Wer sich das Bundeskanzleramt im Berliner Spreebogen schon mal genauer angesehen hat, dürfte auf die Wand aus hellgrauem Beton aufmerksam geworden sein. Diese besteht aus sogenanntem Sichtbeton, den Architekten häufig für imposante Gebäude wie Stadien und Konzerthallen verwenden. Wir bringen Ihnen diese Betonart näher und erläutern die Verarbeitung und Einsatzgebiete.
Alles auf einen Blick:
- Sichtbeton meint die Fläche, die sichtbar ist und nicht verputzt oder verblendet wird.
- Aufgrund dessen muss die Oberfläche vor allem optische Anforderungen erfüllen.
- Unter anderem ist die Wahl der Verschalung, vor allem des Materials, entscheidend für die Optik und die Textur.
- Das Merkblatt Sichtbeton teilt den Baustoff in vier verschiedene Klassen ein, die sich zum Beispiel in ihrer Textur, Porigkeit und Ebenheit unterscheiden.
- Die Klassifizierung empfiehlt zudem die jeweiligen Einsatzgebiete. In Frage kommen beispielsweise Wände und Decken in Kellerräumen, aber auch repräsentative Bauwerke.
Definition
Mit Sichtbeton ist der Bereich einer Betonfläche gemeint, der sichtbar und mit einer Schalhaut in Berührung gekommen ist. In der Architektur findet die Verwendung dieses Baustoffes für die Ausführung von Bauwerken und deren Gestaltung immer mehr Anklang. Dementsprechend muss dieser spezielle Beton vor allem optischen Anforderungen gerecht werden. Dabei bestimmt die Schalung über die Struktur der Oberfläche. Die Schalungshaut kann aus Aluminium, Stahl, Holz oder Kunststoff bestehen.
Was ist Sichtbeton?
Sichtbeton sind Betonflächen, die sichtbar bleiben und weder verputzt noch verblendet werden. Dieser Baustoff dient meist zur Erfüllung gestalterischer Funktionen, weshalb die Betonoberfläche bestimmte Anforderungen erfüllen muss.
Unter diesem Beton wird im Konkreten die Oberfläche gemeint, die mit der ausgewählten Schalhaut in Kontakt gekommen ist. Deshalb werden diese Bauteilflächen auch als geschalte Flächen bezeichnet. Die Schalung bestimmt somit in großem Maße die Optik.
Wie setzt sich Sichtbeton zusammen?
Im Grunde eignet sich jeder Beton für den Einsatz als Sichtbeton. Um einen guten Sichtbeton und somit ein ansprechendes Bild des Bauwerks zu erhalten, sollten Sie folgende Faktoren beachten:
- Zementgehalt von mindestens 300 Kilogramm pro Kubikmeter
- Ausreichend Mörtelmasse
- keine Verwendung von Restbeton oder Restwasser
- Maximaler w/z-Wert von 0,55 (Verhältnis zwischen Wasser und Bindemittel)
- Marke und Stoffe beibehalten
Was sind Sichtbetonklassen?
Im Jahr 2004 veröffentlichten der Deutsche Beton- und Bautechnik Verein (DBV) und der Verein Deutscher Zementwerke (VDZ) erstmals ein Merkblatt mit Anforderungen für die fachgerechte Verwendung des speziellen Betons.
Das DBV/VDZ-Merkblatt unterteilt den Baustoff in vier Klassen, die sich in der Textur, der Porigkeit, der Farbtongleichmäßigkeit und der Ebenheit sowie der Arbeits- und Schalhautfugen unterscheiden. Zudem werden der Preis beziehungsweise dessen Niveau sowie die erforderliche Klasse der Schalhaut und die empfohlene Erprobungsfläche zugeordnet.
Prinzipiell gilt: Je niedriger die Klassifizierung ist, desto geringer sind die Anforderungen. Bei höheren Gruppierungen sind auch die Kriterien entsprechend hoch.
