteres Bad oder eine größere Küche im Mehrgenerationenhaus gebaut werden kann.
Der ökonomische Vorteil am Mehrgenerationenwohnhaus ist, dass Kosten für Miete, Strom, Reparaturen und Renovierungen, Anschaffungen, und Baukosten geteilt und gespart werden können. Haushaltsrechnungen werden geteilt und somit kann einiges angespart werden.
Für wen eignet sich das Mehrgenerationenwohnen?
Das Mehrgenerationenhaus bietet eine außergewöhnliche Lebensart an. Ganz unabhängig davon, ob es sich um eine Zweck- oder Wohngemeinschaft handelt, sind die Vorteile des Mehrgenerationenwohnens fast identisch. Menschen sind soziale Wesen und benötigen deshalb den Kontakt zu anderen Menschen. Personen, die ungern allein sind, Ausflüge gerne planen und machen, sich austauschen, voneinander und miteinander lernen wollen, ihre Mitmenschen unterstützen und verantwortungsvoll sind und dies für die soziale Gesellschaft sein wollen, eignen sich für das Mehrgenerationenwohnen.
Besonders für Senioren ohne Familie und Unterstützung in Ortsnähe gestaltet sich das Wohnen im Alter schwierig. Auch für sie bietet das Mehrgenerationenhaus eine interessante Lösung für alternatives Wohnen.
Welche Haustypen eigenen sich für Mehrgenerationenwohnen?
Im Allgemeinen gibt es mehr als 15 Haustypen, von denen sich jedochnnur einige für ein Mehrgenerationenhaus eignen, vorrangig das Doppelhaus und das Zweifamilienhaus. Das Doppelhaus besteht aus zwei baulich getrennten Einfamilienhäusern, während sich im Zweifamilienhaus Wohnflächen für zwei bis drei Generationen in Form von Wohnungen befinden. Zusätzlich gibt es im Zweifamilienhaus Gemeinschaftsräume, die von allen genutzt werden. Beide Haustypen können zu einem Mehrgenerationenhaus umfunktioniert werden; unter Umständen ist dies auch in einem ausreichend großen Einfamilienhaus möglich.
In einem Mehrgenerationenwohnhaus sollten sich mindestens zwei voneinander getrennte Wohnbereiche befinden. Bei einer typischen Aufstellung in einem Mehrgenerationenhaus ist es so, dass die Großeltern getrennt von ihren eigenen Kindern leben, die mit ihren Kindern gemeinsam im anderen Wohnbereich leben. Die getrennten Wohnbereiche sollen den Hausbewohnern ausreichend Privatsphäre und Platz gewährleisten können. Um das Mehrgenerationenhaus seniorengerecht zu gestalten, sollten die Zugänge ins und im Haus behindertengerecht sowie nicht zu schwierig begehbar gebaut werden. Es ist wichtig, das Mehrgenerationenhaus im Voraus genaust zu planen, um altersgerechten Umbau zu ermöglichen.
Eigenes Mehrgenerationenhaus kaufen
Beim Kauf eines Mehrgenerationenhauses lassen sich Wohnräume finden, die sowohl seniorengerechtes als auch kindergerechtes Wohnen erleichtern und ermöglichen sollen. Jedoch ist ein Umbau nur bedingt möglich und kann bei speziellen Wünschen nicht individualisiert werden.
Wird jedoch ein Fertighaus gekauft, ist der Bau vergleichsweise schnell, günstig und ökologisch zu realisieren. Das „fertige“ Haus wird montagefertig geliefert, wodurch die Bauzeit verkürzt wird und weniger Fehler gemacht werden können. In nur in wenigen Tagen bis Wochen ist der Rohbau des Mehrgenerationenhauses zusammengesetzt und kann weiter im ausgebaut werden. Dennoch kann ein Fertighaus auf das Mehrgenerationenwohnen individuell mithilfe von Architekturprogrammen konfiguriert werden. Beim Kauf wird durch die genauste Zusammensetzung und Anpassung der einzelnen Bauteile mithilfe von industriellen Fertigungsmethoden Improvisation bei „bösen Überraschungen“ oder Fehlern vermieden. Wie hoch die Kosten für ein Mehrgenerationenhaus sind, hängt unter anderem von der Anzahl der Zimmer, der Fläche, der Bauweise und des Materials ab.
Eigenes Mehrgenerationenhaus bauen
Ein eigenes Mehrgenerationenhaus zu bauen, ist eine komplexe und nervenaufreibende Arbeit, die viel Planung und Geduld benötigt. Vor dem Bau sollte überlegt werden, ob das Mehrgenerationenhaus als Massivhaus oder als Fertighaus gebaut werden soll. Beim Massivhaus können die eigenen Vorstellungen vom individuellen Traumhaus realisiert werden. Ein Bauunternehmer kann Sie dabei beraten, inwieweit Sie Ihre Wünsche und die der anderen zukünftigen Bewohner des Mehrgenerationenhauses umsetzen können. Beim Massivhaus können die Wünsche besser umgesetzt werden als bei einem Fertighaus, die Kosten jedoch sind deutlich höher. Bei einem Fertighaus sind die Kosten für das Mehrgenerationenhaus genauer zu kalkulieren, vertraglich festgelegt und demnach auch günstiger. Doch unabhängig davon auf welche Bauweise die Entscheidung fällt, sollte hier bedacht werden, dass das Mehrgenerationenhaus nicht nur für ein Leben lang gedacht ist, sondern mehrere Generationen überleben soll und kann.
