Was sind Tiny Houses?
Es gibt in Deutschland keine offizielle Definition von „Tiny Houses“. Die wortwörtliche Übersetzung heißt Kleinhäuser oder Minihäuser. In den USA gilt dagegen laut Baugesetz ab 2017 jede Wohnstätte mit einer Grundfläche kleiner als 37 Quadratmeter als Tiny House, Lofts sind dabei ausgenommen. In Deutschland sind unter dem Begriff „Tiny Houses“ oft Häuser auf Rädern gemeint, die vor allem in Nordamerika oft auf Anhänger geladen werden und ihren Bewohner ermöglichen, samt Haus beliebig umzuziehen. Stationäre Häuser mit kleinem Grundriss werden dagegen oft als Kleinhäuser bezeichnet.
Was zeichnet das Leben in einem Tiny House aus?
Die Tiny House Bewegung entwickelte sich um die Jahrtausendwende in den USA. Ihr Name ist verknüpft mit der Architektin Sarah Susanka und ihrem Buch „The Not so Big House“, sowie von Jay Shafer. Ökologische Gründe und der Wunsch, Geld zu sparen stellten für viele Menschen die treibende kraft dar, sich für ein Kleinhaus zu entscheiden. In Zeiten von Konsum und steigenden Miet- und Kaufpreisen fühlten außerdem zunehmend mehr Hausbesitzer und Mieter das Bedürfnis nach dem sogenannten Downsizing. Das heißt nicht anderes als so minimalistisch wie möglich zu leben und auf überflüssige Gegenstände zu verzichten. Oft spielte auch der Wunsch eine Rolle, mitten in der Natur zu leben, denn nicht selten steht das Minihaus im Wald, auf einer Wiese oder an einem See. Mobile Holzhäuser sind in Nordamerika deswegen schon lange eine begehrte Lösung. In Deutschland erreicht die Nachfrage nach Tiny Houses noch lange nicht das amerikanische Niveau, jedoch gewinnt die Philosophie seit Jahren mehr und mehr Anhänger. Isabella Bosler mit ihrer Webseite Tiny Houses ist hier eine der Leitfiguren der Bewegung. Auf der Seite finden Sie viele Beispiele für Tiny Houses in Deutschland und weltweit.
Welche Vorteile bieten Tiny Houses?
Der Hauptvorteil von Tiny Houses liegt an ihrem geringen Endpreis. Bei Kosten um die 1.500 Euro pro Quadratmeter und einer durchschnittlichen Fläche von 30 Quadratmetern lässt sich ein Eigenheim mit einem Budget unter 50.000 Euro realisieren. Microhäuser mit einem Grundriss unter 20 Quadratmeter sind sogar für weniger als 20.000 Euro zu haben. Auch die Nebenkosten für Wasser, Heizung und Strom sind wegen ihrer reduzierten Maße minimal. Ein Haus auf Rädern bietet außerdem den Reiz, jederzeit ohne große Mühe umziehen zu können.
Welche Nachteile haben Tiny Houses?
Der Hauptnachteil von Tiny Houses ist der knappe Platz. Dauerhaft auf 30 Quadratmetern zu leben erfordert eine Umstellung der Lebensgewohnheiten, vor allem was die Anzahl der Gegenstände angeht, die sich auf so kleinem Raum unterbringen lassen. Große Couchgarnituren, Vitrinen mit hunderten von Büchern und riesige Kleiderschränke sind unmöglich. Aus diesem Grund raten viele Tiny-House-Besitzer, zuerst das Wohnen im Tiny House zu testen und die eigenen Beweggründe zu hinterfragen, bevor der Schritt Richtung Micro Home getan wird. Manche Firmen, die sich auf diese Produkte spezialisiert haben, bieten das Probewohnen im Tiny House an.
Für wen eignen sich Tiny Houses?
Vor allem für Paare und Singles sind Minihäuser eine praktikable Lösung. In Europa sind Tiny Houses auf Rädern insbesondere von Rentnern beliebt, die die Freiheit schätzen, verschiedene Länder kennenlernen zu können und dabei ihre vier Wände mitzunehmen. Das Leben im Tiny House mit Kindern ist hierzulande noch wenig erprobt, in den USA gibt es dagegen viele Familien, die sich für diese Lösung entschieden haben. Nicht selten steckt dahinter der Wunsch, autark und weit weg von jeglicher Zivilisation zu leben. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass Homeschooling dort möglich ist und zahlreiche Anhänger hat.
Aus welchen Materialien besteht ein Tiny House?
Holz ist die erste Wahl, wenn es um den Bau von Tiny Houses geht. Es gilt als umweltfreundlich, leicht und preiswerter als Backstein oder Beton. Für das Dach wird in der Regel Aluminium oder Stahl verwendet. Auch hier liegt der Fokus auf einem geringen Endgewicht. Holzfaserdämmplatten und Schafwolle kommen als Materialien für die Dämmung in Frage.
