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Was ist ein Anschlagwinkel?

Bauunternehmen.org Team
Verfasst von Bauunternehmen.org Team
Zuletzt aktualisiert: 28. Februar 2020
Lesedauer: 7 Minuten

Heim- und Handwerker stehen häufig vor dem Problem, einen rechten Winkel bestimmen zu müssen. Am Bau, aber auch beim Aufbau von Möbeln kann es elementar wichtig sein, Bauelemente in einem korrekten 90-Grad-Winkel aneinander auszurichten. Ein klassisches Werkzeug zur Prüfung ist der sogenannte Anschlagwinkel.

Alles auf einen Blick:

  • Anschlagwinkel sind Messinstrumente für 90-Grad-Winkel.
  • Nach DIN 875 gibt es sie in verschiedenen Toleranzklassen, die sich in ihrer Genauigkeit unterscheiden.
  • Winkel gibt es für unterschiedliche Einsatzzwecke und in verschiedenen Materialqualitäten.
  • Eine Methode zur Überprüfung der Winkelgenauigkeit ist der Umschlag.

Definition und Norm

Der Anschlagwinkel ist ein Werkzeug, das aus zwei Schenkeln besteht und an Kanten angelegt werden kann. Die DIN 875 schreibt die Toleranzbereiche des Messwerkzeugs vor.

Was ist ein Anschlagwinkel?

Der Anschlagwinkel ist ein Prüfwerkzeug. Es handelt sich bei ihm um ein sogenanntes Bezugsnormal, oder auch Lehre, mit dem vorher festgelegte Maße und Formen überprüft werden. Es stellt im Regelfall einen Winkel von 90 Grad dar und dient als Werkzeug für Handwerker. Mit dem Anschlagwinkel bestimmen Sie die Ausrichtung von Konstruktionselementen zueinander.

Das Werkzeug besteht aus zwei Schenkeln, die ungleich lang sind. Als Material kommt meist Metall, manchmal auch Holz zum Einsatz. Anders als Flachwinkel verfügen Anschlagwinkel über einen zusätzlichen Anschlag, um sie an Kanten anlegen zu können. Der Anschlag ist ein zusätzliches Element, das einer Strebe gleicht. Es verhindert ein Rutschen über die Kante. Ein Flachwinkel ist für Kantenmessungen deshalb eher ungeeignet.

Ist der Anschlagwinkel genormt?

In Deutschland sind Normen für Messobjekte über die Deutsche Industrienorm erfasst und festgelegt. Für den Anschlagwinkel führt die Norm DIN 875 bestimmte Toleranzklassen auf. Sie definieren die Genauigkeit des Werkzeugs und sind aufgeteilt in die Grade GG 00, GG 0, GG 1 sowie GG 2. GG 00 weist die genaueste, GG 2 die höchste Toleranz auf. Gerade für die Arbeit mit Metallen ist eine sehr genaue Toleranz wünschenswert. Bei Holzarbeiten darf sie hingegen weniger genau ausfallen. Je nach Art der ausgeführten Arbeiten, ist dementsprechend höchste Genauigkeit oder ein etwas niedriger Genauigkeitsgrad verlangt.

Für die meisten Anwendungen ist die Genauigkeit eines Messwinkels nicht nötig. Es kommt häufig mehr auf die Materialqualität an, die sich nach dem zu verarbeitenden Baustoffen richten sollte. Hierbei steht eine Vielzahl von Winkelmaterialien zur Verfügung, wie Bambus, Messing oder verschiedene Stahlvariationen, die verzinkt sein können oder aus Spezialstahl bestehen.

Winkel, die genormt sind, verfügen beim Verkauf üblicherweise über ein Prüfzertifikat. In Deutschland besteht jedoch zumindest für Tischlerwinkel keine Normpflicht. Ein angesehener ausländischer Standard ist der British Standard 3322, der für Tischlerwinkel lediglich eine Abweichung von 0,01 Millimeter pro Zentimeter Stahlzungenlänge erlaubt.

Arten

Der Anschlagwinkel ist nicht die einzige Winkelart, die bei Handwerkern beliebt ist. Der Flachwinkel, Haarwinkel oder Schlosserwinkel haben ihre jeweiligen Eigenschaften. Bei international produzierten und genormten Werkzeugen können unterschiedliche technische Bezugsdaten gelten.

Welche Arten von Winkeln gibt es?

Neben dem Anschlagwinkel gibt es weitere Winkelarten, die unterschiedliche Besonderheiten aufweisen. Während der Anschlagwinkel einen seiner Schenkel als sogenannten Anschlag nutzt, der es erlaubt, ihn an Kanten auszurichten, gibt es auch Haarwinkel. Sie sind aus einem Spezialstahl gefertigt und verfügen über eine spezielle Messkante, die am längeren Schenkel spitz zuläuft. Diese Kante ermöglicht es, Unregelmäßigkeiten besser zu erkennen. Weitere Winkelvariationen umfassen im Wesentlichen unterschiedlich eingesetzte Materialien. Schlosserwinkel nutzen häufiger Spezialstahl, einfachere Winkel verwenden simplere Materialien.

