Bauunternehmen.org Icon
Finanzierung

Energiemanagement der Zukunft: Warum flexible Tarifmodelle immer wichtiger werden

Kirsten Weißbacher
Verfasst von Kirsten Weißbacher
Zuletzt aktualisiert: 26. November 2025
Lesedauer: 8 Minuten
© puhimec / istockphoto.com

Der Bau und die Sanierung von Immobilien stellen Bauherren und Eigentümer vor stetig wachsende Herausforderungen. Neben der Dekarbonisierung des Gebäudesektors rücken vor allem die drückenden Betriebskosten in den Mittelpunkt – etwa für Heizung, Lüftung, Warmwasserbereitung sowie das Laden von E-Mobilität. Der Wunsch nach mehr Energieautarkie und kalkulierbaren laufenden Kosten erfordert neuartige Lösungen. 

In diesem Kontext gewinnen innovative Konzepte wie flexible und dynamische Stromtarife zunehmend an Bedeutung. Sie versprechen nicht nur eine Optimierung des Energieverbrauchs, sondern auch eine spürbare Reduktion der laufenden Energiekosten. Die Art und Weise, wie Gebäude künftig Energie beziehen und nutzen, verändert sich grundlegend – eine Dynamik, die Planer, Bauunternehmen und Bauherren in ihren Projekten frühzeitig berücksichtigen sollten. 

Das Prinzip der dynamischen Stromtarife – Chancen für Immobilien 

Traditionelle Stromtarife basieren in der Regel auf einem festen Preis pro Kilowattstunde (kWh) über einen langen Zeitraum. Dynamische Stromtarife brechen mit diesem starren Modell. Sie koppeln den Strompreis direkt an die aktuellen Börsenpreise der Strombörse (Spotmarkt). Das bedeutet: Ist viel Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind oder Sonne im Netz verfügbar, sinkt der Preis – bis hin zu sehr niedrigen oder in Ausnahmefällen sogar negativen Preisen. Bei hoher Nachfrage und geringem Angebot steigen die Preise entsprechend. 

Bauherren und Immobilienbesitzer, die sich intensiv mit dem Energiemanagement von Bauprojekten in der Zukunft beschäftigen, erkennen hier sofort die immensen Steuerungspotenziale. Sie können große Stromverbraucher in Zeiten niedriger Preise verlagern und so die Kosten senken. Ein Anbieter wie e.on, der solche Modelle anbietet, veranschaulicht eindrücklich die Vorteile, die mit der aktiven Steuerung des Verbrauchs entstehen.  

Der Einstieg in dieses flexible Preismodell erfordert lediglich die Installation eines Smart Meters – eines intelligenten Messsystems – im Gebäude, das die Verbrauchsdaten viertelstündlich oder halbstündlich übermittelt. Durch die direkte Verknüpfung der tatsächlichen Stromkosten mit dem Verbrauch erfahren Sie eine transparente und verbrauchsnahe Abrechnung. 

Funktionsweise intelligenter Zähler als Basis der Flexibilität 

Ein Smart Meter bildet die technische Grundlage, um den dynamischen Stromtarif überhaupt abrechnen und optimal steuern zu können. Dieses Gerät misst den tatsächlichen Energieverbrauch nicht nur einmal im Jahr, sondern in kurzen Intervallen. Es kommuniziert die Daten sicher an den Netzbetreiber und den Stromlieferanten.  

Dadurch wird es technisch möglich, dass der Anbieter den Verbrauch exakt dem schwankenden Einkaufspreis zuordnen kann. Ohne diesen intelligenten Zähler blieben dynamische Tarife lediglich ein theoretisches Konzept. Gerade im Neubau sollte dieser Einbau von Beginn an mitgedacht und eingeplant werden, denn er ermöglicht die Nutzung der flexiblen Stromtarife in der Immobilienwirtschaft. 

Vorteile dynamischer Tarife für Neubau und Bestand 

Die Attraktivität dynamischer Stromtarife im Neubau und im Bestand ergibt sich vor allem aus der Möglichkeit, die laufenden Energiekosten aktiv zu steuern. Wer seinen Strombezug flexibel anpasst, kann auf dieser Basis spürbare Einsparungen erzielen. 

