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Bauplanung

Kellerabdichtung: Weiße Wanne – Schwarze Wanne

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 26. April 2021
Lesedauer: 11 Minuten
© Lex20 / istockphoto.com

Bauwerke brauchen Schutz gegen alle Arten von eindringender Feuchtigkeit. Besonders bei Bauteilen, die direkten Kontakt zum Boden haben, ist eine Abdichtung zu den Seiten und nach unten wichtig. Andernfalls kann Sickerwasser, Bodenfeuchte und drückendes Grundwasser in den Keller eindringen und auf Dauer zu feuchten Wänden und Schimmel führen.

Alles auf einen Blick:

  • Kellerabdichtungen sind aufgrund des Risikos eindringender Bodenfeuchtigkeit besonders wichtig. Die verbreitetsten Ausführungen sind weiße und schwarze Wannen.
  • Weiße Wannen bestehen aus wasserundurchlässigem Stahlbeton und bilden als tragende Wände gleichzeitig die Kellerabdichtung. Sie haben eine lange Lebensdauer, sind unempfindlich und verkürzen die Bauzeit eines Neubaus.
  • Schwarze Wannen umhüllen als bitumenhaltige Dichtungshaut den gesamten erdberührenden Bauteil. Sie sind zwar absolut wasserfest, aber aufwendig bei Neubauten und Sanierungen.
  • Im direkten Vergleich sind Bauwerksabdichtungen aus Beton zwar meist etwas teurer, auf die jahrelange Nutzung hochgerechnet aber auch wirtschaftlicher.

Kellerabdichtung: Definition und Funktion

Der Keller ist der Grundstock für alle darüber liegenden Etagen. Feuchtes Mauerwerk schadet auf Dauer der Bausubstanz und kann unter Umständen die Stabilität des gesamten Hauses gefährden und ist Ursache für Schimmelbildung. Die Wände im Keller und die Bodenplatten sollten Sie daher in jedem Fall gegen eindringende Nässe abdichten lassen.

TIPP:
Lesen Sie hier, wie Sie Ihre feuchten Wände wieder trocken bekommen.
 

Wie funktionieren Kellerabdichtungen?

Kellerabdichtungen bestehen mittlerweile meist aus wasserdichten Stahlbetonkonstruktionen (= weiße Wanne) oder aus hautähnlichen Beschichtungen beziehungsweise besonderen Abdichtungsbahnen aus Bitumen (= schwarze Wanne).

Um den Keller zuverlässig gegen Nässe zu schützen, umhüllen beide Wannenarten alle erdberührten Bereiche eines Bauwerks. Senkrechte Abdichtungen werden dabei entlang der Seitenwände verlegt und schützen gegen seitlich drückendes und versickerndes Wasser. Horizontale Abdichtungen verlaufen parallel zum Fundament. Sie verhindern, dass aufsteigende Feuchtigkeit, die sogenannte Kapillarfeuchte, ins Gemäuer einzieht.

Je nachdem, welche Abdichtungsmethode verwendet wird, befinden sich diese abdichtenden Schichten an den Außen- oder Innenseiten des Gebäudes.

Wie lange halten Kellerabdichtungen?

Kellerabdichtungen aus einer Konstruktion aus wasserundurchlässigem Beton haben eine hohe Lebensdauer von 60 bis 80 Jahren – meist sogar noch länger. Bitumen-Dickbeschichtungen halten mit rund 30 Jahren nur halb so lange. Allerdings weichen hier die Herstellerangaben stark voneinander ab und es stehen auch weitaus höhere Zahlen im Raum.

Wer macht Kellerabdichtungen?

Während der Bauphase kümmert sich der Architekt zusammen mit dem Bauunternehmen darum, Ihren Keller zuverlässig abzudichten. Ist es nötig, den Keller nachträglich abzudichten, sind in erster Linie Firmen für Bausanierung der richtige Ansprechpartner.



Weiße Wanne – Aufbau, Nutzen, Vorteile und Nachteile

Kellerabdichtungen aus Beton sind heutzutage bei Neubauten das Mittel der Wahl, wenn es um das Thema Keller und Außenabdichtung geht.

