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Ausstattung

Schornsteine: 4 Arten im Überblick

Margarethe Lohneis
Verfasst von Margarethe Lohneis
Zuletzt aktualisiert: 26. April 2021
Lesedauer: 11 Minuten
© budgetstockphoto / istockphoto.com

Ein rauchender Backsteinkamin auf einem verschneiten Häuschen ist ein beliebtes Wintermotiv. Dass es aus diesem raucht, wenn die Bewohner heizen, ist bekannt. Wie genau diese Art Abgasanlage funktioniert, welche Kaminbauarten und -materialien es gibt und wie Sie einen Schornstein nachrüsten können, erfahren Sie bei uns.

Alles auf einen Blick:

  • Ein Schornstein ist ein senkrechter Schacht auf dem Dach eines Hauses, der als Abgassystem für eine Feuerungsanlage dient.
  • Die Funktionsweise basiert auf dem sogenannten Kamineffekt.
  • Je nachdem, ob die Konstruktionsweise ein Innenrohr und eine Dämmschicht vorsieht, können Schornsteine einschalig, zweischalig (einwandig) oder dreischalig (doppelwandig) sein.
  • Es gibt Varianten aus Stein, Edelstahl, Keramik und Kunststoff.
  • Einen Schlot können Sie nachrüsten, sowohl als Sanierungsmaßnahme eines alten Kamins als auch beim Neubau einer Feuerstätte.

Definition

Bevor Sie sich mit der Konstruktionsweise und dem Baumaterial auseinandersetzen, empfiehlt es sich, die Funktionsweise zu verstehen. Diese beruht auf dem Kamineffekt.

Was ist ein Schornstein?

Ein Schornstein, Kamin oder Schlot ist ein senkrechter Schacht auf dem Dach eines Hauses, der nach oben geöffnet ist. Der sichtbare, äußere Teil heißt Schornsteinkopf. Der restliche Teil des Schachtes befindet sich im Inneren des Gebäudes. Er fungiert als Abgassystem für eine Feuerungsanlage und führt von einer Wärmequelle aus nach oben ins Freie.

Unter einer Feuerungsanlage sind alle Heizanlagen zu verstehen, die mit Hilfe einer Feuerstätte Wärme erzeugen. Der Schornstein leitet die dabei entstehenden Abgase nach draußen ab und führt gleichzeitig wieder Frischluft zu.

Welche Funktion hat ein Schornstein?

Seine Funktionsweise ist auf den sogenannten Kamineffekt zurückzuführen. Dieser Effekt entsteht dann, wenn warme Luft aufsteigt.

Durch die Verbrennung von Holz, Öl, Gas, Pellets oder Kohle entsteht warme Abluft. Diese warme Abluft steigt deshalb im Kamin auf, weil sie eine geringere Dichte hat als die Außenluft. Durch das Abströmen entsteht am unteren Ende des Kamins ein sogenannter Unterdruck. Dieser zieht frische Zuluft an, die das Feuer wieder mit neuem Sauerstoff versorgt und es dadurch immer wieder neu anfacht. In der nach oben abströmenden Luft befinden sich Rauchgase. Der Kamineffekt verhindert also die Verbreitung von Rauchgasen in Gebäuden. Ein optimaler Schutz vor diesen Gasen ist aber nur dann gewährleistet, wenn die Maße und die Beschaffenheit genau zu der jeweiligen Feuerstätte passen.

TIPP:
Sowohl Schornsteine als auch sämtliche andere Abgasleitungen sind abnahmepflichtig. Dies geschieht während einer Feuerstättenschau durch den zuständigen Schornsteinfeger.
 

Wo platzieren Sie einen Schornstein?

Ein Schornstein sollte so platziert sein, dass er bei der Feuerstätte beginnt und über das Dach hinausragt. Wo genau sich der Abgasschacht im Gebäude befindet, ist abhängig von der Lage der Feuerstätte. Bei flexiblen Systemen wie einem doppelwandigen Edelstahlschornstein können Sie sich bei einem nachträglichen Einbau beliebig für einen Platz entscheiden.

Konstruktionsart

Für die Konstruktionsart ist entscheidend, ob er in seiner Funktionsweise abhängig oder unabhängig von der Raumluft ist.

  • Raumluftunabhängig: Die Verbrennungsluft wird durch den Kamin zugeführt.
  • Raumluftabhängig: Die Verbrennungsluft kommt aus dem Inneren des Raums.

