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Baumängel

Hausschwamm erkennen und bekämpfen

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 12. Mai 2025
Lesedauer: 12 Minuten
© taviphoto / istockphoto,com

Still und heimlich befällt er feuchtes Holz und breitet sich von dort über Jahre unbemerkt im gesamten Haus aus. Dabei baut der Schmarotzer wichtige Bausteine im Holz ab, sodass dieses nach und nach zu Staub zerfällt. Seine Bekämpfung ist ein langwieriger und kostenintensiver Prozess. Die Rede ist vom sogenannten Echten Hausschwamm.

Alles auf einen Blick:

  • Der Echte Hausschwamm wächst bevorzugt auf verbautem, feuchtem Holz und zerstört dieses.
  • Gefahr für den Menschen geht dabei vor allem von plötzlich einstürzenden Holzbalken, Holzböden und Holztreppen aus.
  • Das Pilzgeflecht kann auch Mauern, Dämmungen und Putz durchdringen und so auf trockenes Holz übergreifen.
  • Für die Bekämpfung ist es nötig, alle befallenen Bauteile im Gebäude zu entfernen. Einem erneuten Befall wird mit chemischen Mitteln entgegengewirkt.
  • Die fachgerechte Instandsetzung ist kompliziert und sollte ausschließlich von Fachbetrieben durchgeführt werden.

Ursachen

Echter Hausschwamm ist eine wahre Horrorvorstellung für Haus- und Wohnungseigentümer. Er gilt als gefährlichster und hartnäckigster Holzzerstörer überhaupt.

Was ist Hausschwamm?

Der Echte Hausschwamm (lateinisch: Serpula lacrymans ) ist ein Pilz, der bevorzugt verbautes Holz befällt. Dort baut er Cellulose ab, also kleine Zuckerbausteine, die ihm als Nahrung dient und zerstört so nach und nach das Holz. Der hartnäckige Holzpilz gibt sich generell auch mit anderen cellulosehaltigen Materialien zufrieden und kann ebenso auf Papier, Stroh, Spanplatten oder Textilien gut wachsen.

Er kann anorganisches Material wie Beton, Dämmstoffe und Verputz überwachsen und durchdringen. Auf diese Weise breitet sich sein Geflecht oft unbemerkt im gesamten Gebäude aus und durchzieht das Mauerwerk vom Keller bis zum Dachstuhl. Er ist der einzige Holzpilz, der auf trockenes Holz übergreift.

Wissenswertes:
Im Fruchtkörper des Echten Hausschwamms können pro Quadratzentimeter innerhalb einer Minute 6.000 Sporen gebildet werden. Dementsprechend sind Hausschwammsporen nahezu überall zu finden. Problematisch werden sie allerdings nur, wenn sie auf geeigneten Untergrund und günstige Bedingungen stoßen.
 

Wie entsteht Hausschwamm?

Ein feuchtwarmes Milieu, ein cellulosehaltiger Untergrund und eine einzige Pilzspore reichen aus, damit sich der Holzzerstörer einnisten kann. Die Feuchtigkeit im Holz liegt für ihn idealerweise zwischen 35 und 60 Prozent, die Temperatur zwischen 18 und 22 Grad Celsius. Wird es dem Pilz zu warm, fährt er seine physiologische Aktivität zurück. Ab 26 Grad Celsius finden keine Stoffwechselvorgänge mehr statt.

Normalerweise liegt die Holzfeuchtigkeit in bewohnten Gebäuden zwischen 10 und 15 Prozent. Es ist also zu trocken, als dass sich Echter Hausschwamm bilden könnte. Daher geht dem Wachstum dieses Pilzes ein bestimmtes Ereignis oder ein bauliches Problem voraus, wodurch die Feuchtigkeit in der Bausubstanz ansteigt:

  • eindringendes Regenwasser aufgrund einer defekten Dacheindeckung
  • undichte Wasserleitung im Mauerwerk
  • von unten drückendes Grundwasser
  • nicht ausreichend getrockneter (Hoch-)Wasserschaden
  • hohe Luftfeuchtigkeit durch falsches Lüften

Optimale Lebensbedingungen findet der gefährliche Holzpilz oft im Keller oder auf dem Dachboden. Er mag jedoch keine Zugluft und wächst meist versteckt in Hohlräumen hinter Wandverkleidungen oder Sockelleisten. Wasserschäden und feuchte Wände im Zuhause sollten daher so schnell wie möglich beseitigt werden.

Tipp:
Hier erfahren Sie, wie Sie feuchte Wände wieder trocken bekommen.
 

