Der Beruf des Oberbauleiters bietet vielfältige Arbeitsbereiche. Ob im Hochbau oder Tiefbau: Sie sind in der Bauleitung stets für den Erfolg eines Projekts verantwortlich und stehen bei der baulichen Ausführung zwischen dem Bauherrn als Auftraggeber und Ihren Mitarbeitern. Dabei kümmern Sie sich um alle relevanten Belange, die zur frist- und sachgerecht erbrachten Leistung beitragen. Welche inhaltlichen, konzeptionellen und organisatorischen Aufgaben ein Oberbauleiter erfüllen muss und mit welchen Gehalt Sie in diesem Job rechnen können: Wir sagen es Ihnen.
Was ist ein Oberbauleiter?
Ein Oberbauleiter ist ein Projektleiter innerhalb einer Firma. Sein Job ist es, mehrere Baustellen zu betreuen. Er ist den Bauleitern auf den jeweiligen Baustellen übergeordnet.
Als Bauleiter wird die Person bezeichnet, die bei einem Bauvorhaben auf die ordnungsgemäße Ausführung, also die Erfüllung der öffentlichen und rechtlichen Anforderungen achtet. Dazu gehört insbesondere die Berücksichtigung der erteilten Baugenehmigungen.
Meist ist ein Bauleiter ein Bauingenieur, Baumeister oder Architekt. Er muss als Projektleiter laut §56 Absatz 2 der Musterbauordnung (MBO) über die erforderliche Erfahrung und Sachkunde verfügen und wird vom Bauherrn beauftragt. Dieser muss wiederum den Namen des Bauleiters vor Baubeginn an die Bauaufsichtsbehörde weiterleiten.
Was sind die Aufgaben eines Oberbauleiters?
Der Oberbauleiter ist als Projektleiter für die sach- und fristgerechte Ausführung verantwortlich. Aus der Landesbauordnung entstehen ihm Rechte und Pflichten, aus denen sich unterschiedliche Aufgaben für seinen täglichen Job ergeben. Grob gesagt lässt sich das Arbeitsfeld in zwei zentrale Gebiete aufteilen: Die Leitung und Planung des Bauvorhabens und die praktische Arbeit auf der Baustelle.
Mögliche Hauptaufgaben:
- Planung des Projekts (Gebäude, Straße, Brücke, Eisenbahn)
- Einhaltung der sicherheitsrelevanten Aspekte, wie Arbeitssicherheit, Umweltschutz und Gesundheitsschutz
- Koordination handwerklicher und technischer Arbeiten
- Erstellung und Überwachung des Bauzeitplans
- Regelmäßige Überwachung des Baufortschritts
- Laufende Kostenkalkulation
- Kundenberatung und -betreuung
- Koordination der Termine mit Firmenbauleitern und Polieren
- Koordination von behördlichen Abnahmen
- Personal- und Materialbeschaffung
- Ausschreibung und Einholung von Kostenvoranschlägen
- Führen eines Bautagebuchs (Hier werden die festgestellten Mängel dokumentiert. Bei Nichtbeachtung droht durch diese Pflichtverletzung Honorarkürzung.)
Die tatsächlichen Aufgabenfelder unterscheiden sich allerdings von Unternehmen zu Unternehmen. So ist die Kostenkalkulation meist fester Bestandteil des Aufgabengebiets. Die Mängel eines Projekts landen ebenfalls oft auf dem Schreibtisch des Oberbauleiters. Und auch die wichtigen Termine mit dem Bauherrn sind in der Regel sein Job. Die Beschaffung des notwendigen Materials hingegen wälzt er oftmals auf den Bauleiter ab.
Bei gefahrenträchtigen Arbeiten, zum Beispiel beim Abriss einer Brücke, ist er meist auf der Baustelle anwesend. Da dies manchmal nur nachts möglich ist, kann es für ihn sowie seine Mitarbeiter zu ungewöhnlichen Arbeitszeiten kommen.
Die Bauleitung haftet auch bei Mängeln gegenüber der Aufsichtsbehörde, bei Unfällen gegenüber der Berufsgenossenschaft und bei mangelhafter Arbeit gegenüber dem Auftraggeber und Dritten Bei Letzterem können technische, ökonomische, terminliche oder ökologische Faktoren eine Rolle spielen.
Zu den vielfältigen Aufgaben in diesem Job gehören auch die verschiedenen Arten der Kommunikation: Einerseits ist der Oberbauleiter im Gespräch mit dem Auftraggeber, andererseits in der Teamleitung gefragt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Ansprachen, die er beherrschen muss.
Daher gilt es, die anfallenden Aufgaben auf der Baustelle im Vorfeld im Detail zu besprechen, ganz gleich ob es sich um eine Aufgabe im Hochbau oder Tiefbau handelt.