Kostenersparnis durch Lastverschiebung 

Der wichtigste Vorteil liegt in der gezielten Lastverschiebung. Große Verbraucher in modernen Immobilien, wie etwa Wärmepumpen, Batteriespeicher von Photovoltaikanlagen oder Ladesäulen für E-Fahrzeuge, können automatisiert in die Zeiten günstiger Strombörsenpreise verschoben werden.  

Das Laden des Elektroautos startet beispielsweise erst in den Nachtstunden, wenn der Strompreis niedrig ist. Ebenso kann der Batteriespeicher einer PV-Anlage in Phasen geringer Eigenproduktion gezielt zu Zeiten niedriger Börsenpreise aus dem Netz geladen werden. Dies minimiert nicht nur die laufenden Stromkosten, sondern erhöht auch die energetische Effizienz der gesamten Gebäude- und Anlagentechnik. 

Beitrag zur Energiewende und Netzstabilität 

Wer sich für flexible Tarife entscheidet, leistet einen aktiven Beitrag zur Energiewende. Denn mit der Verschiebung des eigenen Verbrauchs hin zu Zeiten hoher Einspeisung erneuerbarer Energien helfen Sie, das Stromnetz zu entlasten und die Grundlast besser auszugleichen. 

Dieses aktive Verbraucherverhalten wird als „Demand-Side-Management“ (Lastmanagement auf der Verbraucherseite) bezeichnet. Es macht Immobilienbesitzer zu aktiven Teilnehmern am Energiemarkt, indem sie das Netz in Momenten knapper oder reichlicher Energieversorgung unterstützen. Moderne Planungsleitfäden und Best Practices im Neubau berücksichtigen diesen Aspekt zunehmend, etwa durch die Integration steuerbarer Wärmepumpen, Lüftungsanlagen, Wallboxen und anderer Verbraucher in ein zentrales Energiemanagementsystem. 

Weitere konkrete Vorteile sind: 

  • Transparenz: Sie sehen den tagesaktuellen Strompreis und wissen exakt, wofür Sie bezahlen. 
  • Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit: Durch sinkende Betriebskosten steigt langfristig die Attraktivität der Immobilie; das kann sich positiv auf Vermietbarkeit und Wertentwicklung auswirken. 

Herausforderungen und Nachteile von dynamischen Stromtarifen 

Wo es große Chancen gibt, existieren natürlich auch Risiken. Dynamische Tarife haben Auswirkungen auf Immobilien und bergen einige Herausforderungen, derer man sich bewusst sein sollte. 

Preisrisiko und Komplexität 

Der Hauptnachteil liegt in der Preisschwankung. Steigt der Strompreis an der Börse unerwartet stark an – etwa durch unvorhergesehene Engpässe im Netz –, kann dies zu höheren Kosten führen als bei einem klassischen Festpreistarif. Bauherren müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie ein gewisses Preisrisiko eingehen.  

Dieses Risiko lässt sich nur durch eine konsequente, idealerweise automatisierte Verbrauchssteuerung minimieren. Die anfängliche Komplexität der Steuerung kann abschreckend wirken, doch moderne Energiemanagementsysteme nehmen dem Nutzer heute einen Großteil der Arbeit ab. 

Erforderliche technische Infrastruktur 

Die Nutzung dynamischer Tarife ist untrennbar mit der Anschaffung und Installation eines Smart Meters verbunden. Obwohl der Einbau in Neubauten perspektivisch zum Standard wird, bedeutet dies für Bestandsgebäude unter Umständen zusätzliche Installationskosten. Darüber hinaus benötigen Eigentümer eine intelligente Steuerungstechnik, die automatisch auf die schwankenden Preise reagiert. 

  • Ein einfaches „Sparen“ durch das Verschieben des Wäschewaschens ist nicht ausreichend. 
  • Es braucht eine Vernetzung von Wärmepumpe, Wallbox, Speicher und der zentralen Steuerungseinheit, die die Preissignale des Anbieters (wie beispielsweise e.on) verarbeitet und automatische Entscheidungen trifft. 

