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Tiny House kaufen: Hersteller, Kosten und gesetzliche Vorschriften

Bauunternehmen.org Team
Verfasst von Bauunternehmen.org Team
Zuletzt aktualisiert: 01. April 2022
Lesedauer: 10 Minuten
© brintik / istockphoto.com

Was genau sind Tiny Houses?

Während in anderen Ländern, zum Beispiel in den USA, ein Tiny House rechtlich definiert ist, fehlen in Deutschland formale Kriterien, um ein Minihaus eindeutig als Tiny House einzuordnen. Grundsätzlich kann man zwischen mobilen Häusern auf Rädern und stationären Tiny Houses unterscheiden, die ein Fundament besitzen und nicht bewegt werden können. Es ist prinzipiell möglich, ein Tiny House als Fertighaus zu kaufen oder eins zu bauen.

Der Trend zu Minihäusern erreicht auch Deutschland. In Zeiten von hohen Kauf- und Grundstückpreisen, Nullzinsen und steigenden Mieten entscheiden sich zunehmend mehr Menschen, die ein günstiges Eigenheim kaufen wollen, für ein Tiny House. Wer ein Tiny House baut, muss jedoch ebenfalls zuerst Bauland finden. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Einfamilienhäusern ist allerdings, dass auch ein kleines Grundstück ausreichend ist. In den folgenden Abschnitten finden Sie Informationen und interessante Fakten zu Kaufpreisen von Fertighäusern, gesetzlichen Voraussetzungen für den Bau und zur Ausstattung von Minihäusern.

SCHON GEWUSST?
Ein günstiges Grundstück zu finden, stellt in Deutschland die größte Herausforderung dar, denn auch auf dem Land treibt der Bauboom die Kaufpreise nach oben. Vor allem kleine Grundstücke sind Mangelware. Aus diesem Grund existiert eine Grundstückbörse für Menschen, die ein Tiny House planen und sich mit anderen Käufern das Bauland teilen möchten.

Wie komfortabel sind Tiny Houses?

Grundsätzlich kann ein Tiny House so komfortabel wie ein herkömmliches Haus oder eine Wohnung sein. Im Gegensatz zu einem Wohnwagen verfügt es nämlich über eine hochwertige Isolierung und eine Heizung. Darüber hinaus müssen Tiny Houses für die notwendige Baugenehmigung alle Versorgungsanschlüsse wie Strom, Wasser und Abwasser nachweisen. Der einzige Unterschied zum Eigenheim beziehungsweise zur Mietwohnung ist die geringere Fläche, die zur Verfügung steht. Aus diesem Grund sind alle Schränke, Regale und Arbeitsplatten so konzipiert, dass sie maximalen Stauraum bei minimalem Platzbedarf bieten. Käufer eines Mini-Fertighauses schätzen die Möglichkeit, minimalistisch zu leben und auf unnötige Gegenstände zu verzichten. Bevor Sie ein Tiny Haus kaufen, sollten Sie in jedem Fall für sich entscheiden, ob Sie trotz moderner Ausstattung mit dem reduzierten Platzangebot zurechtkommen.

Welche Ausstattung bieten Tiny Houses?

In der Ausstattung sind Tiny Houses nicht anders als Häuser und Wohnungen mit einer größeren Fläche. Der Unterschied besteht in den Maßen der Möbeln und der Sanitäranlagen. Eine Dusche in einem Minihouse hat zum Beispiel oft gerade mal 1 Quadratmeter Grundfläche. Im Wohnbereich gibt es platzsparende Zweisitzer oder einzelne Sessel statt wuchtige Couchgarnituren. Das Bett ist oft auf einer Ablage unter der Decke angebracht, sodass ein separates Schlafzimmer nicht notwendig ist. Auch die Schränke werden so entworfen, dass sie maximalen Platz bei minimalem Volumen anbieten und beispielsweise gleichzeitig als Treppe dienen.

Welche Heizungsarten gibt es für Tiny Häuser zu kaufen?

Entscheidend für die Heiztechnik im Tiny House ist ein geringer Platzbedarf. Aus diesem Grund kommen herkömmliche Heizkörper nicht in Frage. Einige Bewohner nutzen als Energiequelle selbst erzeugten Windstrom oder Solarpaneele und verbinden damit die Vorstellung, autark und ökologisch zu leben. Eine weitere, oft genutzte Möglichkeit ist die Infrarotheizung: Die flachen Scheiben lassen sich leicht an der Wand anbringen und verbrauchen wenig Platz.

Wie gut sind Tiny Houses gedämmt?

Ein Tiny House ist als permanenter Wohnsitz gedacht und weist daher eine hochwertige Isolierung auf. Als natürliche Materialien kommen Glas-, Stein-, Holz-, Schaf- oder Hanfwolle in Betracht. Manche Tiny Houses sind zusätzlich von Holzfaser- oder PUR Schaumplatten vor Wind und Kälte geschützt.