Daraus ergeben sich drei Konstruktionsarten: einschalig, zweischalig oder dreischalig.

Was ist ein einschaliger Schornstein?

Einschalige Schornsteine besitzen kein Innenrohr und keine Dämmung. Sie sind lediglich gemauerte, vertikale Schächte. Diese Konstruktionsart entspricht nicht mehr dem heutigen Standard einer Abgasanlage. Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat sich die Heiztechnik so weiterentwickelt, dass sie Ressourcen schont. Geringerer Verbrauch und effizientere Nutzung sorgen dafür, dass beim Heizen die Abgastemperaturen sinken. Die Gefahr eines Rußbrandes besteht dadurch heutzutage weitgehend nicht mehr. Stattdessen müssen moderne Schornsteine säure- und feuchtebeständig sein, um der Kondensatbildung entgegenzuwirken.

Hier tritt die Problematik der einschaligen Variante zutage. Durch das Fehlen von Rohr und Dämmung ist der Innenraum des Schlotes größer als bei anderen Bauweisen. Das Abgas hat mehr Platz sich auszubreiten und strömt dadurch langsamer nach oben ab. Deshalb hat es mehr Zeit, auf dem Weg nach oben abzukühlen. An den kältesten Stellen bildet sich dann säurehaltiges Abgaskondensat, das das Mauerwerk angreift. Eine dauerhafte Schädigung durch kondensiertes Abgas heißt Versottung. Diese kann im schlimmsten Fall einen Zusammenfall des Kamins bewirken.

Was ist ein zweischaliger Schornstein?

Das zweischalige System dagegen verfügt zusätzlich über ein Rohr im Inneren des Schachts, welches das Abgas nach oben leitet. Die warme Abgasluft fließt dadurch rascher nach oben ab. Ein Mantelstein sorgt lediglich für Standsicherheit.

Was ist ein dreischaliger Schornstein?

Auch wenn zweischalige Schächte im Vergleich zu einschaligen bereits eine Steigerung der Qualität bedeuten, sind dreischalige Schornsteine am hochwertigsten. Sie verfügen neben einem Abgasrohr zusätzlich über eine Dämmschicht zwischen Kaminwand und Rohr. Diese Kombination sorgt dafür, dass die warmen Abgase nicht abkühlen und dadurch zügig durch das Rohr nach oben strömen können. Ein dreischaliger Kamin bietet also eine höhere Funktionsfähigkeit und Sicherheit als das einschalige oder zweischalige System.

ACHTUNG!
Weil diese Kaminart zwei Wände – Rohr und Dämmung – besitzt, trägt sie auch die Bezeichnung doppelwandig. Zweischalige Schornsteine dagegen sind einwandig.
 

Arten des Baumaterials

Welches Material sich für den Schornsteinbau eignet, ist abhängig von dem verwendeten Brennstoff und der Hitzeentwicklung. Am gängigsten sind:

  • Gemauerte Schornsteine
  • Edelstahlschornsteine
  • Keramikschornsteine
  • Kunststoffschornsteine
Schornsteinarten: Gemauerter Schornstein, Edelstahlschornstein, Keramikschornstein und Kunststoffschornstein
© Bauunternehmen.org

Was ist ein gemauerter Schornstein?

Ein gemauerter Schornsteinkopf ist der Klassiker auf dem Dach. Vom 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ist er die meist verbaute Art. Typischerweise bestehen die massiven Varianten aus mehreren aufeinandergesetzten Schichten Ziegel- beziehungsweise Backsteinen, die mit Mörtel befestigt sind.

Gemauerte Schornsteine sind in der Regel einschalig. Die Abgase strömen – bedingt durch die Steine, den Mörtel und die entstandenen Fugen – nicht so schnell ab. Eine Dämmschicht finden Sie bei dieser Bauart nicht. Um ein zügiges Abströmen in der Ummauerung zu gewährleisten, sind Abgastemperaturen von mindestens 200 Grad Celsius notwendig. Werden diese bei der Verbrennung nicht erreicht, ist die Gefahr der Versottung hoch.

Was sind Vor- und Nachteile von gemauerten Schornstein?

Technisch gesehen stehen gemauerte Schornsteine den ein- oder doppelwandigen Alternativen aus Edelstahl, Keramik oder Kunststoff weit nach.

Vorteile:

Gemauerte Schornsteine überzeugen besonders durch ihre Optik. Sie fügen sich besser in das Erscheinungsbild des Hauses ein als das blanke Rohr eines dopplewandigen Edelstahlkamins. Kompromisslösungen ermöglichen Ihnen, beispielsweise einen Edelstahlkamin in einen gemauerten Schornstein zu integrieren.

