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Bauplanung

Baubegleitung: Kosten & Förderung des Baubegleiters

Verfasst von Alex Mroos
Zuletzt aktualisiert: 15. August 2023
Lesedauer: 10 Minuten
» Ridofranz / istockphoto.com

Sie möchten Ihr Traumhaus bauen oder eine Sanierung Ihrer Immobilie in Angriff nehmen, haben jedoch überhaupt keine Ahnung, auf was Sie achten müssen? Schon bei der Auswahl des passenden Bauunternehmens möchten Sie am liebsten aus Überforderung alles hinwerfen? Und auch der Gedanke, später mögliche Baumängel zu übersehen, bereitet Ihnen Bauchschmerzen? Das ist kein Wunder, denn es fließt viel Geld in ein solches Bauvorhaben. Wer möchte da schon ein Risiko beim Hausbau eingehen? Um etwaige Risiken beim Hausbau oder der Sanierung auszuschließen, können Sie sich als Bauherr für die Zusammenarbeit mit einer professionellen Baubegleitung entscheiden. Diese behält stets den Überblick und kann Sie zudem umfassend beraten.

Alles auf einen Blick:

  • Die Baubegleitung muss stets unabhängig erfolgen.
  • Der Baubegleiter kann unter anderem bei der Auswahl des passenden Bauunternehmens helfen und während der Bauphase auf eventuelle Baumängel achten.
  • Auch bei der Schlussabnahme wird der Baubegleiter dabei sein.
  • Baubegleitungen werden beispielsweise auch von Verbraucherverbänden angeboten.
  • Die Höhe der Kosten richten sich unter anderem nach der Größe des Hauses. Es kann eine Förderung beantragt werden, um Kosten zu sparen.

Was ist die Baubegleitung?

Die Baubegleitung bietet Ihnen Sicherheit während der Bauphase Ihres Hauses. Sie selbst haben womöglich – wie übrigens die meisten Häuslebauer – keine oder nur eine sehr geringe Ahnung davon, auf was vor, während und zum Ende der Bauphase zu achten ist.

Damit Sie keine Kostenexplosionen erleben und sich auf ein Eigenheim ohne Baumängel freuen können, besteht die Möglichkeit, das Angebot eines Baubegleiters in Anspruch zu nehmen. Es handelt sich dabei um einen unabhängigen Baubegleiter, der die geplanten Maßnahmen und das gesamte Baugeschehen stets im Blick hat und bei bestehenden Mängeln schnell einschreiten kann. Dies schafft für Sie als Bauherr eine hohe Sicherheit, auch wenn diese Maßnahme mit hohen Kosten verbunden ist. Die Kosten für den Berater stehen allerdings meist in keinem Verhältnis zu den Kosten, die anfallen würden, wenn das Bauunternehmen wirklich einen groben Fehler begeht, diesen aber nicht einsehen und folglich auch nicht beheben möchte. Außerdem ist es möglich, eine staatliche Förderung für die professionelle Baubegleitung in Anspruch zu nehmen.

Welche Vorteile hat die Baubegleitung für Bauherren?

Die Inanspruchnahme eines Baubegleiters hat für Sie zahlreiche Vorteile. Vor allem profitieren Sie von einer hohen Sicherheit, denn Sie haben einen Experten an der Hand, der den Überblick behält.

Der Baubegleiter sucht mit Ihnen gemeinsam das passende Bauunternehmen aus und ist während der gesamten Planungs- und Bauphase Ihres Neubaus beratend für Sie tätig. Er besucht regelmäßig die Baustelle und kann hierdurch Baumängel frühzeitig aufdecken und beheben lassen. Der Baubegleiter kann obendrein verschiedene Qualitätsprüfungen durchführen und im Falle von Mängeln direkt mit dem Bauunternehmen in Kontakt treten, Maßnahmen einleiten und Ihre vertraglichen Ansprüche durchsetzen.

Auch vor einem eventuellen gerichtlichen Verfahren, was durch den Bauberater meist vermieden werden kann, müssen Sie sich nicht fürchten. Schließlich ist es seine Aufgabe, alle Bauabschnitte exakt zu dokumentieren, damit diese als sachkundiger Nachweis dienen können.

Vorteile auf einen Blick:

  • Auswahl des für Sie passenden Bauunternehmens
  • Beratung während der Planungsphase und während der gesamten Bauphase
  • regelmäßige Kontrolle auf der Baustelle, sodass Baumängeln vorgebeugt und diese letztendlich vermieden werden können
  • Qualitätssicherung der baulichen Ausführung
  • Durchsetzung Ihrer aus dem Vertrag hervorgehenden Ansprüche und direkte Kommunikation mit dem Bauunternehmer
  • ausführliche Dokumentation, die im Falle von Streitigkeiten auch vor Gericht Bestand hat

Welche Leistungen gehören zur Baubegleitung?

Die Baubegleitung lässt sich – wie der Bau selbst – in drei Phasen unterteilen, die jeweils mit verschiedenen fachlichen Leistungen verbunden sind.