Welche Voraussetzungen müssen Sie mitbringen?
Um als Oberbauleiter arbeiten zu können, ist zunächst eine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf in der Baubranche notwendig. Alternativ können Sie mithilfe eines Studiums des Bauingenieurwesens oder der Architektur die geforderten Fähigkeiten erlangen. Dadurch erlangen Sie Kenntnisse in Verwaltung, Personalführung, Arbeitssicherheit und Bauvorschriften. Ein Studium an einer Fachhochschule bietet dabei einen höheren Praxisbezug als das an einer Universität.
Des Weiteren können Sie bei Bedarf auch eine Weiterbildung zum Bauleiter absolvieren, wodurch Sie auf die spezifischen Anforderungen in diesem Job vorbereitet werden. Bei den meisten Lehrgängen werden Sie mit einem einschlägigen abgeschlossenen Hochschulstudium sowie als Meister zugelassen. Bevor Sie als Oberbauleiter eingesetzt werden, müssen Sie circa zehn Jahre Berufserfahrung in der Bauleitung gesammelt haben.
Voraussetzung, um den Job in der Bauleitung erfolgreich zu erledigen, ist neben der fachlichen auch die persönliche Kompetenz. Zu den individuellen Fähigkeiten, die Sie mitbringen sollten, gehören:
- Organisationstalent
- Belastbarkeit (manche Bauprojekte erfordern zeitlich straffe Umsetzungen, wodurch die Work-Life-Balance unausgeglichen ist)
- unternehmerisches Denken
- Kommunikationsfähigkeit
- räumliches Denken
Welche Rolle spielt ein Oberbauleiter im Hochbau?
Im Hochbau befasst sich die Bauleitung mit der Planung und Errichtung von Gebäuden, die sich über der Erdoberfläche befinden. Klassischerweise geht es dabei um Wohnhäuser aller Art, um Kaufhäuser, Industriehallen, Sportarenen, Kinos oder Bürogebäude.
Bei einem solchem Bauvorhaben wird ein Oberbauleiter vom Bauherrn mit der Planung und Errichtung der gesamten Baustelle beauftragt. Als (Ober-)Bauleiter wird meist ein Architekt oder Bauingenieur eingesetzt, prinzipiell ist der Bauherr in seiner Auswahl allerdings frei.
Welche Rolle spielt ein Oberbauleiter im Tiefbau?
Im Tiefbau ist die Bauleitung verantwortlich für der Planung und Errichtung aller Bauwerke, die sich unterhalb oder direkt an der Erdoberfläche befinden. Dazu gehören beispielsweise der Tunnel- und Wasserbau, der Bau von Wegen und Straßen sowie Eisenbahnstrecken. Auch der Abriss und die Errichtung von Brücken wird zum Tiefbau gezählt.
Ähnlich zum Pendant beim Hochbau ist der Oberbauleiter im Tiefbau als Gesamtprojektleiter für die erfolgreiche Abwicklung des Bauvorhabens verantwortlich. Dazu gehört die Planung, die ordnungsgemäße Abwicklung unter Einhaltung aller Vorschriften zur Arbeitssicherheit, zum Umweltschutz und Gesundheitsschutz sowie die Kontrolle zur fristgerechte Leistung.
Auch beim Tiefbau ist der Bauherr bei der Besetzung des verantwortlichen Bauleiters frei in seiner Wahl. Ausgebildete Architekten und Bauingenieure eignen sich in Kombination mit ihrer Berufserfahrung bei einem ausgeschriebenen Stellenangebot am besten für die Umsetzung.
Was verdient ein Oberbauleiter?
Das Gehalt eines Oberbauleiters und Bauleiters ist in der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) geregelt.
Ein Bauleiter verdient in Deutschland zu Beginn rund 40.000 Euro Bruttogehalt im Jahr, nach ein paar Jahren im Job steigt Ihr Einkommen auf bis zu 70.000 Euro. Als Oberbauleiter verdienen Sie ein Gehalt von 75.000 bis 85.000 Euro brutto jährlich, nach einigen Jahren und mit ausreichend Reputation bis zu 125.000 Euro. Der exakte Betrag bemisst sich an der Größe des Unternehmens und Ihrer Berufserfahrung.
In der Schweiz können Sie als Oberbauleiter bis zu 155.000 Euro verdienen, allerdings sollten Sie auch die deutlich höheren Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Deutschland im Kopf haben.
Wer ein überdurchschnittlich hohes Gehalt in der Bauleitung verdienen möchte, sollte nach Stellenangeboten im Nahen Osten oder in Australien Ausschau halten. Während Sie im Nahen Osten mit bis zu 235.000 Euro brutto im Jahr Durchschnittsgehalt in dieser Branche rechnen können, sind es in Australien je nach Erfahrungswerten bis zu 270.000 Euro brutto im Jahr.