Wie schnell wächst Hausschwamm?

Bis aus einer einzelnen Hauschwammspore ein Pilz-Myzel, ein fadenförmiges Zellgeflecht, wird, braucht es einige Monate. Hat sich der Holzpilz eingenistet, kann er unter guten Bedingungen allerdings mehrere Zentimeter pro Monat wachsen. Der Pilz kann sein Wachstum auch für mehrere Jahre unterbrechen, wenn die Wachstumsbedingungen nicht mehr stimmen, es beispielsweise zu kalt oder zu warm ist. Er stirbt dadurch aber nicht ab, sondern breitet sich erst dann weiter aus, sobald wieder ein ideales Milieu vorliegt. Oft geht ein plötzlicher Wachstumsschub mit vielen neuen Fruchtkörpern einher.



Folgen

Der Echte Hausschwamm gilt als gefährlichster Holzzerstörer. In Mitteleuropa ist er für ein Drittel aller Gebäudeschäden, die auf Pilzbefall zurückzuführen sind, verantwortlich.

Wie gefährlich ist Hausschwamm?

Echter Hausschwamm zieht Cellulose aus dem Holz und zerstört damit seine Zellwände, bis es würfelartig auseinander bricht. Innerhalb kürzester Zeit kann der gefährliche Pilz die Tragfähigkeit von Balken vernichten. Er beschädigt dadurch die Konstruktion eines Hauses so stark, dass es aufgrund der Einsturzgefahr unbewohnbar werden kann. Ein Kiefernbalken beispielsweise kann innerhalb eines einzigen Jahres vollständig zersetzt werden. Eichenholz dagegen hält dem Pilz deutlich länger Stand als Nadelholz.

Ist Hausschwamm schädlich für die Gesundheit?

Hausschwammsporen lösen selten allergische Reaktionen aus und gelten im Allgemeinen für die Gesundheit als unbedenklich. Die eigentliche Gefahr für betroffenen Hausbewohner geht indirekt von diesem holzzerstörenden Pilz aus. Einstürzende Holzbalken und einbrechende Holzböden und -treppen kommen für Bewohner meist völlig unvorhergesehen und können zu lebensgefährlichen Verletzungen führen.

Ein weiteres Risiko geht von der zu hohen Feuchtigkeit in der Bausubstanz aus. Diese fördert die Bildung von Schimmel. Über den Hausschwamm kann sich der Schimmel in Bereiche des Hauses ausbreiten, in denen es gar kein Feuchtigkeitsproblem in den Wänden gibt. Schimmelsporen gelten – im Gegensatz zu Hausschwammsporen – als gesundheitlich sehr bedenklich und lösen selbst bei immunstarken Menschen unter anderem Kopfschmerzen, Allergien und Müdigkeit aus.

Aussehen und Merkmale

Der gefährliche Pilz breitet sich meist viele Jahre lang unerkannt im Gebäude aus. Bis Bewohner ihn entdecken, hat er in der Regel schon großen Schaden angerichtet.

Wie sieht Hausschwamm aus?

Der Fruchtkörper des Echten Hausschwamms ist flach und fladenförmig, hat eine ockerbraune bis rostbraune Farbe und einen scharf abgegrenzten, weißen Rand.

Er wächst, im Gegensatz zum Myzelgeflecht, oft sichtbar auf der Oberfläche der befallenen Bausubstanz. Über die Myzelstränge im Mauerwerk transportiert der Holzschädling Wasser über größere Strecken bis hin zum Fruchtkörper. Dieses weißgraue Myzelgeflecht kann sich nach einiger Zeit von dünnen, kaum sichtbaren Fäden zu Versorgungssträngen bis zu einen Zentimeter Dicke entwickeln. Daher kann der Fruchtkörper auch an Orten wachsen, an denen kein Feuchtigkeitsproblem vorliegt.

Von Hausschwamm befallenes Holz bildet Risse, zerfällt würfelartig mit der Zeit und wird dunkler. Im fortgeschrittenen Stadium bleibt vom Holz nur noch Staub zurück.

Wie riecht Hausschwamm?

Der Geruch junger, frisch wachsender Fruchtkörper ist im Anfangsstadium angenehm pilzig. Haben sie die Sporenproduktion abgeschlossen, sterben sie. In trockener Umgebung trocknen sie dann aus. In feuchtem Milieu werden sie von Schimmelpilzen befallen, wodurch ein sehr übler, penetranter Geruch entsteht. Erfahrene Pilzkenner riechen den Echten Hausschwamm bereits beim Betreten eines befallenen Zimmers.