Planungsphase

Es ist von Vorteil, den Bausachverständigen schon vor dem eigentlichen Bau, nämlich in der Planungsphase, an der Hand zu haben, denn hierdurch wird eine professionelle Fachplanung sichergestellt.

In der Planungsphase übernimmt der Berater die folgenden Leistungen:

  • Gemeinsame Suche nach einem geeigneten Architekten und Bauunternehmen.
  • Überprüfung Ihrer Vermögens- und Einkommenssituation, um Finanzierungsproblemen vorzubeugen.
  • Überprüfung des Kaufvertrages, um sicherzustellen, dass alle wichtigen Details enthalten sind.
  • Überprüfung aller Planungsunterlagen, um sicherzustellen, dass alles ordnungsgemäß und vollständig vorhanden ist.
  • Kontrolle des Energiekonzepts sowie der Planung von Heizungs- und Sanitäranlagen.
  • Überprüfung der Bau- und Leistungsbeschreibung, um sicherzustellen, dass alles enthalten ist, was für die optimale Funktionsweise des Neubaus notwendig ist.
  • Kontrolle, ob alle Ausstattungsgegenstände und Materialien in ihrer Qualität nachvollziehbar deklariert sind.
  • Überprüfung, ob die geplante Ausführung den aktuellen technischen Standards gerecht wird.

Bauphase

Damit Mängel am neuen Haus auch während der Bauphase nicht entstehen, werden Sie den Baubegleiter während der Bauzeit öfter auf der Baustelle finden. Er überprüft dort unter anderem:

  • die Fertigstellung von Keller oder Bodenplatte,
  • die Fertigstellung des Rohbaus,
  • die ausgeführten Arbeiten des Elektrikers sowie des Heizungs- und Sanitärfachbetriebes,
  • ob alle notwendigen Voraussetzungen für die anstehenden Putzarbeiten erfüllt sind,
  • die durchgeführten Innenputz-Arbeiten,
  • ob alle Gewerbe ordnungsgemäß arbeiten und die notwendige Qualität liefern,
  • nach Abdichtung des Hauses mit einem Blower-Door-Test, ob die gewünschte Dichtigkeit erreicht ist,
  • und ob für die Schlussabnahme weitere Dinge veranlasst werden müssen.

Schlussabnahme

Sind alle Arbeiten weitestgehend abgeschlossen und können Sie nun bald in Ihr neues Haus einziehen, erfolgt die Bauabnahme. Gemeinsam mit Ihrem persönlichen Berater werden Sie diese vorbereiten.

Der Begleiter führt gemeinsam mit Ihnen die Schlussabnahme durch, bei der auch der Bauunternehmer anwesend ist. Hier werden im besten Fall keine Mängel mehr entdeckt, da diese schon während der Bauphase aufgefallen sein sollten.

Zusätzlich: Vor dem Ende der Gewährleistungszeit:

Wurde im Vertrag mit dem Bauunternehmen nichts anderes vereinbart, gibt es eine gesetzliche Gewährleistungsfrist von fünf Jahren. Diese soll sicherstellen, dass Baumängel, die erst später zum Vorschein kommen, auf Kosten des Bauunternehmers behoben werden.

Das Problem: Sie als Laie erkennen die vorliegenden Schäden möglicherweise nicht und können sie daher auch nicht melden. Deshalb ist es wichtig, vor Ende der Gewährleistungsfrist noch einmal mit dem Baubegleiter durch das Haus zu gehen und alle eventuellen Schäden zu finden.

Wie Sie eine geeignete Baubegleitung finden

Einen Baubegleiter zu finden ist für Bauherren oft ähnlich schwer wie die Suche nach einem Bauunternehmen, das den Neubau oder die Sanierung im Rahmen von Einzelmaßnahmen fachkundig durchführen kann.

Deshalb ist es in erster Linie wichtig zu wissen, worauf Sie bei der Auswahl des Bauberaters achten sollten und wo Sie diesen finden.

ACHTUNG:
Grundsätzlich sollte die Bauberatung immer von einem unabhängigen Experten durchgeführt werden, der in keinem Zusammenhang mit dem Bauunternehmen steht.
Außerdem sollte es sich gegebenenfalls um einen Fachmann für einen einzelnen Bereich handeln. Entscheiden Sie sich beispielsweise für das energetische Sanieren und möchten eine KfW Förderung in Anspruch nehmen, sollten Sie nach einem Energieberater beziehungsweise einer energetischen Baubegleitung suchen.

In der Regel gehören Baubegleiter unter anderem zum Angebot des TÜV (beispielweise TÜV Süd, TÜV Nord oder TÜV Rheinland), auch bei Verbrauchervereinen können Sie fündig werden. Sie können sich obendrein bei der Verbraucherzentrale nach einem Experten erkundigen und danach Kontakt zu diesem aufnehmen, um gegebenenfalls eine Vor-Ort-Beratung zu vereinbaren und weitere Informationen zu erhalten.

Sind Sie Mitglied in einem sogenannten Bauherrenverband, können Sie auch dort eine entsprechende Beratung und Begleitung in Anspruch nehmen.