Wie ist ein Tiny House aufgebaut?
Ein Tiny House besteht aus einem Grundskelett aus Holzpfeilern. Darüber werden Baufolien gespannt, die es vor Wind und Kälte isolieren und eine Dämmung für Boden, Wände und Dach angebracht. Ein beliebtes Konzept ist die Holzverschalung. Sämtliche Flächen im Inneren werden mit unbehandeltem Holz überzogen, das Wärme spendet und für helle Räume sorgt. Fenster und Türen schlagen nach außen auf, um Platz zu sparen. Ein weiteres Merkmal von Tiny Houses ist die effiziente Energieversorgung. Viele von ihnen sind mit Solarpaneelen ausgestattet, die im Idealfall die Stromversorgung komplett decken. Auch Wassertanks, die Regenwasser sammeln, und Bio-Toiletten sind häufig verwendete Elemente, um einen fairen ökologischen Fußabdruck zu erreichen.
Die Einrichtung von Tiny Houses erfordert Geschick. Alle Möbelstücke werden speziell angefertigt und haben gemeinsam, dass sie sich nach Möglichkeit verstauen lassen. Betten verschwinden tagsüber in der Wand, Arbeitsflächen in der Küche werden hochgeklappt. Im Bad sind offene Duschen, hohe Regale und freistehende Badewannen einige Konzepte, die die Unterbringung der Sanitäranlagen ermöglichen.
Wie groß und wie schwer ist ein Tiny House?
Ein festgelegtes Gewicht für Tiny Houses gibt es nicht. Jedoch versuchen Hersteller, leichte Baustoffe zu verwenden, um die Masse so gering wie möglich zu halten. Für Tiny Houses auf Rädern gilt die Obergrenze bezüglich ihres Gewichts bei 3,5 Tonnen. Damit ist es möglich, sie mit einem PKW-Führerschein der Klasse B zu befördern.
Fertiges Minihaus kaufen oder selber bauen?
Es ist sowohl möglich, ein fertiges Tiny House zu kaufen. In Deutschland haben sich mehrere Hersteller darauf spezialisiert, kompakte Lösungen für viele Zwecke anzubieten. Oft werden sie in modularer Bauweise verkauft. Das heißt, dass der Kunde auf Wunsch, auch Jahre später, weitere Module dazu erwerben kann, wenn er doch mehr Platz benötigt.

Wer die notwendigen Handwerkerkenntnisse besitzt, findet im Handel detaillierte Bauanleitungen für ein Minihaus. Die Realisierung ist jedoch nicht so einfach, wie es auf dem ersten Blick aussieht. Entscheidend für die spätere Sicherheit und den Wohnkomfort ist eine akkurate Fertigstellung, besonders in den Bereichen Dämmung, Dach, Anschlüsse und Sanitäranlagen. Aus diesem Grund ist es ratsam, sich für maßgeschneiderte Lösungen an Fachkräfte zu wenden.
Wie kann man legal im Tiny House wohnen?
Entgegen vieler Gerüchte ist es auch in Deutschland nicht verboten, in einem Tiny House zu wohnen, selbst wenn es sich um einen mobilen Bau handelt. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Besitzer allen Bauvorschriften befolgen.
Wo darf ich ein Tiny House aufstellen?
In Deutschland werden die Grundstücke einer Gemeinde im Flächennutzungsplan aufgelistet. Es wird zwischen einem Innen- und einem Außenbereich unterschieden. Im Außenbereich sind wegen des Naturschutzes fast keine Bauten möglich. Im Innenbereich wechseln sich Wohn-, Misch- und Gewerbegebiete ab. Nur in den ersten zwei wird ein Tiny House genehmigt, es sei denn, es wird als Büro oder Hotel genutzt. Informationen dazu finden Sie im Bebauungsplan Ihrer Gemeinde.
Benötigt ein Tiny House eine Baugenehmigung?
Anders als in den USA ist in Deutschland grundsätzlich jeder Bau, sei er auch noch so klein, von der örtlichen Gemeinde genehmigungspflichtig. Weiterhin muss das Grundstück die nötigen Anschlüsse an die Kanalisation, Wasser- und Stromleitung aufweisen.
Welche Vorschriften gelten für ein Tiny House auf Rädern?
Tiny Houses auf Rädern gelten in der Regel als Wohnwagen, da sie kein Fundament besitzen. In diesem Fall ist jedoch das Verkehrsrecht zuständig und eine Stellplatzgenehmigung notwendig. In Deutschland und in den meisten europäischen Ländern dürfen Wohnmobile nur an dafür gekennzeichneten Orten abgestellt werden.