Integration in die Bauplanung – was Planer beachten müssen 

Für Planer und Bauleiter ist die Integration dynamischer Tarifmodelle der Zukunft zunehmend entscheidend. Das Energiemanagement für Bauprojekte der Zukunft muss von der ersten Skizze an berücksichtigt werden. 

Vernetzung und Sektorkopplung 

Moderne Gebäude sind zunehmend ein vernetztes System aus Wärme, Strom und Mobilität – man spricht von Sektorkopplung. Um die flexiblen Stromtarife in der Immobilienwirtschaft voll ausschöpfen zu können, müssen alle Energieverbraucher und -erzeuger über ein gemeinsames, intelligentes Energiemanagementsystem (EMS) steuerbar sein. Das EMS agiert als eine Art Dirigent: Es empfängt die Preissignale des Energieversorgers und verteilt die Lasten so, dass der Strombezug möglichst in die günstigsten Zeitfenster fällt. 

Planer sollten hierbei folgende Punkte sicherstellen: 

  • Kommunikationsfähigkeit der Komponenten: Alle technischen Geräte müssen über standardisierte Schnittstellen (z. B. EEBus, SG Ready) verfügen, um mit dem zentralen EMS kommunizieren zu können. 
  • Skalierbarkeit: Das System muss auf zukünftige Erweiterungen, etwa zusätzliche E-Ladesäulen oder größere Batteriespeicher, vorbereitet sein. 
  • Vollautomatisierung: Die Steuerung muss größtenteils automatisch erfolgen, um menschliche Fehler und den täglichen Aufwand für die Nutzer zu minimieren. 

Best Practices – wie Sie das Maximum herausholen 

Die Nutzung flexibler Tarife ist kein Selbstläufer. Sie erfordert ein Umdenken und die Bereitschaft, moderne Technologien einzusetzen. Best Practices im Energiemanagement von Neubauten und sanierten Bestandsgebäuden zeigen jedoch, wie sich die Effizienz deutlich steigern lässt. 

  • Speicher priorisieren: Die Kombination aus Photovoltaikanlage und Batteriespeicher ist der Schlüssel zum Erfolg. Der Speicher kann in teuren Zeiten die Versorgung übernehmen oder in günstigen Börsenzeiten schnell geladen werden. 
  • Smarte Geräte einsetzen: Setzen Sie auf Haushaltsgeräte und Anlagen, die laut home&smart, dem größten deutschsprachigen Verbraucherportal für Smart-Home-Technologien, verzögert starten können und über eine Smart-Grid-Funktionalität verfügen. 
  • Automatisieren: Verlassen Sie sich nicht auf manuelle Steuerung. Ein vollautomatisches Energiemanagementsystem ist die beste Investition, um auf die kurzfristigen Preisänderungen optimal zu reagieren. Die Erfahrung von Anbietern wie e.on zeigt, dass nur eine konsequente Automatisierung die Ersparnis ermöglicht. 


Fazit 

Die Bedeutung flexibler Tarifmodelle für Bau- und Immobilienprojekte wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Für zukunftsorientierte Bauherren bieten sie einen wichtigen Hebel zur Kostenoptimierung und zur Erhöhung der Nachhaltigkeit. Zwar erfordert die Einführung dynamischer Stromtarife zunächst Investitionen in ein Smart Meter und ein intelligentes Energiemanagementsystem, doch können sich diese Aufwendungen durch aktive Einsparungen bei den laufenden Betriebskosten mittelfristig amortisieren. 

Wer heute baut oder saniert, sollte moderne, flexible Tarifmodelle daher fest in die Energieplanung integrieren. Der Weg führt weg von starren Preisen hin zu einem dynamischen, aktiven Energiemanagement von Bauprojekten, das sowohl der eigenen Geldbörse als auch der Energiewende zugutekommt. 

Über unsere*n Autor*in
Kirsten Weißbacher
Kirsten hat Germanistik in Hamburg studiert und im Anschluss ein Volontariat gemacht. Nach ihrem Start in der Unternehmenskommunikation eines lokalen Herstellers wechselte sie in die freiberufliche Tätigkeit. Seit Februar 2024 ist Kirsten bei Digitale Seiten und schreibt dort Ratgeber zu Handwerksthemen aller Art.