Welche Schalungen gibt es?
Die Schalungshaut hat maßgeblichen Einfluss auf das Aussehen der Betonfläche. Dabei können Sie nicht nur zwischen verschiedenen Materialien und deren Oberflächenstruktur wählen, sondern auch zwischen einer Rahmen- und einer Trägerschalung entscheiden.
Eine Trägerschalung besteht aus Holz, Stahl, Aluminium oder Kunststoff. Beispiele sind Wand-, Decken- oder Stützenschalungen. Die Schalungen dienen als Gerüst, wobei die Schalhaut die Form und Textur bestimmt. Die Schalungen bestehen aus einzelnen Bauteilen, die an sich unverändert bleiben, je nach Einsatzgebiet jedoch variabel kombiniert werden können. Rahmenschalen bestehen hingegen nicht aus einzelnen Bauteilen, sondern aus mit einem Rahmen verschweißten Tafeln, die integriert und somit nicht variabel sind.
Aus wirtschaftlichen Gründen greifen die meisten Bauherren zu Rahmenschalungen, die gewisse Maße vorgeben. Möchten Sie mehr künstlerische Freiheit im Hinblick auf die Anordnung der Elemente, ist eine Trägerschalung die bessere Wahl.
Es kann sich bei den Schalungen um eine saugende oder eine nicht saugende Schalhaut handeln. Die saugende Variante eignet sich eher für dunklere Betonfarben und eine gleichmäßige Farbgebung. Nicht saugende Varianten empfehlen sich für glatte und helle Oberflächen.
Verarbeitung und Gestaltung
Die Verarbeitung des speziellen Betons erstreckt sich von der Planung und der Auswahl der Schalung über das Einschalen und Betonieren bis hin zum Ausschalen. Künstlerische Freiheit ist dabei nicht nur hinsichtlich der Textur, sondern auch bezüglich der Farbe gegeben. Da die Betonoberfläche optischen Anforderungen entsprechen muss, sollte diese sowohl bei der Ausführung beziehungsweise der Herstellung als auch während der Nutzung besonders geschützt sein.
Wie wird Sichtbeton verarbeitet?
Nach der fachmännischen Planung und der Wahl der Schalung kann diese angebracht werden. Dieser Schritt wird Einschalen genannt. Anschließend wird der Bereich mit Beton befüllt. Das Ausschalen, das Entfernen der Schalung, erfolgt nach der sogenannten Ausschalfrist. Diese ist unter anderem abhängig vom Einsatzgebiet, der Temperatur und der Betonart.
Welche gestalterischen Möglichkeiten gibt es?
Neben der Oberflächenstruktur, die von der jeweiligen Schalungshaut bestimmt wird, können Sie auch die Farbgebung auswählen. Dabei spielt die Wahl des Zements eine entscheidende Rolle. Möchten Sie Ihren Sichtbeton beispielsweise sehr hell, fast schon weiß, eignet sich der Einsatz von weißem Zement.
Durch die Zugabe von Pigmenten lässt sich die Fläche zum Beispiel auch in Ocker- oder Rottönen gestalten. Für solche Farbtöne sollte heller Zement in Grau als Grundlage dienen. Bei kräftigen, leuchtenden Farben eignet sich hingegen weißer Zement als Basis.
Auch nachträglich kann die Betonoberfläche zum Beispiel durch steinmetzmäßige Bearbeitung gestaltet werden.
Warum muss Sichtbeton geschützt werden?
Sowohl bei der Ausführung als auch während der Nutzung sollte Sichtbeton geschützt werden, um die gewünschte Optik zu bewahren. Bereits bei der Herstellung muss bei einer glatten und nicht saugenden Schalungshaut darauf geachtet werden, dass die Durchführung bei Temperaturen über 10 Grad Celsius erfolgt. Ist dies nicht der Fall, sind dunkle Flecken die Folge. Um davor zu schützen, kann die Schalung vor dem Einschalen auch erwärmt werden.
