Bauunternehmen.org Icon
Hausbau

„Safety first“ bei der Flachdachabdichtung: Möglichkeiten, Vorschriften, Kosten

Bauunternehmen.org Team
Verfasst von Bauunternehmen.org Team
Zuletzt aktualisiert: 01. April 2022
Lesedauer: 10 Minuten
© HT-Pix / istockphoto.com

Warum ist eine Flachdachabdichtung so wichtig?

Flachdächer sind besonders bei Mehrfamilienhäusern und Anbauten beliebt; ganz unproblematisch ist diese Form jedoch nicht: Ist das Dach nicht dicht, können erhebliche Schäden an der Bausubstanz entstehen, sodass womöglich eine umfangreiche Flachdachsanierung von Nöten ist. Um es vor Witterungseinflüssen zu schützen, muss daher jedes Dach mit geringer Neigung mit einer Flachdachabdichtung versehen werden.

Flachdächer genießen gewiss nicht den besten Ruf. Ihnen wird nachgesagt, schnell undicht zu werden. In einem solchen Fall ist schnelles Handeln gefragt, die Schäden können schließlich weitreichend sein. Handeln Sie deshalb lieber präventiv und lassen Sie Ihr Flachdach inspizieren und gegebenenfalls abdichten, um einem bösen Erwachen zu entkommen. Damit die Feuchtigkeit nicht in die Bausubstanz eindringen und Fäulnis oder Schimmelbildung verursachen kann, muss das Haus oder die Garage durch eine hochwertige Flachdachabdichtung geschützt werden. Auf Bauunternehmen.org erfahren Sie, wie es zum undichten Flachdach kommt, welche Optionen Sie haben und welche Kosten Sie kalkulieren müssen.

Warum werden Flachdächer undicht?

Das Flachdach hat gegenüber allen anderen Dachformen einen gravierenden Nachteil: Wasser fließt nicht ohne weiteres direkt von der Fläche ab. Es kann aus diesem Grund vorkommen, dass stehendes Wasser im Laufe der Zeit dem Dach schadet. Kleinere Schäden kann ein Fachmann mithilfe einer Abdichtung frühzeitig beheben, ohne dass er eine Flachdachsanierung beziehungsweise Flachdachabdichtung durchführen muss. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, ein Flachdach rechtzeitig prüfen zu lassen. Es handelt sich dabei um eine präventive Maßnahme, die Sie vor größeren Schäden und somit höheren Kosten bewahrt. Lassen Sie Ihr Flachdach regelmäßig von einem Experten inspizieren. Sollte er einen Schaden erkennen, kann er ihn umgehend beheben.

Schäden treten oftmals als Folge von Baufehlern oder einer falschen Sanierung auf, wie die Schadensstatistik der Europäischen Vereinigung „dauerhaft dichtes Dach – ddD“ zeigt: 

• 45 % durch eine mangelhafte Ausführung
• 34 % durch eine falsche/nicht vorhandene Planung
• 14 % wegen Materialversagen
• 7 % aufgrund einer unsachgemäßen Beanspruchung zur Bauzeit

Wer erkennt Schäden am Flachdach?

Selbst kleine Schadenfälle kann ein Fachmann leicht identifizieren, indem er poröse Stellen am Dach untersucht, durch die eventuell Feuchtigkeit eingedrungen ist.

HINWEIS:
Ein kleiner Riss muss nicht zwingend bedeuten, dass es sich um einen minimalen Schaden handelt. Durch den kleinen Riss könnte Wasser durch mehrere Schichten der Dachabdichtungen eingedrungen sein.
Auch wenn ein Fachmann Ihr Flachdach einmal pro Jahr auf Schäden kontrolliert, sollten Sie persönlich hin und wieder einen Blick auf die Fläche des Flachdachs werfen und bei auffallenden Schäden eine Flachdachabdichtung in Betracht ziehen.

Welche Vorschriften gibt es bei der Flachdachabdichtung?

