Eine komplett neue staatliche Förderung soll ein Geldsegen für Familien sein, der nebenbei dem Handwerk neue Aufträge einbringt: Gemeint ist das Baukindergeld, welches die Große Koalition derzeit plant und spätestens im September 2018 als Gesetz verabschieden wird. Welche Vorteile Sie erwarten können, erfahren Sie hier auf Bauunternehmen.org.
Ende Oktober 1995 erschien die sogenannte Eigenheimzulage, der Vorgänger des heutigen Bausparkindergeldes. Zehn Jahre lang wurde die Prämie ausgezahlt. Das Baukindergeld basiert auf diesem alten Gesetz. Erneut soll nun zehn Jahre lang eine Förderung an Familien gezahlt werden, die ein Haus bauen beziehungsweise eine Wohnung kaufen wollen.
Baukindergeld als Eigenkapital
Mit dem neuen Baukindergeld erhofft sich die Große Koalition, dass Familien mehr Immobilien kaufen oder bauen werden. Ein motivierender Faktor hierbei ist der jährliche Zuschuss in Höhe von 1.200 Euro pro Kind, der ein Jahrzehnt lang ausgezahlt wird. Eine Familie mit drei Kindern würde demnach insgesamt 36.000 Euro erhalten, die es in die Verwirklichung des Traums vom Eigenheim investieren kann.
Die nachfolgende Tabelle zeigt Ihnen, wie viel Baukindergeld Sie erhalten können:
Kinder | Baukindergeld pro Jahr | Baukindergeld gesamt |
---|---|---|
1 | 1.200 € | 12.000 € |
2 | 2.400 € | 24.000 € |
3 | 3.600 € | 36.000 € |
4 | 4.800 € | 48.000 € |
5 | 6.000 € | 60.000 € |
Rechnungen des Bundesfinanzministeriums zufolge könnten über 200.000 Familien von dem Baukindergeld in Deutschland profitieren. Aber Achtung: Leider gibt es ein Problem bei der Förderung: Bezahlbarer Wohnraum wird in immer mehr Gebieten der Bundesrepublik zur Rarität. Insbesondere die Ballungsräume Berlin, München und Stuttgart leiden unter diesem Wohnungsmangel. Ob der Zuschuss diesen Nachteil ausgleichen kann, ist zu bezweifeln.
Baukindergeld: Definition und Überblick
Es spielt keine Rolle ob Familien ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen möchten, der Anspruch auf das Baukindergeld besteht in beiden Fällen. Familien, die bereits Wohneigentum besitzen, haben keinen Anspruch auf den Zuschuss – auch rückwirkend nicht.
Ein weiterer Vorteil des Baukindergeldes ist die Tatsache, dass es sich um einen flächendeckenden Zuschuss handelt. Anders als bei den Förderungen der Länder oder Kommunen ist man also nicht an deren Konditionen gebunden.
Die Einkommensgrenze für das Baukindergeld liegt derzeit bei 75.000 Euro pro Jahr, wobei der Freibetrag pro Kind bei 15.000 Euro liegt. Eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern darf somit bis zu 105.000 Euro pro Jahr verdienen.
Bezüglich der Einkommensgrenze sollte das Bruttoeinkommen nicht mit dem zu versteuernden Jahreseinkommen verwechselt werden. Das Finanzamt ermittelt den genauen Betrag. Zu beachten ist darüber hinaus, dass zum Jahreseinkommen nicht nur Gehälter zählen, sondern auch andere Einnahmen, wie etwa Zinsen. Auf der anderen Seite werden Sonderausgaben sowie Freibeträge vom Gesamtbetrag abgezogen.
Baukindergeld richtig einsetzen
Die Vorteile des Baukindergeldes kommen nur dann zum Vorschein, wenn Familien die zehnjährige Prämie korrekt verwenden. Vorteilhaft ist das Staatsgeld, wenn Bauherren zusätzlich zum Hauptdarlehen ein kleines Darlehen aufnehmen, welches sie innerhalb der Förderzeit tilgen. Wer die monatlichen 100 Euro pro Kind nur nutzt, um die Kosten des Hauptdarlehens zu reduzieren, profitiert lediglich von einem erhöhten finanziellen Spielraum. Nach Ablauf der zehn Jahre steht jedoch die Anschlussfinanzierung inklusive eines bösen Erwachens an. Es ist davon auszugehen, dass 2028 die Zinsen nicht mehr so tief sind wie heute. Zu diesem Zeitpunkt wächst die monatliche Ratenbelastung durch das wegfallende Baukindergeld um ein Vielfaches.
Baukindergeld beantragen: Wie alt darf der Nachwuchs sein?
Wie Sie bereit wissen, wird pro Kind eine zehnjährige Förderung genehmigt. Wie alt darf aber der Nachwuchs sein, um als Kind angerechnet zu werden? Derzeit gibt es von der Koalition keine Antwort auf diese Frage. Es muss abgewartet werden, bis der finale Gesetzestext vorliegt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass das Baukindergeld an die Vorgaben des Kindergeldes anknüpft. Solange Kindergeld gezahlt wird, können Familien auch das Baukindergeld erhalten.
Nach aktuellem Stand erlischt die Prämie, sobald ein junger Mensch das 18. Lebensjahr vollendet. Es gibt aber bestimmte Voraussetzungen, die eine weitere Zahlung ermöglichen, beispielsweise, wenn der Teenager studiert oder sich in einer Ausbildung befindet. Spätestens zum Ende des 25. endet jedoch die Auszahlung des Kindergeldes und somit vermutlich auch die Auszahlung des Baukindergeldes.
Kritik am Baukindergeld
Trotz der genannten Vorteile des Baukindergeldes sowie des Versuchs, Eltern sowie Bauunternehmen zu helfen, gibt es von einigen Parteien Kritik an der Förderung. Umstritten ist das Baukindergeld aus einem bestimmten Grund: Es profitieren nur die Familien, die sich den Hausbau auch wirklich leisten können. Da in den Ballungsräumen die Kosten für neue Immobilien beziehungsweise den Kauf von Bestandsgebäuden teuer ist, soll die Prämie in Höhe von 12.000 Euro je Kind nicht ausreichend sein. Außerdem kommt jeder Steuerzahler indirekt für das Baukindergeld auf, unabhängig davon, ob er von der Prämie profitiert oder nicht.
Einen ähnlichen Effekt hatte die bereits genannte Eigenheimzulage von 1995 bis 2005. Damals stiegen die Preise für Grundstücke und Neubauten enorm.
Eine Alternative für das Baukindergeld hat das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln gefunden. Im Rahmen einer Studie wurde ermittelt, dass ein Freibetrag auf die Grunderwerbsteuer die Nebenkosten für Familien spürbar senken würde. Ein Blick zu den Nachbarn zeigt den Effekt: Beim Kauf einer 250.000 Euro teuren Immobilie in den Niederlanden fallen Erwerbsnebenkosten in Höhe von 6.500 Euro an – in Deutschland sind es 29.000 Euro.