Was ist eine weiße Wanne?

Eine weiße Wanne ist eine vollständig geschlossene Hülle um alle erdberührten Bauteile eines Gebäudes. Sie schützt die Kellerräume vor eindringender Feuchtigkeit von außen und besteht aus wasserundurchlässigem (Stahl-)Beton. Eine zusätzliche Abdichtung ist nicht nötig.

Trotz ihrer Bezeichnung ist sie in den meisten Fällen gar nicht weiß, sondern eher grau beziehungsweise in der Farbe des verwendeten Betons. Ihr Name grenzt sie vor allem von der Schwarzen Wanne ab, die aufgrund des verwendeten Baustoffs wirklich schwarz ist.

Wie wird eine weiße Wanne gebaut?

Im Idealfall werden weiße Wannen bereits während der Rohbauphase errichtet. Dabei werden sie direkt in die Bodenplatte und in die Außenwände integriert. Den dafür nötigen wasserundurchlässigen Beton, auch WU-Beton genannt, zeichnet ein hoher Wassereindringwiderstand aus. Er wird direkt in die Betonschalung gegossen oder aus vorgefertigten Elementwänden zusammengebaut. Diese Ausführung der Kellerabdichtung ist damit gleichzeitig tragendes Mauerwerk.

Damit sie absolut wasserdicht ist, muss sie nach bestimmten Kriterien geplant und gebaut werden. Allein der spezielle Beton reicht dafür nicht aus. Besonders wichtig ist auch eine fachmännische Verarbeitung von Fugen, Fenstern und Rohrdurchgängen. Sie stellen sonst Schwachstellen dar, die im Zweifel nicht dicht sind und Feuchte eindringen lassen.

Die ordnungsgemäße Planung ist in der Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)“ vom Deutschen Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) festgelegt. DIN 18195, die den Schutz von Bauwerken gegen Feuchtigkeit und Wasser regelt, gilt nicht für wasserundurchlässige Bauwerke.

Kann eine weiße Wanne nachträglich gebaut werden?

Der spätere Einbau ist möglich, wenn auch aufwendiger und teurer als während der Rohbauphase. Eine nachträgliche Abdichtung des Kellers wird meist eine zweite Wand an der erdberührten Hausaußenseite hochgezogen. Dafür muss der Beton nicht zwingend gegossen werden. Es können auch Betonsteine oder -bauteile zum Einsatz kommen. Allerdings ist es bei diesem Verfahren nötig, die äußeren Kellerwände freizulegen, was mit großem Aufwand und entsprechenden Kosten verbunden ist.

Die Bodenplatte wird von innen heraus abgedichtet. Dafür werden entweder Dichtschlämme, also abdichtende Zement-Kunststoff-Gemische, direkt auf den Unterboden aufgetragen. Oder es kommt das sogenannte Injektionsverfahren zum Einsatz: Dabei werden durch Löcher im Fundament flüssige Abdichtungsmittel gepresst. Diese härten entweder im Mauerwerk aus, oder sie laufen durch das Gemäuer bis nach außen, härten dort aus und legen sich wie eine Schutzschicht über die Außenwand.

Wann ist eine weiße Wanne erforderlich?

Weiße Wannen sind dann sinnvoll, wenn im Boden ein hoher Feuchtigkeitsgehalt vorliegt. Diese wird von drückendem und nichtdrückendem Wasser verursacht.

WISSENSWERTES:
Drückendes Wasser: übt hydrostatischen Druck auf die Bausubstanz aus. Das kann Grundwasser, Hochwasser, stauendes Sickerwasser nach Starkregen oder Hangwasser sein.

Nichtdrückendes Wasser:
entspricht der gängigen Bodenfeuchtigkeit, die durch nichtstauendes Sickerwasser in stark durchlässigem Erdreich entsteht. Oberflächenwasser muss dann problemlos bis zum Grundwasser versickern können, ohne sich anzustauen.
 

So gut wie überall kann es zu drückendem Wasser kommen, wenn auch nur zeitweise und vorübergehend. Aus diesem Grund werden weiße Wannen mittlerweile oft standardmäßig in Neubauten integriert. Zwingend notwendig sind solche Abdichtungen dann, wenn Seen oder Flüsse in der Nähe sind, dadurch der Grundwasserspiegel höher liegt oder Hochwasser bei Starkregen droht.