Eine Flachdachabdichtung muss wasserundurchlässig sein, denn eine Dachdeckung aus Reet, Tonziegeln oder Naturstein allein kann das Niederschlagswasser nicht komplett abhalten. Damit die Feuchtigkeit nicht in die Bausubstanz eindringen und Fäulnis oder Schimmelbildung verursachen kann, muss das Haus oder die Garage durch eine hochwertige Flachdachabdichtung geschützt werden.

Dafür sollen europäisch genormte Bahnen mit CE-Kennzeichnung verwendet werden. Sie können aus unterschiedlichen Materialien bestehen und auf verschiedene Art und Weise verlegt werden. Welche Werkstoffe und welche Verarbeitungsmethode zum Einsatz kommen, richtet sich nach der Dachneigung und den regionalen Witterungsbedingungen.
Auch die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) spielen eine Rolle. Für die Wärmedämmung können Sie zwischen Schaumglas, Hartschaumplatten oder Polystyrol wählen. Welche Materialien genau geeignet sind, hängt von der Flachdachnutzung ab. Bei einem begehbaren Flachdach müssen Sie an die Vorschriften der DIN 18195 halten, für ungenutzte Flachdachflächen gilt die DIN 18531. Generell ist für das Abdichten des Flachdachs der maximale U-Wert von 0,20 W/(m²·K) einzuhalten, wenn die Innentemperatur zumindest 19 Grad Celsius beträgt; bei Nichtwohngebäuden (Garagen zum Beispiel) mit einer Innentemperatur von 12 bis 19 Grad Celsius beträgt der U-Wert 0,35 W/(m²·K).

Welche Möglichkeiten der Flachdachabdichtung gibt es?

Ein Steildach besitzt eine praktische Dacheindeckung, die dafür sorgt, dass Flüssigkeit nicht eindringen kann und somit keine Entwässerung relevant ist. Bei einem Flachdach übernimmt diese Aufgabe eine spezielle Abdichtung. Hinzu kommt bei einigen Flachdächern noch die Dachbegrünung, die zusätzliche wichtige Anforderungen an die verwendeten Abdichtungsmaterialien von Dachabdichtungen stellt.

Flachdach mit Bitumenbahnen abdichten

Bitumenbahnen, umgangssprachlich auch als Dachpappe bezeichnet, sind das beliebteste Material zur Abdichtung eines Flachdachs. Sie werden von Fachleuten im Regelfall heiß verklebt, können jedoch auch kalt verlegen werden. Bei diesem Verfahren kommen spezielle Bahnen zum Einsatz, auf deren Unterseite ein entsprechender Kleber angebracht ist. Moderne Bitumenbahnen sind UV-beständig und müssen nicht mehr zwingend mit Kies überfüllt werden. Experten verlegen Bitumen häufig zweilagig, damit die Nahtverbindungen perfekt dicht sind und keine Beschädigungen entstehen.

Flüssige Flachdachabdichtung

Für die Sanierung sowie den Neubau von Flachdächern kann auch eine flüssige Abdichtung aus Epoxid- (EP) und Polyurethanharzen (PUR) verwendet werden. Diese hat den Vorteil einer nahtlosen Flachdachabdichtung.

HINWEIS:
Die flüssige Flachdachabdichtung ist ausschließlich Profis anzuvertrauen, da die Stoffe aus mehreren Komponenten bestehen und in einem bestimmten Verhältnis exakt angemischt sowie anschließend aufgetragen werden müssen.

Flachdachabdichtung mit Kunststoffbahnen

Kunststoffbahnen sind ein weiteres beliebtes Material zur Flachdachabdichtung. Die am häufigsten verwendete Variante ist PVC. Kunststoff hat den Vorteil, dass es UV-beständig sowie resistent gegen Hitze und Kälte ist. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zu Bitumen ist das zeitsparende, einlagige und einfache Verlegen.

UNSER TIPP:
Kunststoff-Dichtungsbahnen können auf alte Bitumenbahnen verlegt werden. Ist Ihr Bitumen also beschädigt oder brüchig beziehungsweise rissig, können Sie so das Dach wieder abdichten, ohne die Bitumenschicht entfernen zu müssen.