Woran erkennen Sie Hausschwamm im Anfangsstadium?

Hausschwamm im Anfangsstadium zu erkennen ist äußerst schwierig. Da sich der gefährliche Pilz meist versteckt hinter Wänden und unter Putz entwickelt, ist er von außen nicht sichtbar. Auch die Stranggeflechte durchziehen anfangs beinahe unsichtbar Gebälk und Mauerwerk. Holz zeigt erst nach einiger Zeit das typische, verfaulte Schadbild.

Können Sie am Gebälk noch keine Fruchtkörper erkennen, aber das Holz mit dem Finger eindrücken, ist dies meist ein erster Hinweis auf einen Schwammbefall. Dann ist das Holz bereits beschädigt und die Tragfähigkeit möglicherweise herabgesetzt.



Hausschwamm entdeckt: Das sollten Sie zunächst tun

Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Zuhause von Hausschwamm befallen ist, sollten Sie eine schnelle Untersuchung durch einen Sachverständigen veranlassen.

Was sollten Sie bei Hausschwamm tun?

Echter Hausschwamm ist der gefährlichste und gleichzeitig am schwierigsten zu bekämpfende Holzzerstörer und gehört immer in die Hände erfahrener Spezialisten. Haben Sie Fruchtkörper oder erste Anzeichen in Ihrem Zuhause entdeckt, sollten Sie sich zum Bekämpfen direkt an einen Bausachverständigen oder einen Fachmann für Holzschutz wenden. Dieser verschafft sich einen ersten Überblick darüber, ob und in welchem Ausmaß Hausschwamm vorliegt. Außerdem berät er Sie zu erforderlichen Bekämpfungsmethoden oder leitet diese ein.

Ist Hausschwamm meldepflichtig?

Früher bestand eine generelle Meldepflicht, sobald ein Echter Hausschwamm in Gebäuden festgestellt wurde. Mittlerweile gibt es diese Meldepflicht nur noch in Thüringen und Sachsen. Der Befall muss dann von einem Sachverständigen in Form eines Untersuchungsberichts festgestellt und der zuständigen Bauaufsichtsbehörde gemeldet werden.

Die Meldepflicht rührt noch aus Zeiten, in denen besonders viel Holz in Gebäuden verbaut wurde. Die Einsturzgefahr – und damit Lebensgefahr für Mensch und Tier im Haus und in unmittelbarer Umgebung – war enorm hoch.

Bekämpfung und Sanierungsmaßnahmen

Ist der Ernstfall eingetreten und Sie haben Echten Hausschwamm in Ihrem Zuhause entdeckt, hilft nur noch eine Instandsetzung mithilfe eines professionellen Fachbetriebs.

Ist eine Sanierung bei Hausschwamm erforderlich?

Bei einem Befall mit Echtem Hausschwamm ist es notwendig, alle betroffenen und beschädigten Bauteile zu entfernen. Zum einen hat der holzzerstörende Pilz möglicherweise bereits großen Schaden angerichtet und die Stabilität des Hauses eingeschränkt. Zum anderen muss der Pilz unbedingt vollständig entfernt werden, da er sich sonst innerhalb kürzester Zeit wieder ausbreitet. Eine professionelle Instandsetzung ist in jedem Fall anzuraten und kann bezüglich der Kosten ungeahnte Höhen erreichen. In besonders hartnäckigen Fällen ist manchmal ein Abriss und Neubau des Hauses die wirtschaftlich sinnvollere Lösung.

Wie wird Hausschwamm bekämpft?

Ein Fachmann untersucht zunächst mit einem Endoskop das Innere der Bausubstanz. So stellt er den Umfang des Schadens fest und entnimmt Proben, um den Pilz eindeutig zu bestimmten. Anschließend beginnt die Instandsetzung. Die erforderlichen Maßnahmen sind dabei standardmäßig in DIN 68800-4 festgelegt.

Alle befallenen Holzteile werden – circa einen Meter über den sichtbaren Befall hinaus – entfernt und verbrannt, um die Pilzsporen abzutöten. Es müssen auch sämtliche Holzreste, zum Beispiel Dübel, entsorgt werden. Hat sich der Hausschwamm in den gemauerten Wänden ausgebreitet, muss der Putz abgeschlagen und befallenes Mauerwerk abgeflammt beziehungsweise ausgebrannt werden. Ab etwa 50 Grad Celsius stirbt der Holzpilz zuverlässig ab. Erst dann können neue Holzbauteile eingesetzt werden. Diese sollten mit chemischen Mitteln gegen einen erneuten Pilzbefall geschützt werden. Möglich ist auch der Einsatz von chemischen Schwammsperrmitteln.