Was kostet eine Baubegleitung?

Wenn Sie sich für eine professionelle Baubegleitung entscheiden, was vor allem dann sinnvoll ist, wenn Sie selbst keine Ahnung vom Bauen haben, müssen Sie selbstverständlich die für den Experten entstehenden Kosten tragen.

Diese liegen beim Bau eines Einfamilienhauses insgesamt bei circa 3.000 bis 6.000 Euro. Die Kosten für einen Sachverständigen sind allerdings von verschiedenen Faktoren abhängig. Als Richtwert können Sie mit Kosten von etwa 0,5 bis 1,5 Prozent der gesamten Bausumme rechnen.

In der Regel holen Sie diese Kosten jedoch schnell wieder rein, insbesondere wenn Ihnen unnötige Ausgaben erspart bleiben, die beispielsweise durch Fehler beim Bau oder durch Nachbesserungen entstehen könnten.

Welche Faktoren beeinflussen die Kosten für die professionelle Baubegleitung?

Die Kosten für die Baubetreuung sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Insbesondere Umfang und Aufwand des Bauvorhabens haben erheblichen Einfluss auf die Kosten. Auch der jeweils vereinbarte Leistungsumfang der unabhängigen Baubegleitung ist entscheidend. Wird beispielsweise der gesamte Bau durch einen Sachverständiger begleitet fallen höhere Kosten an, als wenn nur Teilbereiche von ihm geprüft werden. Auch die Größe, die Region und die Bausumme des Hauses haben zusätzlich Einfluss auf die Kosten.

Der Stundenlohn des Bausachverständigers kann zwischen 90 und 200 Euro liegen und richtet sich nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI). Hinzu kommen noch Anfahrtskosten und Kosten für die Erstellung eines Gutachtens, die häufig pro Seite berechnet werden.

Kostenbeispiel

Die folgende Tabelle zeigt ein Kostenbeispiel für die Begleitung des Baus eines 120 Quadratmeter großen Hauses. Die Anzahl der Stunden, die der Baubegleiter benötigt sind mitunter abhängig von der Komplexität des Bauprojekts, der Zusammenarbeit mit den Baufirmen und einzelnen Gewerken sowie eventuellen Verzögerungen oder Änderungen während der Bauphase. Bei einer solchen Größe kann die Begleitung zwischen 50 und 100 Stunden in Anspruch nehmen. In unserem Beispiel gehen wir davon aus, dass der Bausachverständiger 50 Stunden in Rechnung stellt.

PositionKosten
Baubegleitungca. 60€ pro Stunde, ca. 3000€ gesamt
Anfahrtskostenca. 100€
Gutachtenerstellungca. 250€ bei einem Gutachten von fünf Seiten
Gesamtkostenca. 3.350 Euro

Beachten Sie, dass es sich bei den hier angegebenen Kosten lediglich um ein Beispiel handelt und die Preise in der Praxis variieren können. Um eine präzisere Angabe der Kosten zu erhalten, sollten Sie sich ein Angebot von einer professionellen Baubegleitung machen lassen.

Welche Förderungen gibt es?

Für die Baubegleitung durch einen Experten können Sie eine staatliche Förderung erhalten. Sie können hierfür entweder eine BAFA-Förderung oder einen günstigen Kredit bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen. Sie erhalten bis zu 50 Prozent der Kosten der förderfähigen Maßnahmen erstattet, maximal jedoch 5.000 Euro.

Folgende Förderprogramme stehen zur Verfügung:

  • Bundesförderung für effiziente Gebäude (Einzelmaßnahme), KfW-Kredit (261, 263, 264) oder Zuschuss durch das BAFA
  • Bundesförderung für effiziente Gebäude (Nichtwohngebäude – BEG WG), KfW-Zuschuss (463, 464) und KfW-Kredit (263, 264)
  • Bundesförderung für effiziente Gebäude (Wohngebäude – BEG WG), KfW-Zuschuss (461, 464) und KfW-Kredit (261, 262, 264)


Fazit

Durch eine fachkundige Baubegleitung bleiben Ihnen als privater Bauherr hohe Kosten sowie jede Menge Ärger erspart. Schließlich beginnt der Experte seine Arbeit bereits in der Planungsphase und sucht gemeinsam mit Ihnen den passenden Bauunternehmer aus. Außerdem überwacht der Baubegleiter den Bau, sorgt für eine fachgerechte Ausführung und führt mit Ihnen und dem Bauunternehmer gemeinsam die abschließende Abnahme durch. Auch kann der Baubegleiter kurz vor Ablauf der gesetzlichen Gewährleistungsfrist nochmals prüfen, ob es inzwischen zu baulichen Mängeln gekommen ist.

Über unsere*n Autor*in
Alex hat nach der Schule als freiberuflicher Journalist für eine Lokalzeitung gearbeitet und Online-Redaktion an der Technischen Hochschule Köln studiert. Nach einer Zwischenstation in der Unternehmenskommunikation ist er seit 2018 als Redakteur tätig.