Flachdachabdichtung mit Kautschuk abdichten

EPDM-Dichtungsbahnen bestehen aus Kautschuk und punkten mit einem geringen Gewicht. In der Industrie werden sie unter anderem auf Leichtbauhallen verlegt. Wer ein begrüntes Flachdach abdichten möchte, ist mit diesen Bahnen bestens beraten, da das Material gegen eine Durchwurzelung geschützt ist.

WICHTIG:
Bei all diesen Methoden zur Flachdachabdichtung ist es wichtig, dass sie präzise ausgeführt werden. Auch auf Dauer dürfen sich durch Schrumpfen, Kriechen, durch direkten oder indirekten Kontakt mit anderen Stoffen keine Schäden ergeben, welche die abdichtenden Funktionen beeinträchtigen.

Ein Garagendach richtig abdichten lassen

Flachdächer gibt es nicht nur bei Wohnhäusern, sondern zum Beispiel auch bei Garagen. Die Vorgehensweise und auch die Materialien sind hier dieselbe, da sich die Konstruktionen kaum unterscheiden – lediglich die Grundfläche ist verschieden. Sie können sich natürlich auch für ein begrüntes Garagendach entscheiden. Der Vorteil: Dessen Kosten sind aufgrund der kleineren Grundfläche weitaus geringer als bei einem großen Hausdach. Somit wäre dies aufgrund weiterer Dachabdichtungen sinnvoll und verhindert eine teure Flachdachsanierung.

Muss man das Flachdach nach der Abdichtung pflegen oder eine Wartung durchführen lassen?

Die Wartung eines Flachdaches ist unerlässlich und sollte nach Möglichkeit mindestens einmal jährlich stattfinden, wobei die abhängig vom Standort und den Begebenheiten (Menge an Laub, Moos durch Verschattung, verwendetes Material) ist. Bei der Wartung führen Spezialisten Arbeiten wie beispielsweise das Entfernen von Moos und Bewuchs oder das Reinigen der Dachabläufe aus. Dadurch kann das Gewölbe zügig trocknen und keine Staunässe entsteht, wodurch optimale Dachabdichtungen gewährleistet sind. Zudem werden Nähte, Silikonfugen und der Allgemeinzustand der Abdichtung überprüft. Hierdurch werden Beschädigungen rechtzeitig erkannt und geeignete Maßnahmen zur Behebung eingeleitet.

Ist eine Dachbegrünung sinnvoll?

Die Antwort ist klar: Ja! Einerseits stellt die Dachbegrünung eine natürliche Klimaanlage dar, zusätzlich verlängert diese die Lebensdauer der Abdichtung, da weniger UV-Strahlung auf die Funktionsschicht auftrifft. Ein begrüntes Flachdach liefert noch mehr Vorteile:

  • verbesserte Schall- und Wärmedämmung
  • Senkung der Staubbelastung in Innenstädten
  • Entlastung des Entwässerungssystems
  • eventuell zusätzliche Nutzfläche als Dachgarten
  • Vogel- und Insektenwelt erhält neue Lebensräume

Natürlich bedeutet eine Grünfläche auf dem Dach zunächst Mehrkosten, sowohl bei der Anlage der Begrünung als auch bei deren Pflege. Außerdem muss ein Fachmann die Statik berechnen und Sie müssen einen Bauplan erstellen lassen, der einer Genehmigung bedarf. Langfristig lohnt sich das begrünte Flachdach dennoch, weil Sie sich lange Zeit keine Gedanken mehr über die Abdichtung machen müssen.
Die größte Herausforderung beim begrünten Flachdach stellt die Unterkonstruktion dar, die eine spezielle Wurzelschutzfolie benötigt. Diese verhindert, dass Wurzeln Ihre Dachabdichtungen zerstören und somit eine Flachdachsanierung relevant ist.