Haftung und Kosten

Mit der Sanierung eines Hausschwammschadens kommen auf den Eigentümer hohe Kosten, meist im fünfstelligen Bereich, zu. Da ist die Frage berechtigt, wer eigentlich die Instandsetzung bezahlt – vor allem, wenn es sich um ein jüngst erworbenes Objekt handelt.

Wie viel kostet die Sanierung nach einem Hausschwammschaden?

Die Sanierungskosten hängen vom Umfang des Befalls und vom nötigen Reparaturaufwand ab. In der Regel sollten Betroffene mit Gesamtkosten zwischen 10.000 und 30.000 Euro rechnen.

Allein für die Endoskopie eines Einfamilienhauses sind Preise bis zu 2.000 Euro realistisch. Für eine einzelne Wohnung bewegen sich die Kosten im Bereich von ein paar Hundert Euro.

Wer bezahlt die Sanierung bei Hausschwamm?

Im schlimmsten Fall bleiben Sie als Haus- oder Wohnungseigentümer auf den Sanierungskosten sitzen. Allerdings gibt es seit einigen Jahren neue Versicherungstarife bei Gebäude- und Grundbesitzer-Haftpflichtversicherungen, die Schwammschäden als sogenannte Allmählichkeitsschäden abdecken. Darunter fallen Personen-, Sach- und Vermögensschäden, die durch eine allmähliche Einwirkung von Rauch, Ruß, Staub, Dämpfen, Temperatur oder Feuchtigkeit entstehen.

Bis zum Jahr 2008 schlossen Versicherungen bei der privaten Haftpflichtversicherung solche Schäden meist aus. Überprüfen Sie daher, falls Ihr Vertrag vor 2008 geschlossen wurde, ob Allmählichkeitsschäden in der Police abgedeckt sind.

Wer haftet nach Hauskauf bei Echtem Hausschwamm?

Dieser Holzpilz gilt als schwerer Baumangel, die Instandsetzung des Gebäudes als außergewöhnliche finanzielle Belastung. Der Verkäufer ist verpflichtet, den Käufer über einen Hausschwammbefall oder Umstände, die einen solchen Befall verursachen können, wie zum Beispiel Wasserschäden, zu informieren. Verheimlicht der Verkäufer bewusst einen Schwammbefall, so kann er gerichtlich verpflichtet werden, Schadensersatz zu leisten. Dieser ist allerdings maximal auf den Wert der Immobilie beschränkt.

Wurde mit dem Kaufvertrag ein Haftungsausschluss zugunsten des Verkäufers unterschrieben, bleiben Sie als neuer Haus- oder Wohnungskäufer beziehungsweise Ihre Versicherung vermutlich auf den Kosten sitzen.

In jedem Fall sollten Sie sich in dieser Situation rechtlichen Beistand von einem Fachanwalt für Baurecht holen.

Fazit

Der Echte Hausschwamm ist ein holzzerstörender Pilz, der sich bevorzugt in und auf feuchten Bauteilen aus Holz ausbreitet. Damit sich ein solcher Holzschädling entwickelt, reichen eine einzige Pilzspore und ein feucht warmes Milieu aus. Sein Pilzgeflecht kann auch anorganisches Material wie Gemäuer, Dämmungen und Putz durchdringen und dadurch auf trockenes, eigentlich nicht gefährdetes Holz übergreifen. Für die menschliche Gesundheit stellt der Pilz selten eine Gefahr dar. Allerdings ist er umso gefährlicher für die Bausubstanz: Holz löst er mit der Zeit wortwörtlich in Staub auf. Dachstühle, tragende Balken, Holzböden und Holztreppen können dadurch unvorhergesehen einstürzen.

Der gefährliche Holzschädling wächst versteckt in den Wänden und unter dem Putz. Bewohner bemerken ihn oft erst, wenn sie einen seiner Fruchtkörper im Haus entdecken. Dann wuchert der Pilz aber meist schon seit Jahren durch das Mauerwerk und das Gebälk. Der entstandene Schaden ist meist so groß, dass eine umfangreiche und kostenintensive Sanierung notwendig wird. Hauseigentümer sollten mit Kosten zwischen 10.000 und 30.000 Euro rechnen. Nicht immer springt dafür die Versicherung ein.

Generell gehört Hausschwamm aufgrund seiner Gefahr für die Bausubstanz und des Verschleppungsrisikos in die Hände eines erfahrenen Fachbetriebs.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.