Nachteile:

Der große Nachteil liegt in der Anfälligkeit für Versottung. Die Oberfläche der Steine bremst das aufsteigende Abgas. Da die Abgastemperatur sehr hoch sein muss, eignet sich diese Bauweise nicht für moderne, energieeffiziente Heizanlagen.

Was ist ein Edelstahlschornstein?

Edelstahlschornsteine verlaufen in der Regel senkrecht und parallel zur Hauswand. Sie enden oberhalb des Dachs. Es gibt einwandige oder doppelwandige Modelle. Je nach Konstruktionsweise unterscheiden sich die Einsatzmöglichkeiten:

  • Einwandiger Edelstahlschornstein: Nachträglicher Einbau in einen Mantelstein möglich
  • Doppelwandiger Edelstahlschornstein: Alleinstehender Edelstahlschacht für den Innen- und Außenbereich

Ein doppelwandiger Edelstahlkamin auf dem Dach zählt zu den modernsten Abgasanlagen und ist für sämtliche Brennstoffe geeignet. Bei der Montage werden Edelstahlrohre ineinander gesteckt. Wie hoch dieses Bausatz-System schließlich über das Dach hinausragen soll, ist abhängig von der Temperatur und der Menge des Rauchgases. Der Kamineffekt verstärkt sich, je höher der Edelstahlschornstein ist. Hochwertiger Edelstahl ist säurebeständig und feuchteunempfindlich. Damit sind Edelstahlschornsteine vor Versottung sicher.

Doppelwandige Edelstahlschornsteine können Sie flexibel – im Außen- und Innenbereich – an der Wand oder am Boden verankern. Mit Platten und Konsolen gestaltet sich die Montage unkompliziert. Die meisten Modelle eignen sich für alle Befestigungsarten. Da Sie die Rohre und Verankerungskomponenten mit einem einfachen System aus Hebelschließen miteinander verbinden können, ist auch eine Demontage möglich.

Was sind Vor- und Nachteile von einem Edelstahlschornstein?

Die Vorteile eines Edelstahlschornsteins überwiegen mögliche Nachteile um ein Vielfaches.

Vorteile:

Die Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit, die ein Edelstahlstahlschornstein bietet, ist der entscheidende Vorteil dieser Bau- und Materialart. Er ist:

  • Ideale Nachrüstung für die Nachrüstung von bestehenden Kaminen oder neuen Schornsteinen
  • Einfache Montage sowie Demontage durch Stecksystem und Hebelschließen
  • Beliebiger Aufstellort des Edelstahlschachtes
  • Versottungsbeständigkeit durch das verwendete Edelstahl
  • Eignung für alle Brennstoffarten und Feuerstätten, sogar bis 600 Grad Celsius
  • Gutes Preis-Leistungsverhältnis

Nachteile:

Der einzige Nachteil eines Edelstahlschornsteins liegt in dessen äußeren Erscheinungsbild. Im Gegensatz zu einem Steinkamin sticht der Edelstahlschornstein optisch hervor und fügt sich weniger harmonisch in das Gesamtbild des Hauses ein. Dies ist allerdings reine Geschmackssache und sollte die funktionellen Vorteile eines Edelstahlkamins nicht schmälern.

TIPP:
Wollen Sie Ihren Wohnbereich nachträglich um einen Kaminofen erweitern, sollten Sie sich aufgrund seiner Flexibilität für einen doppelwandigen Edelstahlkamin entscheiden.
 

Was ist ein Keramikschornstein?

Unter einem Keramikschornstein können Sie sich – ähnlich einem Edelstahlschornstein – eine Zusammenstellung von mehreren Einzelteilen vorstellen, nur dass diese statt aus Edelstahl aus Keramik sind. Ein Keramikschornstein kann jedoch nicht allein für sich bestehen wie ein Edelstahlkamin, sondern nur in Form eines keramischen Innenrohrs, das in einen Isolierschornstein integriert ist.

Was sind Vor- und Nachteile von einem Keramikschornstein?

Vorteile:

Der Druck, mit dem das Keramikrohr die Abgasluft nach oben befördern kann, ist sehr hoch. Damit ist er auch für niedrige Abgastemperaturen geeignet, bereits ab circa 110 Grad Celsius.