UNSER TIPP:
Sie überlegen, ein Tiny House zu kaufen, möchten aber noch weitere Informationen haben? Details zu Vor- und Nachteilen von Tiny Houses sowie zu den Ursprüngen der Bewegung finden Sie in diesem Artikel auf Bauunternehmen.org!


Bei welchen Anbietern kann man Tiny Houses kaufen?

Auch im deutschsprachigen Raum haben sich in den letzten Jahren einige Anbieter von Tiny Houses etabliert, bei denen Sie sowohl ein Modulhaus als auch einen individuellen Entwurf kaufen können. Nachfolgend finden Sie eine Liste mit Herstellern von Tiny Houses.

FABI-HOLZ GMBH
In Brandenburg an der Havel sitzt die Firma FABI-HOLZ, die sowohl fest installierte als auch mobile Minihäuser in verschiedenen Größen zum Kauf anbietet, ob als Wohnhaus, Gartenhaus, Hausboot oder zur temporären Nutzung. Das Auffällige hier ist das mit dem IF Design Award ausgezeichnete Go-Tic-Design, welches dem Tiny Haus eine ganz besondere Optik verleiht, aber immer noch eine gestalterische Vielfalt ermöglicht. Tiny Häuser in diesem geschützten Design sind ausschließlich bei diesem Anbieter zu kaufen.

Koersmann
Die Firma aus Bad Bentheim hat für potenzielle Käufer von Tiny Houses vier Pakete im Angebot: Die ersten zwei beinhalten einen Grundrahmen beziehungsweise einen Rohbau mit Isolierung. Wer mehr möchte, kann ein schlüsselfertiges Minihaus mit oder ohne Möbeln kaufen. Verschiedene Entwürfe stehen dabei zur Verfügung, auf individuelle Wünsche wird selbstverständlich gern eingegangen. Ein Grundrahmen ist ab 10.000 Euro zu haben, das möblierte Haus kostet ab 35.000 Euro.

Konzept Tischlerei Wöhltjen
Diese Tischlerei in Norddeutschland fertigt zweigeschossige Tiny Houses aus Holz mit einer individuellen Ausstattung und speziell angefertigten Möbeln, der Fokus liegt auf Ferienhäusern. Mit einem klassischen Satteldach, einer kleinen Veranda und bodentiefen Glasfenstern sind die kleinen Heime nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch.

Reset House
Dieser Betrieb setzt auf rustikale Häuser aus heimischen Holzsorten wie Fichte und Lärche. Im Mittelpunkt steht die Vorstellung, mitten in der Natur zu leben. Die kleinen Heime mit Pultdach verzichten auf Dekorationselemente zugunsten von einem schlichten Design. Der Kaufpreis für die Ausbaustufe ohne Inneneinrichtung liegt bei ca. 28.000 Euro.

Tiny House Deutschland
Preiswerte Minihäuser gibt es bei diesem Hersteller aus Brandenburg an der Havel zu kaufen. Das Modell Malmö beispielsweise misst 8,45 x 2,55 x 3,95 m (BxTxH) und besitzt eine Isolierung aus Dämmwolle, ein Dach mit Zinkblecheindeckung und Isolierglas-Fenster. Das Tiny House ist innen und außen mit Fichenholz verkleidet. Die Innenausstattung umfasst eine Klappcouch, einen Treppenschrank und einen Essbereich. Das Warmwasser wird von einem Durchlauferhitzer zubereitet, geheizt wird mit einem Kohle- oder oder Holzofen. Das Tiny House Malmö ist ab 34.500 Euro zu haben.

Tiny House Rheinau
Ein Rohbau mit Sattel- oder Pultdach, Dachdeckung mit Alublech oder Stehfalzblech und einer Außenverkleidung aus Tanne oder Fichte kostet hier 17.300 Euro. Optional sind eine Außenverkleidung aus Douglasie, eine Außenveranda und ein Dachüberstand. Auch was Türen, Fenster, Fußböden und Sanitäranlagen angeht, können Käufer zwischen vielen Optionen wählen; Eine Infrarotheizung, ein Holzofen und eine Gastherme stellen die Heizmöglichkeiten dar. Diese Firma bietet Tüftlern außerdem einen Bausatz für ein Tiny House ab 24.000 Euro, der selbst zusammengestellt werden kann.

Tischlerei Hantschel
Die im thüringischen Saalfeld ansässige Tischlerei Hantschel hat mit ihrem FlexHome ein Modulhaus im Angebot, welches individuell zusammengesetzt werden kann. Die variablen Grundrisse und Gestaltungsmöglichkeiten sind die große Stärke dieser Bauweise.

Was kostet ein Tiny House?