Während der Nutzung können Witterungseinflüsse das Aussehen der Betonoberfläche verändern. Durch Auswaschen oder Aufrauen kann sowohl die Textur als auch die Farbgebung beeinflusst werden. Diese Auswirkungen können zum Beispiel durch eine Wasserführung verringert werden. Denn diese verhindert, dass Niederschlagswasser über die Sichtbetonfläche läuft.
Einsatzgebiete
Es gibt einige Einsatzmöglichkeiten für den speziellen Beton. Je nachdem wo er Verwendung findet, variiert auch die empfohlene Sichtbetonklasse.
Wo wird Sichtbeton verwendet?
Im Grunde kann dieser Baustoff Beton vielfältig eingesetzt werden. Er eignet sich besonders, wenn hohe Anforderungen an das Aussehen des Bauwerks gestellt werden. Nicht nur farblich sind Sie bei der Ausführung flexibel, auch die Struktur kann nach Ihren Wünschen gestaltet werden. Von einer glatten Fläche bis hin zum Wellenmuster sind keine Grenzen gesetzt.
Welche Sichtbetonklasse eignet sich für welches Einsatzgebiet?
Die passende Sichtbetonklasse wählen Sie unter anderem auf Grundlage der zu bearbeitenden Fläche beziehungsweise des Anwendungsgebietes aus. So empfiehlt das Merkblatt Sichtbeton für Treppenhäuser die Klasse 1, während Sie für repräsentative Hochbauprojekte die Sichtbetonklasse 4 wählen sollten.
Kosten
Die verschiedenen Klassifizierungen spielen auch für den Preis eine wichtige Rolle. Je nach Gruppierung erhalten Sie den Baustoff der Klasse 1 ab 200 Euro und der Klasse 4 ab 340 Euro.
Wie viel kostet Sichtbeton?
Die Sichtbetonklasse ist ein entscheidender Faktor für den Preis. Je nach Klassifizierung fällt der finanzielle Aufwand für folgende Posten unterschiedlich aus:
- Materialkosten
- Handwerkerkosten (Verschalung und Gießen)
- Gegebenenfalls Nachbearbeitung
Der Preis ist neben der Betonklasse auch von dem ausführenden Fachbetrieb und Ihren individuellen Gestaltungswünschen abhängig. In der Regel fallen für die günstigste Klasse 1 Gesamtkosten ab 200 Euro und für die teuerste Klasse 4 ab 340 Euro an.
Fazit
Sichtbeton ist die Betonfläche, die sichtbar bleibt und nicht verputzt oder verblendet wird. Diese Art von Beton erfüllt vor allem gestalterische Funktionen, da sie je nach Schalungshaut und Form der Schalung modelliert werden kann. Bei der Verschalung können Sie zwischen der Rahmenschalung und der Trägerschalung wählen, die sich in ihrer gestalterischen Freiheit unterscheiden. Der Arbeitsprozess erstreckt sich von der Planung und der Wahl der Schalung, über das Einschalen, das Betonieren bis hin zum Ausschalen.
Neben der Textur kann auch die Farbgebung beeinflusst werden. Der Deutsche Beton- und Bautechnik e. V. und der Verein Deutscher Zementwerke haben Sichtbeton in vier verschiedene Klassen eingeteilt. Für die einzelnen Sichtbetonklasse empfiehlt das Merkblatt unter anderem Einsatzgebiete und gibt Informationen zum Preisniveau, der Porigkeit und der Textur. Je niedriger die Klassifizierung, desto geringer sind die Anforderungen. Da die Oberfläche bestimmten Anforderungen hinsichtlich Architektur und Optik entsprechen muss, ist ein spezieller Schutz sowohl bei der Herstellung als auch während der Nutzung erforderlich.
Weiterführende Links
Deutsche Beton- und Bautechnik Verein (DBV)
Verein Deutscher Zementwerke (VDZ)
Sichtbeton Merkblatt