Nachteile:

Die Nachrüstung mit hochwertiger Keramik verursacht im Vergleich zu anderen Varianten hohe Kosten.

Was ist ein Kunststoffschornstein?

Ein Kunststoffschornstein besteht ebenfalls aus zusammengesetzten Rohren. Die Rohre sind aus Polypropylen, einem häufig verwendeten thermoplastischen Kunststoff. Dieser ist beständig gegen Säure und damit nicht versottungsanfällig.

Was sind Vor- und Nachteile von einem Kunststoffschornstein?

Vorteile:

Dieses Modell eignet sich im Vergleich zu den anderen Baustoffen am besten für Brennwertheizungen. Brennwertgeräte nutzen die Wärme der Abgase zur Energiegewinnung und verringern dadurch deren Temperatur.

Nachteile:

Die Abgastemperatur darf nicht über 120 Grad Celsius ansteigen, da Polypropylen nicht für höhere Temperaturen geeignet ist. Es besteht Schmelz-Gefahr.



Nachrüstung

Eine Schornsteinnachrüstung ist dann notwendig, wenn Sie neue Heizanlagen installieren oder einen bestehenden Schornstein sanieren wollen. Dabei sollten sie bestehende Verordnungen beachten.

Wann müssen Sie Schornsteine nachrüsten?

Neuinstallation: Wollen Sie eine neue Feuerstätte in Betrieb nehmen, ist für Ihre eigene Sicherheit und die Funktionsfähigkeit der Anlage eine Nachrüstung um ein Abgassystem unerlässlich. Dieses System muss genau zu Brennstoffart und Abgastemperatur passen. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit eignen sich für eine derartige Nachrüstung am besten Elemente aus Edelstahl.

Schornsteinsanierung: Besonders sanierungsbedürftig sind einschalige, gemauerte Schornsteine. Diese Bauart ist nicht mehr mit neuen Heizanlagen vereinbar und erfordert eine Nachrüstung, die mindestens ein Abgasrohr im Inneren des Schachtes umfasst. Die kostengünstigste Möglichkeit ist der Edelstahlschornstein. Idealerweise fügen Sie bei der Schornsteinsanierung noch eine Dämmschicht ein, um einen dreischaligen, also doppelwandigen Schlot zu erhalten.

Was müssen Sie bei der Nachrüstung beachten?

Um die Sicherheit und Funktionsfähigkeit des nachgerüsteten Kamins zu gewährleisten, sollten Sie den Umbau einem Fachbetrieb aus dem Kamin-, Heizungs- oder Ofenbau überlassen. Bevor Sie Ihr Vorhaben in die Tat umsetzen lassen, wenden Sie sich bereits am besten an einen Schornsteinfeger, damit Sie bestehende Verordnungen von Beginn an einhalten und Ihnen ein Nachrüsten der Nachrüstung erspart bleibt. Darunter fallen:

  • Emissionsschutzverordnung
  • Brandschutzverordnung
  • DIN EN 13384 (Querschnittsberechnung eines Schornsteinsystems)
  • Feuerungsverordnung des jeweiligen Bundeslandes
  • Landesbauordnung
  • CE-Zulassung (Merkmal für gute Qualität)

Fazit

Ein Schornstein dient Ihrer Sicherheit. Deshalb sollten Sie die Entscheidung beim Kauf nicht rein nach der optischen Qualität treffen. Insgesamt können Sie sich aus vier Arten für Ihren Favoriten entscheiden. Der Backsteinkamin fügt sich zwar am besten in das Gesamtbild des Hauses ein, eignet sich aber lediglich mit einer Nachrüstung durch einen Edelstahl- oder Keramikschornstein für moderne Heizanlagen. Für energiesparende Brennwertheizungen ist ein Kunststoffschornstein am passendsten.

Der doppelwandige Edelstahlschornstein ist der Alleskönner unter den verschiedenen Arten. Neben einem fairen Preis zeichnet ihn seine vielseitige Einsatzmöglichkeit aus. Grundlegend müssen Sie sich jedoch bei Ihrem Fachbetrieb informieren, welches System überhaupt zu Ihrer Feuerungsanlage passt.

Über unsere*n Autor*in
Margarethe Lohneis
Margarethe studierte Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft. Sie sammelte bereits Erfahrungen bei einem Publikumsverlag sowie in der Leseförderung und schrieb für eine Literatur-Zeitschrift. Aktuell befindet sie sich im Masterstudium und arbeitet als Werkstudentin in der Online-Redaktion.