Die Kaufkosten für ein Tiny House hängen von den Vorstellungen der Käufer ab. Wer nur einen Rohbau möchte, kann schon für 10.000 Euro Objekte erhalten. Die Preise für ein Modulhaus oder ein schlüsselfertiges Haus bewegen sich zwischen 30.000 und 35.000 Euro. Wer Sonderwünsche möchte, muss dementsprechend tiefer in die Tasche greifen. Zum Kaufpreis kommen Erschließungskosten und die Grundstücksteuer hinzu. Erstere betragen 4.000 bis 5.000 Euro für ein kleines Grundstück, letztere hängt vom Wert des Grundstücks und der Gemeinde ab, in dem es sich befindet.

Ein weiterer Posten stellen die Notarkosten dar. Sie werden nach dem Immobilienpreis berechnet und dürften für den Kauf eines Tiny Houses meist im dreistelligen Bereich liegen. Was die Nebenkosten angeht, sparen Minihausbewohner im Vergleich zu Hausbesitzern, da die kleinen Heime weniger Strom- und Heizkosten benötigen. Ein Pauschalpreis ist jedoch schwer zu nennen, denn die einzelnen Posten hängen vom individuellen Verbrauch ab.

Gibt es Fördermittel für den Kauf von Tiny Houses?

Mobile Tiny Houses sind in Deutschland von jeglicher Förderung von Bund und Ländern ausgeschlossen, die nur für stationäre Bauten gelten. Wenn Sie ein stationäres Minihaus kaufen, können Sie dagegen unter Umständen Fördermittel bekommen.

Modernes Tiny House mit Holzfassade und großem Giebelfenster, freistehend auf gepflasterter Fläche in naturnaher Umgebung bei sonnigem Wetter
Tiny Houses eignen sich besonders zur Bebauung von kleinen Grundstücken. © Hollandfoto / istockphoto.com


Welche gesetzlichen Vorschriften gibt es für Tiny Houses?

In Deutschland sind auch Tiny Houses baugenehmigungspflichtig, sobald sie ein Fundament besitzen. Darüber hinaus kommen als Stellplätze nur Grundstücke im Wohn- beziehungsweise Mischbereich in Frage. Wenn Sie Bauland für Ihr kleines Heim kaufen möchten, müssen Sie beim zuständigen Amt Ihr Vorhaben anmelden. Außerdem muss das Haus verkehrsmäßig erschlossen sein.

Darf man ein Tiny House als Erstwohnsitz nutzen?

In Deutschland in einem Tiny House polizeilich angemeldet zu sein ist nicht unproblematisch, aber grundsätzlich möglich. Die Voraussetzung dafür ist, dass das Minihaus eine Baugenehmigung besitzt und nicht als Haus auf Rädern gilt. Darüber hinaus ist der Standplatz entscheidend. Steht es auf einem Campingplatz, entscheidet der Besitzer, ob Sie dort Ihren Erstwohnsitz haben dürfen. Haben Sie für Ihr Tiny House ein Grundstück gekauft oder gepachtet, steht der Wohnsitzverlegung in der Regel nichts im Wege.

Braucht man für ein Tiny House eine Baugenehmigung?

Ja, denn in Deutschland ist jeder Bau, der am Boden verankert ist, baugenehmigungspflichtig. Den Antrag müssen sie beim zuständig Bauamt stellen. Wichtig ist vor allem, dass das Minihaus an die Wasser-, Abwasser und Stromleitungen angeschlossen ist.

Braucht das Tiny House in Deutschland einen Energieausweis?

Seit 2009 muss in Deutschland jeder Neubau einen Energieausweis aufweisen, der seine Energieeffizienz bescheinigt. Davon ausgenommen sind allerdings Gebäude mit einer Nutzfläche von weniger als 50 Quadratmetern. Die meisten Tiny Houses gehören zu dieser Kategorie und benötigen daher keinen Energieausweis.

Unterscheidet sich ein Tiny House also rechtlich von einem normalen Eigenheim?

Ein stationäres Tiny House wird in Deutschland rechtlich wie ein herkömmliches Eigenheim behandelt. Sind die oben genannten Voraussetzungen bezüglich Baugenehmigung, Erschließung und Energieausweis erfüllt, ist das permanente Wohnen im Tiny House möglich.

Fazit

Tiny Houses sind eine Wohnmöglichkeit für Menschen, die minimalistisch leben möchten und nicht viel Platz brauchen. Die Minihäuser besitzen, genauso wie ein normales Haus, Wasser- und Stromanschlüsse. Die Einrichtung in der Küche, im Wohnzimmer und im Bad ist funktional und bieten maximale Fläche beziehungsweise Volumen bei geringem Platzverbrauch. Wer ein in Deutschland ein stationäres Tiny House kaufen oder bauen möchte, benötigt sowohl eine Baugenehmigung als auch Bauland. Es besteht die Möglichkeit, innerhalb einer Gemeinde ein Grundstück zu kaufen oder innerhalb von Kleinhaus-Kolonien zu pachten.

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