Um eine genaue Kenntnis über die Bodenbeschaffenheit zu erhalten, sollten Sie vor der Bauplanung einen Sachverständigen mit einem Bodengutachten beauftragen. So erfahren Sie alles Wichtige zur Höhe des Grundwassers und zur Wasserdurchlässigkeit des Bodens.

Was spricht für eine weiße Wanne?

Wenn Sie sich für eine Kellerabdichtung aus Beton entscheiden, profitieren Sie von zahlreichen Vorzügen. Allerdings verlangt diese Abdichtung eine professionelle Planung, damit Ihr Keller zuverlässig gegen Feuchtigkeit von außen geschützt ist.

VorteileNachteile
– wartungsarm und witterungsbeständig– Anspruchsvolle Planung und Durchführung
 lange Lebensdauer (circa 80 Jahre)– Fugen, Rohre, Fenster sind Schwachstellen
– robust gegen mechanische Beschädigung– Schwitzwasserbildung im Wohnraum ohne  Dampfsperre und Perimeterdämmung
– kürzere Bauzeit als mit konventionellen Abdichtungssystemen– Hohe Anschaffungskosten
– Leichte Lokalisierung von Schadstellen 
– Sanierung von innen möglich, kein Aufgraben nötig 

Schwarze Wanne – Aufbau, Nutzen, Vorteile und Nachteile

Diese Kellerabdichtungen sind heutzutage bei einem Großteil der bestehenden Häuser zu finden, da sie früher einen Standard darstellten. Mittlerweile wurden sie größtenteils von hochwertigeren Alternativen abgelöst.

Was ist eine schwarze Wanne?

Eine solche Kellerabdichtung ist eine Art Dichtungshaut, die unter der Bodenplatte und auf der Außenseite des wasserdurchlässigen, gemauerten Kellers angebracht wird. Sie legt sich wie eine wasserdichte Hülle um das gesamte Kellerbauteil. Ihren Namen erhielt sie vom verwendeten, pechschwarzen Abdichtungsmaterial Bitumen.

Wie wird eine schwarze Wanne gebaut?

Ist eine solche Kellerabdichtung bereits bei einem Neubau eingeplant, wird die Dichtungshaut aus Bitumen zunächst als horizontale Abdichtung nach der Sauberkeitsschicht und vor Bodenplatte verlegt. Anschließend werden die Kellerwände gemauert und von außen auf die gleiche Weise abgedichtet. Im letzten Schritt müssen nur noch Bodenplatte und Wände wasserdicht miteinander verbunden werden.

Die Abdichtung mit Bitumen erfolgt entweder flüssig oder pastenartig in Form eines Anstrichs. Eine andere Möglichkeit ist die mit festen Bitumenbahnen, die auf den Wänden und im Überlappungsbereich miteinander verschweißt werden. Diese Methode findet heutzutage jedoch kaum noch Anwendung. Typisch ist mittlerweile eine kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung (KMB), die als resistenter gegen Beschädigungen wie Risse gilt. Da diese dennoch sehr empfindlich ist und schnell kaputt gehen kann, ist unbedingt eine Schutzschicht aus Kies oder Perimeterdämmplatten zwischen Abdichtung und Erdreich nötig.

Die Keller-Abdichtung mit Bitumen-Dickbeschichtungen basiert auf DIN 18195 (Bauwerksabdichtungen).

Kann eine schwarze Wanne nachträglich gebaut werden?

Eine solche Wanne bei einem bereits bestehenden Bauwerk nachzurüsten ist sehr aufwendig und damit kostspielig, prinzipiell aber möglich. Dafür müssen die Kellerwände ausgegraben und gesäubert werden. Anschließend kann die wasserundurchlässige Bitumenschicht aufgetragen werden. Problematisch ist es dagegen, wenn auch die Bodenplatte abgedichtet werden muss, da diese zum Beispiel nicht aus WU-Beton besteht. Da das Haus dafür natürlich nicht angehoben werden kann, muss das Fundament von innen heraus abgedichtet werden, beispielsweise mithilfe des Injektionsverfahrens.