Mehrgenerationenprojekte von Gemeinden oder Sozialverbänden
Ein Aktionsprogramm der Bundesrepublik Deutschland hilft bei der Finanzierung von Mehrgenerationenhäusern. Das Bundesprogramm betrifft jedoch nur Mehrgenerationenhäuser, die Begegnungsstätten sind. Im Zeitraum von 2017 bis 2020 werden Mehrgenerationenhäuser mit 40.000 Euro jährlich gefördert. Drei Viertel des Förderungsgeldes stellt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Verfügung. Für das letzte Viertel kommt die Kommune beziehungsweise das Land auf. Der Sinn hinter der Kofinanzierung liegt darin, dass bereits während des Baus des Mehrgenerationenhauses das Wohnprojekt die Kommune verbinden soll, um das Mehrgenerationenwohnen greifbarer zu machen und die Wichtigkeit der sozialen Rolle in der Gemeinde und Gesellschaft zu stärken.
Wie gelingt das gemeinsame Wohnen?
Das Vorstellung vom Mehrgenerationenwohnen ist familienidyllisch angelegt. Die manchmal unterforderten Großeltern passen auf ihre Enkelkinder auf und können so Zeit miteinander verbringen, die Eltern werden von der alltäglichen hektischen Tätigkeit zwischen Arbeit und Kinder abholen entlastet. Die Eltern zweiter Generation können mit ihren Eltern Zeit verbringen, für sie im Alter da sein, sie unterstützen und ihnen bei Alltagshindernissen helfen. Die Kinder bauen so eine starke Bindung zu ihrer Familie auf und lernen frühzeitig ihren Mitmenschen zu helfen und für die Großeltern und Eltern da zu sein. Doch nicht immer ist es einfach die Familienidylle aufrechtzuerhalten. Um vor der Planung eines Mehrgenerationenhauses und dem Einzug in eins zu wissen, ob das Mehrgenerationenwohnen geeignet ist, sollten einige Tipps beachtet werden.
1. Familienurlaub ganz groß!
Es ist hilfreich, einen längeren Familienurlaub in einem Ferienhaus auszuprobieren, um zu sehen, ob das Mehrgenerationenwohnen für alle geeignet ist.
2. Privatsphäre auch im Mehrgenerationenwohnen
Auch wenn es praktisch, ist gemeinsame Wohnbereiche zu haben, ist es sinnvoll und notwendig, ausreichend private Rückzugsbereiche im Mehrgenerationenhaus zu schaffen. So vermeiden Sie, dass „man sich auf die Pelle rückt“. Menschen benötigen auch Zeit für sich, um das gemeinsame Wohnen zu schätzen.
3. Finanzierungen am und im Haus klären!
Nicht nur beim Bau und den Reparaturen des Mehrgenerationenwohnhauses sollte die Finanzierung gemeinsam geplant werden, sondern auch die Kosten, die für das Haus bezüglich Strom, Wasser, Internet und weiteres anfallen. So können von Anfang an Geldfragen und damit womöglich verbundene Probleme ausgeschlossen werden.
4. Besitztümer regeln!
Neben den Finanzierungen sollten auch die Besitzfragen geklärt werden. Es ist zwar schön, Eigentum mit seiner Familie zu teilen; doch beispielsweise für den Todesfall oder den Fall einer Trennung sollte geklärt werden, wem was gehört, um Streitereien und Familienzwiste zu vermeiden.
5. Jeder muss mithelfen!
Sowohl Aufgaben im Haushalt sollten besprochen und aufgeteilt werden als auch Aufgaben, die die Familienunterstützung betrifft. Die Aufgaben im Haushalt können schriftlich mithilfe von Tabellen festgehalten und wöchentlich gewechselt werden. Das Mehrgenerationenwohnen funktioniert nur, wenn Jeder seinen Teil zum Alltag beiträgt.
6. Wohnbereiche zugänglich machen!
Ist im Mehrgenerationenhaus ein seniorengerechtes sowie kindgerechtes Wohnen ermöglicht worden? Wenn nicht, kann das noch geändert werden, falls weiterer Nachwuchs kommt oder/und die Großeltern Barrierefreiheit benötigen. Jedes Familienmitglied sollte in die Planung miteinbezogen werden, um das Heim vertrauter und schöner zu machen.
7. Kompromissbereitschaft, Offenheit gegenüber konstruktiver Kritik und Flexibilität!
Es ist nicht realistisch, es allen Familienmitgliedern im Mehrgenerationenwohnhaus recht machen zu wollen. Deshalb muss jedes Familienmitglied kompromissbereit sein und nicht die eigenen Wünsche über die der anderen stellen. Es wichtig, offen zu sein, wenn eine Person von ihren Familienmitgliedern im Mehrgenerationenwohnhaus konstruktiv kritisiert wird. Die Kritik und Ratschläge sollten zu Herzen genommen und befolgt werden, um ein familienidyllisches Mehrgenerationenwohnen zu ermöglichen.
8. Reden, reden, reden!
All die bisher genannten Tipps helfen keiner Familie weiter, wenn nicht miteinander ge- und besprochen wird. Jedes Anliegen, jede Planung und jeder Vorschlag sollten beim Mehrgenerationenwohnen gemeinsam besprochen und ausdiskutiert werden. Kommunikation ist essenziell für ein gelungenes Zusammenleben unter einem Dach.