UNSER TIPP:
Mit einem begrünten Flachdach kann unter Umständen auf eine Notentwässerung verzichtet werden. Ein Fachmann kann berechnen, ob das begrünte Flachdach ausreichend Wasser aufnehmen kann. Das Dach muss das zusätzliche Gewicht des Wassers natürlich auch tragen können. Besprechen Sie diese Variante am besten mit Ihrem Architekten oder Bauleiter.

Was kostet eine Flachdachabdichtung?

Wie so oft lassen sich die Kosten einer Flachdachabdichtung nicht pauschalisieren, jede Kostenkalkulation ist schlichtweg ein Unikat. Beispiel: Die Kosten für die Flachdachabdichtung per Sanierungsbahn liegen bei 22 € pro qm, die Grundfläche beträgt 85 qm.

Teurer kommt Sie in jedem Fall eine unzulängliche Abdichtung beim Hausbau, die in einer notwendigen Flachdachsanierung endet. Hier bezahlen Sie zweimal! Um eine realistische Kostenkalkulation für die Sanierung durchzuführen, müssen Sie herausfinden, ob ein kurzfristiges Flicken ausreicht oder Sie das Flachdach ersetzen müssen. Bei einer oder zwei undichten Stellen, genügt in der Regel ein kurzfristiges Flicken der betroffenen Bereiche. Das Flicken ist mit geringen Kosten verboten, der Hausbesitzer kann die Arbeit mit den richtigen Materialien möglicherweise sogar selbst durchführen. Diese Sparversion ist allerdings maximal eine Zwischenlösung der Abdichtung: Ergeben sich weitere Undichtigkeiten, kann die Bausubstanz bei ständigem Wasserkontakt Schaden nehmen. Als zweitgünstigste Variante gilt das Aufkleben einer Sanierungsbahn, die unter gewissen Umständen einfach auf der alten Dachhaut befestigt werden und deckt so das gesamte Dach ab.

Die meisten Kosten erwarten Sie bei einer kompletten Sanierung des Daches. Bei dieser Version reißt der Fachbetrieb die alte Dachhaut meist inklusive der Dämmung ab und ersetzt diese komplett. Der größte Vorteil der kostenintensiven Variante: Moderne Materialien beugen weiteren Schäden vor – und bewirken hohe Energieeinsparungen. Das lässt den Wert Ihres Hauses steigen. Legt man oben genannte Beispielrechnung zugrunde und addiert notwendige Reparatur- und Ergänzungsarbeiten am Entwässerungssystem, kommt man auf folgende Rechnung: Während die Flachdachabdichtung mit etwa 1.870 € zu Buche schlägt, belaufen sich die Kosten für das Entwässerungssystem auf knapp 560 €. Das gesamte Projekt läge demnach bei 2.430 €.

Fazit

Viele Flachdächer werden im Laufe der Jahre stiefmütterlich behandelt oder beim Hausbau erst gar nicht richtig umgesetzt. Die Witterung hinterlässt schnell ihre Spuren, sodass früher oder später eine Flachdachabdichtung notwendig ist. Ob es sich um kurzfristige oder eine komplette Sanierung handelt – ziehen Sie sich sicherheitshalber immer einen Experten zu Rate, der die Arbeiten schon beim Hausbau fachgerecht ausführt. Auch bei einer Begrünung des Dachs sollten Sie einen Fachmann beauftragen, der eine grüne Oase schafft, die Ihr Flachdach langfristig schützt, Ihren Komfort steigert und der Umwelt etwas Gutes tut. Zudem ist die richtige Flachdachabdichtung wichtig, damit keine Schäden am Dach oder der Fassade durch einlaufendes Wasser auftreten und die Dachabdichtung am Ende erneut ausgebessert werden muss.

Über unsere*n Autor*in
Bauunternehmen.org Team
Bauunternehmen.org ist das Branchenverzeichnis für Fachbetriebe der Baubranche. Die Redaktion von Bauunternehmen.org erstellt aktuelle Tipps und Ratgeber zu Bauthemen aller Art.