Die Erneuerung oder der nachträgliche Einbau spielen mittlerweile oft nur noch bei Altbausanierungen eine Rolle. Wurde eine solche Abdichtung vom Fachmann durchgeführt, ist das Gebäude aber in der Regel für die nächsten 40 Jahre vor eindringender Feuchtigkeit geschützt.

Wann ist eine schwarze Wanne erforderlich?

Eine Kellerabdichtung ist immer dann notwendig, wenn im Erdreich drückendes und nichtdrückendes Wasser vorkommt und dadurch eindringendes Wasser droht. Schwarze Wannen waren lange die standardmäßige Abdichtung. Mittlerweile wurden sie aber von den oft günstigeren und widerstandsfähigeren weißen Wannen abgelöst, die dazu noch die Bauphase verkürzen.

Was spricht für eine schwarze Wanne?

Bitumenwannen gelten heutzutage unter Experten als veraltet, da es mittlerweile qualitativ hochwertigere und kostengünstigere Alternativen gibt.

Hinzu kommen die gravierenden Nachteile solcher Abdichtungen beim Kellerbau. Obwohl sie wasserdicht sind, sind sie sehr empfindlich gegenüber mechanischen Beschädigungen. Es entstehen schnell Risse im Material, die bei feuchten Wänden nur schwer zu lokalisieren und zu reparieren sind. Darüber hinaus sind sie in den Bauphase zeitlich aufwendiger als weiße Wannen, da ihr Aufbau sowohl von der Witterung abhängt als auch einen zusätzlichen Arbeitsschritt bedeutet.



Kosten: Beide Wannen im Vergleich

Beide Wannen sorgen bei einem fachgerechten Aufbau für einen wasserdichten Keller. Bei der Entscheidung spielen aber auch die Kosten eine wichtige Rolle.

Welche Kosten fallen an?

Weiße Wannen sind in der Anschaffung oft etwas teurer als schwarze Wannen. Im Vergleich sollten Sie mit Mehrkosten von 10 bis 30 Prozent rechnen. Dadurch, dass sie deutlich länger halten und bei korrekter Planung einen absolut zuverlässigen Schutz vor Feuchtigkeit bieten, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich aber besser.

Die höheren Kosten liegen nur teilweise am qualitativ hochwertigen WU-Beton. Denn unter anderem müssen auch die äußeren Wände und die Bodenplatte etwas dicker sein, die Betonbauteile besonders verstärkt und die Fugen und Fenster speziell abgedichtet werden. Besonders die Fuge zwischen Seitenwänden und Kellersohle muss sehr sorgfältig verarbeitet sein. Später dürfen sich keine Risse in der Bausubstanz bilden. Eine aufwendige Planung und die genaueste Einhaltung beim Bau sind dafür essentiell.

Fazit

Schwarze Wannen sind eine hautähnliche Außenabdichtung und bestehen aus dem wasserundurchlässigen Erdölprodukt Bitumen. Dabei werden entweder schwarze Bitumenbahnen oder eine spezielle Beschichtung an der Außenseite der Kellerwände und unter dem Fundament angebracht. Allerdings hält diese Form der Abdichtung im Schnitt nur 40 Jahre, ist sehr empfindlich und muss vor mechanischen Beschädigungen besonders geschützt werden. Die Reparatur von Rissen oder die Sanierung gestalten sich sehr aufwendig und sind kostspielig.

Auf der modernen Baustelle haben sich mittlerweile weiße Wannen durchgesetzt. Diese bestehen aus wasserundurchlässigem Beton und bilden neben der Abdichtung auch gleichzeitig die tragenden Außenwände eines Kellers. Mit einer Lebensdauer von bis zu 80 Jahren halten sie doppelt so lange wie schwarze Wannen. Dazu sind sie witterungsbeständig und unempfindlich gegenüber mechanischen Beschädigungen. Zwar müssen Sie bei der Anschaffung mit höheren Preisen rechnen, allerdings bekommen Sie aufgrund der hohen Lebensdauer auch ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.