Flachwinkel gleichen Anschlagwinkel im Wesentlichen, verfügen aber nicht über den namensgebenden Anschlag. Das Ergebnis: Sie sind für Kantenmessungen eher ungeeignet.

Eine besondere Kategorie stellen Winkelarten mit verschiebbarem Anschlag dar, die vielseitige Einsatzmöglichkeiten aufweisen als ihre starren Gegenstücke.



 Internationale Unterschiede

Ein rechter Winkel in Deutschland ist auch ein rechter in anderen Ländern. Dennoch bestehen hinsichtlich verschiedener Elemente und technischer Daten der Instrumente Unterschiede, je nachdem, wo sie gefertigt wurden. So ist die Qualität und der Genauigkeitsgrad von westlichen Zimmermannswinkeln der ihrer japanischer Äquivalente unterlegen. Die fernöstlichen Produkte sind hinsichtlich ihrer Verarbeitung und Genauigkeit von hoher Güte. Zudem sind sie auf bis zu acht Skalen, sowohl innen als auch außen, ablesbar und verfügen über besonders gut abzulesende Ziffern, die an den 5-Zentimeter-Markierungen rot abgesetzt sind.

Bei Arbeiten in diffusen Lichtverhältnissen und für Handwerker mit beeinträchtigter Sehkraft ist diese Lösung empfehlenswert. Anders als früher reicht die Größe dieser Winkel inzwischen auch an westliche heran. Sie sind in Längen bis zu einem Meter erhältlich und auch im Onlinehandel keine Exoten mehr. Viele Spezialwinkel sind inzwischen auch bei Onlinehändlern wie Amazon erhältlich.

Bei aller Präzision der asiatischen Werkzeuge, haben westliche Winkel jedoch ebenfalls ihre Vorteile. Nicht zuletzt, da sie für viele Nutzer preislich attraktiver sind.

Besondere Anschlagwinkel

Neben dem klassischen 90-Grad-Messwerkzeug existieren weitere Varianten, die jedoch nicht dafür gedacht sind, Rechtwinkligkeit festzustellen. Hierbei handelt es sich um das Gehrmaß und die Achtkante. Ersteres markiert einen Winkel von 45 Grad. Sein Name rührt von seiner Funktion zum Prüfen von Gehrungen. Eine Achtkante hingegen ist ein Werkzeug, dessen Schenkel einen Schnittpunkt-Wert von 67,5 Grad bilden. Achtkanten kommen bei der Konstruktion von Bauteilen zum Einsatz, die ein Oktagon bilden sollen.

Anwendung

Klassische Einsatzzwecke sind auf dem Bau, in verarbeitenden Gewerben, Holzmanufakturen, beim Möbelbau, in Schlossereien, im Modellbau, unter Heimwerkern und in Werkstätten.

Wo wird der Anschlagwinkel eingesetzt?

Als Werkzeug zur Winkelmessung findet er vorrangig Verwendung, um Linien im korrekten Winkel zueinander auszurichten oder Objekte und Bauteile korrekt zu platzieren. Dabei wird eine Linie im 90-Grad-Winkel zu einer Bezugskante markiert. Diese Markierung erfolgt entweder über eine sogenannte Reißnadel aus stabilem Hartmetall (das Markieren heißt dann Anreißen) oder über reguläre Stifte.

Häufig kommen Bleistifte zum Einsatz, manchmal auch Filzstifte oder Kugelschreiber. Das Anreißen ist in bestimmten Zusammenhängen untersagt, beispielsweise in der Luftfahrt. Dort kann die Metallspitze der Reißnadel Materialschäden hervorrufen und stellt ein Risiko dar. Normale Tischler und Schlosser haben mit diesen Ausnahmen jedoch seltener zu tun.

Wie genau ein Winkel gehandhabt wird, unterscheidet sich nach dessen Art. Üblicherweise richtet der Handwerker eine Schenkelinnenseite an einer Kante aus, der sogenannten Materialkante. Handelt es sich um ein Modell für die Bearbeitung von Holz, richtet der Handwerker den Schenkel an der Materialkante aus, bei einer Ausführung für Metall an die Kante des entsprechenden Werkstücks.

Was ist der Nutzwert des Anschlagwinkels?

Die mithilfe des Werkzeugs gezeichneten Linien markieren Bohrstellen oder Punkte, an denen Metall, Holz sowie andere Materialien gekürzt werden müssen. Ebenfalls können Handwerker darüber die Geometrie von Flächen bestimmen und kontrollieren.

Anschlagwinkel auf Genauigkeit prüfen

Um sich zu versichern, dass der Anschlagwinkel für ein genaues Arbeiten geeignet ist, gibt es die Methode des Umschlags. Diese Herangehensweise bezeichnet eine Prüfmethode, um die Rechtwinkligkeit zu überprüfen. Dazu legt der Handwerker den kürzeren Schenkel an eine gerade Kante an. Danach markiert er am längeren Schenkel mit einer Reißnadel oder einem Stift eine Linie und schlägt dann den kompletten Winkel um. Hierbei legt er den kürzeren Schenkel auf die jeweils andere Seite an. Sofern die Linie parallel zu ihm verläuft, ist sicher, dass der Winkel ordentlich ausgerichtet ist.

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